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GesellschaftEuropa

Haft für Rapper bleibt Zündstoff in Spanien

21. Februar 2021

Die Proteste gegen die Inhaftierung eines Rappers in Spanien hören nicht auf. Tausende zumeist junge Menschen gingen auch in der Nacht zum Sonntag auf die Straße. Es war die bislang größte Kundgebung.

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Proteste in Spanien nach Rapper-Festnahme
Wieder kam es in Barcelona zu Krawallen, die Polizei setzte auch Gummigeschosse einBild: Adria Puig/AA/picture alliance / AA

Im Zentrum der katalanischen Metropole Barcelona versammelten sich nach Schätzung der Polizei mindestens 6000 Demonstranten. Sie verlangten die Freilassung des Musikers Pablo Hasél und mehr Meinungsfreiheit. Dabei kam es wie schon in den vergangenen vier Nächten abermals zu Ausschreitungen. Teilnehmer der Proteste schoben Müllcontainer und andere Gegenstände zu Barrikaden zusammen und setzten sie in Brand. Auf der Prachtavenue Passeig de Gràcia wurden Schaufenster eingeschlagen, Geschäfte geplündert und Polizisten mit Steinen, Flaschen, Böllern und Eiern beworfen.

Die Beamten gingen mit Schlagstöcken und Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Laut der Zeitung "El Periódico" wurden wieder Gummigeschosse abgefeuert. Durch eine solche Kugel hatte eine junge Demonstrantin am Dienstag in Barcelona ein Auge verloren.

Protestkundgebungen gab es am Samstagabend auch in der spanischen Hauptstadt Madrid, in Palma de Mallorca, in Pamplona sowie vor allem in vielen katalanischen Städten, darunter Tarragona und Lleida, der Heimatstadt von Hásel. Allein in Katalonien wurden nach Angaben der Regionalbehörden mindestens elf Menschen festgenommen.

Den König einen "Dieb" genannt

Der wegen Monarchie-Beleidigung und Verherrlichung von Gewalt zu neun Monaten Haft verurteilte Rapper war am Dienstag festgenommen worden, nachdem er sich geweigert hatte, die Strafe freiwillig anzutreten. Der 32-jährige Hasél hatte Alt-König Juan Carlos, der sich nach Korruptionsvorwürfen und Justizermittlungen nach Abu Dhabi abgesetzt hat, unter anderem einen "Dieb" genannt. Außerdem verfasste er Texte mit Gewaltfantasien gegen konservative Politiker. Er selbst sieht das durch die Künstlerfreiheit gedeckt.

In der Debatte über die Verurteilung des Mannes, der bürgerlich Pablo Rivadulla Duró heißt, hatte Ministerpräsident Pedro Sánchez Defizite im Rechtssystem eingeräumt. Die spanische Demokratie habe die "Aufgabe, die freie Meinungsäußerung zu erweitern und zu verbessern", sagte der sozialistische Politiker.

haz/wa (dpa, afp, rtr, ap)