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Das Geheimnis der Kamelhöcker

Harald Franzen
23. März 2018

Kamele sind bekannt für ihre Höcker und das zurecht. Diese anatomischen Besonderheiten sehen nicht einfach nur komisch aus, sie sind ein brilliantes Stück Evolution.

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Saudi Arabien König Abdulaziz Kamel Festival Rimah
Bild: Getty Images/AFP/F. Nureldine

Mein zweijähriger Sohn liebt exotische Tiere. Da man nicht viele davon auf Berlins Straßen antrifft, verbringe ich sehr viel Zeit im Tierpark, einem von Berlins zwei Zoos.

Der Tierpark ist sehr weitläufig und auf dem Weg zu den Tierhäusern kommen wir an vielen verschiedenen Außengehegen vorbei. Als nun im Winter die Temperaturen immer weiter fielen, trafen wir draußen immer weniger Tiere an.

An einem besonders kalten Sonntagmorgen schien der Tag gekommen zu sein, an dem endgültig keine Tiere mehr draußen waren. Doch es gab eine überraschende Ausnahme: die Dromedare. Warum waren ausgerechnet diese Wüstentiere in der klirrenden Kälte immer noch draußen? 

Nun, mit extremen Temperaturen klar zu kommen, gehört zu den großen Talenten der Dromedare - und von Kamelen im Allgemeinen.

Für die meisten Säugetiere ist es lebenswichtig, eine stabile Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Bei uns Menschen wird es brenzlich, wenn unsere Kerntemperatur um mehr als 4 Grad ansteigt. Für Kamele ist es völlig normal, den Morgen mit einer Körpertemperatur von 34 Grad zu beginnen und bei Sonnenuntergang 40 Grad zu erreichen - ganz ohne Fieber.

Wofür ist das gut? Wenn es heiß wird, verwenden wir viel Energie und Schweiß darauf, kühl zu bleiben. Und Schwitzen bedeutet Feuchtigkeit zu verlieren, was man unbedingt vermeiden will, wenn man, so wie die meisten Kamele, in der Wüste lebt. 

Daher lassen Kamele lieber ihre Kerntemperatur ansteigen. Wenn die Sonne untergeht, können sie sich dann nachts wieder abkühlen. 

Krise in Mali
Teil einer Karawane im Grenzgebiet Mauretanien-Mali in AfrikaBild: picture-alliance/Geoff Renner/Robert Harding World Imagery

Auch Kamele schwitzen, allerdings nur sehr wenig. Stattdessen schützen sie sich mit einem dicken Fell gegen Kälte und Hitze. Studien haben gezeigt, dass Kamele, deren Fell geschoren wurde, in der Hitze 50 Prozent mehr schwitzen. 

Fett, nicht Wasser

Auch der typische Höcker, den alle Kamele tragen, rührt von der Notwendigkeit her, kühl zu bleiben. Entgegen der landläufigen Meinung, speichern Kamele dort allerdings kein Wasser, sondern Fett.

Aber warum das Fett nicht rund um den Körper lagern, so wie es die meisten Säugetiere tun? 

Weil das eine zusätzliche Isolierschicht bilden und sie warm halten würde. Das ist großartig, wenn man ein Eisbär oder ein Bison in der Arktis ist, aber nicht gerade hilfreich, in der Hitze der Wüste. Deshalb tragen Kamele ihr Fett auf dem Rücken.

Ein bisschen was ist allerdings schon dran, am Mythos vom Wasser in den Höckern. Denn wenngleich die Höcker nicht wirklich Wasser enthalten, so kann das Kamel das dort gelagerte Fett doch in Wasser umwandeln. Darin ist es so effizient, dass es aus einem Gramm Fett mehr als ein Gramm Wasser machen kann! 

Wasser zu lagern und zu sparen ist wohl das, wofür Kamele am berühmtesten sind, und das zurecht.

Sie sind so gut darin, Feuchtigkeit zurückzuhalten, dass ihr Urin die Konsistenz von Sirup hat. Sie können 10 Tage ohne Wasser auskommen, selbst wenn es heiß ist. Und wenn nötig, können sie sogar Wasser trinken, das salziger ist, als das Meer. 

Wenn sie dann doch endlich mal die Chance bekommen, ihren Durst zu löschen, können große Kamele in drei Minuten bis zu 200 Liter trinken.

Prost! 

Flash-Galerie Wüsten
Nicht weit von Dubai entfernt formt der Wind den Sand in wunderschöne Dünen Bild: AP