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Handy statt Parkuhr

Andreas van Hooven5. August 2002

Zur Hauptverkehrszeit liegen die Nerven bei Autofahrern oft blank, speziell bei der Parkplatzsuche. Blechschäden und Streitereien um das eckige Stück Asphalt könnten bald der Vergangenheit angehören.

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Parkplatzsuche: Warteschleife ins BüroBild: Bilderbox

Ein fehlender Parkplatz als Grund für das Zu-spät-Kommen wird oft angezweifelt. Knapp vor Dienstbeginn wird ein Halteverbot deshalb schon mal ignoriert und zum Parkplatz umfunktioniert. Die Quittung nach Feierabend sind ein abgeschlepptes Auto oder ein Strafzettel unter dem Scheibenwischer. Forscher der Technischen Universität München (TMU) glauben dem ein Ende bereiten zu können.

Smog durch Runden um den Block

Gleich drei ungeliebte Effekte der Parkplatzsuche wollen die TMU-Forscher mit einem Mobilfunk-Dienst für die künftige UMTS-Handy-Generation vermeiden: Das höhere Verkehrsaufkommen durch suchende Fahrer, die steigende Umweltbelastung durch häufiges "Um-den-Block-Fahren" und die dennoch mangelnde Auslastung von Parkflächen. Für Ende 2003 plant die Münchner Forschergruppe die Serienreife ihres Projekts CoPark. Leere Parkplätze sollen dann per UMTS vermittelt und die Gebühr für die anschließende Parkzeit gleich abgerechnet werden.

Small-Talk beim Einparken

CoPark

nutzt neue Technologien zur Parkraumbewirtschaftung. Bei oder vor Fahrtantritt kann der Fahrer den gewünschten Ort für einen Parkplatz bestimmen und über UMTS/GPRS-Handy oder ein elektronisches Notizbuch (Handheld) an eine Datenbank durchgegeben. Über die Datenbank werden passende Plätze ermittelt und Anfahrtszeiten berechnet. Dynamische Prognosen in Verbindung mit dem Global Positioning System (GPS) informieren den Fahrer, wie wahrscheinlich er Parkplätze ohne "Ehrenrunden" erreichen kann. Die Orte frei werdender Parkplätze werden dem Suchenden per Handy mitgeteilt, worauf er reservieren kann.

Allerdings muss der Parker die Datenbank informiert haben, wie lange er auf der Stellfläche stehen wird. "Ein Auto, das bereits dort parkt" und an CoPark teilnimmt, so der Informatiker Dietmar Scharf von der TMU, ist also Garant für den gewünschten Parkplatz. Verzögert sich die Rückkehr des Parkers zum Beispiel durch eine Konferenz oder einen spontanen Einkauf, funktioniert die Parkplatzvergabe nicht einwandfrei. Bei erfolgreicher Vermittlung hingegen können Parker und Sucher über das Nahfunksystem Bluetooth miteinander sprechen und die Übergabe des Parkplatzes "aushandeln". "Wohlverhalten wird von den Teilnehmern erwartet", sagt Professor Rudolf Bayer.

Wer zuerst funkt, parkt zuerst

Bei CoPark gilt also das Motto: Früh reservieren und reibungslos parken. Auch wird CoPark zur Vermittlung von Park & Ride-Diensten konzipiert. Stellflächen vor den Stadtzentren werden vermittelt, wie auch eine passende Verbindung mit dem Öffentlichen Nahverkehr zum Ziel. Der Suchverkehr werde sich so deutlich verringern, so die TUM-Forscher. Zur Hauptverkehrszeit wolle nur jeder zweite tatsächlich fahren. Der Rest hingegen suche einen Parkplatz. Gezieltes Anfahren eines Parkplatzes kann also Lärm und Abgase verringern. Für November sind Praxistests mit CoPark in Ballungszentren geplant.

Gang zum Parkscheinautomat entfällt

Der entscheidende Vorteil von CoPark besteht in der direkten Erfassung des PKW-Aufkommens. Bislang mussten Parkleitsysteme die Nutzung der Parkflächen nachträglich über die Gebührenabrechnung erfassen. Nutzungsaufkommen und Abrechnung kann CoPark "online" in einem Schritt durchführen. Verändern sich die GPS-Koordinaten des Autos dauerhaft, wird die Parkzeit an den Betreiber des Parkplatzes übermittelt. Der Fortschritt kann auch Nachteile haben: "Betreiber" von Parkverbotszonen – Städte und Kommunen – könnten CoPark-Autos beim Falschparken orten und Abschleppdienste bestellen. Der Feierabend hielte dann wieder schlechte Laune bereit.