Hans Hollein: "Alles ist Architektur"
Architektur war für Hans Hollein (1934-2014) mehr als der Bau von Gebäuden: Der Österreicher kommunizierte mit ihnen - und setzte damit weltweit Akzente. An Hand von Zitaten stellen wir seine bekanntesten Bauwerke vor.
"Wir müssen die Architektur vom Bauen befreien!"
Über viele Jahre galt es als der umstrittenste Bau der österreichischen Nachkriegsgeschichte: Das neue Haas-Haus, ein Einkaufszentrum, baute Hollein 1987-1990 am Wiener Stephansplatz. Mit seinem verspiegelten Erker bildet das Shopping-Paradies einen starken Kontrast zum gegenüberliegenden Stephansdom - was für hitzige Debatten sorgte.
"Architektur ist Konditionierung eines psychologischen Zustandes."
Am Beginn seiner Karriere standen visionäre Architekturzeichnungen, Modelle und Collagen, in denen der "Universalkünstler" das Zusammenspiel von Raum, Baukörper, Stadt und Kommunikation neu erdachte. Berühmtheit erlangte Hollein dann mit der praktischen Umsetzung seiner theoretischen Vorarbeit.
"Wir wollen eine sinnliche Schönheit elementarer Gewalt."
Eines der bekanntesten Gebäude des Österreichers Hans Hollein ist die österreichische Botschaft am Großen Tiergarten in Berlin. Im März 1999 wurde mit dem Bau begonnen, der am Ende rund 14,9 Millionen Euro kostete und am 5. Juli 2001 eingeweiht wurde - in Anwesenheit des damaligen österreichischen Bundespräsidenten Thomas Klestil sowie der Außenminister Österreichs und Deutschlands.
"Architektur ist die Kontrolle der Körperwärme: schützende Behausung."
Mit dem Museum auf dem Abteiberg in Mönchengladbach, einem Stadtmuseum mit angrenzendem Skulpturengarten, setzte Hollein neue Maßstäbe für die Museumsarchitektur. 1982 konnte er seine Vision eines begehbaren, überwachsenen Bauwerks umsetzen: ein System gebogener Terrassen, eine Collage unterschiedlicher Baukörper.
"Architektur ist kultisch, sie ist Mal, Symbol, Zeichen, Expression."
Das auch als "Tortenstück" bezeichnete Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main zeichnet sich durch seine charakteristische Dreiecksform aus. In einem Museum könne es keinen neutralen Raum geben, sagte Hollein, "sondern nur charakteristische Räume unterschiedlicher Größenordnung, mit denen das Kunstwerk eine Dialektik eingeht – in gegenseitiger Potenzierung".
"Architektur ist Bestimmung, Festlegung des Raumes, Umwelt."
2002 wurde in Saint-Ours in der französischen Auvergne das Vulkanmuseum "Vulcania" eröffnet - ein großteils unterirdisch angelegter Museumspark in abgelegener Landschaft, inmitten erloschener Vulkane. In einem Kilometer Höhe gräbt sich das Museum ins Erdinnere, sein Wahrzeichen ist ein 37 Meter hoher Kegelstumpf, der außen mit Basalt verkleidet ist.
"Architekten müssen aufhören, nur in Bauwerken zu denken!“
Hollein war nicht nur Architekt und Architekturtheoretiker, sondern auch Designer, Ausstellungsgestalter, Bildhauer und Objektkünstler. Hier seine Installation "Car Building" (1960/2011) vor dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe.