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Guttenberg zu Wetten, dass..?- April, April

1. April 2011

Guttenberg statt Gottschalk, ein Jubiläums-Punkterabatt in Flensburg oder Lena verzichtet auf European Song Contest: Zum 1. April wurden auch in diesem Jahr wieder Gutgläubige mit Medienscherzen aufs Glatteis geführt.

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Ein Kalenderblatt mit dem Datum des 1. April liegt inmitten von Kalenderblättern anderen Datums. Das Datum ist traditionell für sogenannte Aprilscherze beliebt. (Foto: dpa)
April, April - alle Jahre ist es wieder soweitBild: picture-alliance/dpa

Diesen Aprilscherz hätten viele Deutsche am 1. April nur allzu gerne geglaubt: Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg erlässt Verkehrssündern 60.000 Punkte, um sein Image aufzupolieren. Mehrere Radiosender hatten den Aprilscherz organisiert. "Bei uns steht das Telefon nicht mehr still, wir bekommen unzählige Mails", sagte Martin Hülsmann, Sprecher des schleswig-holsteinischen Senders RSH, der unzählige Hörer in den April geschickt hatte. Auf einer Internetseite solle man sich an einer Lotterie beteiligen, hieß es in den Berichten einiger Radiosender. Den Gewinnern sollte angeblich ein Punkt aus der Verkehrssünder-Kartei gestrichen werden.

Aussenansicht des Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg. (Foto: ap)
Gibt 2011 doch keinen Punkteerlass - das Kraftfahrt-Bundesamt in FlensburgBild: AP

Der Medienfachdienst turi2 präsentierte seinen Lesern den zurückgetretenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als Nachfolger von Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?". In der Medien-Ente wurde ZDF-Intendant Markus Schächter mit den Worten zitiert: "Guttenberg steht für inszenierte Auftritte, reichlich Show und grenzwertige Sprüche - genau das, was wir am Samstagabend brauchen." In der ersten Ausgabe der Show in der Uni Bayreuth sollten fünfzehn Jura-Studenten beweisen, dass sie live während der Sendung eine Doktorarbeit aus dem Internet zusammenkopieren können.

Lena tritt nicht beim Eurovision Song Contest an

Der Online-Dienst Yahoo meldete, Vorjahresgewinnerin Lena Meyer-Landrut habe ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest abgesagt. Die Gründe für den Spontanrückzug lägen im Dunkeln, womöglich stecke dahinter aber ein nach der anfänglichen Euphorie entstandener Lena-Überdruss. Wie auch immer: Bei Yahoo trugen sich rasch an die 500 Leser mit Kommentaren ein. "April, April? Mist, ich hatte mich schon gefreut", schrieb einer der Nutzer.

Sängerin Lena Meyer-Landrut tritt n Berlin auf der Verleihung des Musikpreises Echo auf. (Foto: dapd)
Keine Lust mehr? Lena Meyer-Landrut will nicht am Eurovision Songcontest teilnehmenBild: dapd

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg teilte zum 1. April mit, die Atomkatastrophe von Fukushima habe direkte Auswirkungen auf die Endlagerdebatte um den Salzstock Gorleben: Dort solle nämlich nun statt des Endlagers ein Thermalbad gebaut werden. Dies sei das Ergebnis eines Ideenwettbewerbs, der von der Alten Sargtischlerei Hitzacker/Elbe ausgeschrieben worden sei.

Unklarheiten über Ursprung

Am 1. April veralbern sich Menschen nicht nur in Deutschland gegenseitig mit Streichen. Die Redewendung "in den April schicken" ist in Deutschland seit 1618 bekannt. Unklar ist, woher der Aprilscherz stammt. Ein Grund könnte die Kalenderreform des französischen Königs Karl IX. gewesen sein. 1564 verlegte er Neujahr vom 1. April auf den 1. Januar. Als "April-Narr" galt fortan, wer am alten Datum festhielt, und Aprilscherze sind in Frankreich bis heute populär. Plausibel erscheint auch eine Erklärung im Zusammenhang mit einer Währungsreform. Um 1530 beschloss der Augsburger Reichstag, das staatliche Münzwesen zum 1. April 1540 zu vereinheitlichen. Doch kurz vor dem Datum wurde der Termin vertagt und die Geldspekulanten, die an der Umstellung ordentlich mitverdienen wollten, ernteten Hohn und Spott.

In Deutschland müssen bis heute vor allem Auszubildende und andere Neulinge in den Betrieben für allerlei Aprilscherze herhalten. Ihre Ausbilder schicken sie gerne zum Einkaufen, um so drollige Dinge wie Mückenfett oder Nebeltrenner zu besorgen. In Kfz-Betrieben bekommen Lehrlinge an diesem Tag von vermeintlichen Kunden auch mal Anfragen nach Drei-Wege-Antennen oder von außen verstellbaren Innenspiegeln.

Aprilscherze international

Spaghetti-Ernte in der fiktionalen Dokumentation, die der britische Sender BBC am 1. April 1957 ausstrahlte, und die mehr als 8 Millionen Zuschauer fand. (Foto: BBC)
1957: Die Briten ernten Spaghetti von BäumenBild: BBC

Auch in anderen Ländern treibt man zum Start in den April Scherze: In angelsächsischen Ländern gibt es den "April's Fool's Day", in Frankreich und Italien wird der Gefoppte als "Aprilfisch" bezeichnet und bekommt diesen manchmal - ohne es zu merken - als Papp- oder Plastikfisch an den Rücken geheftet.

Einer der spektakulärsten Scherze gelang der BBC am 1. April 1957. Eindrucksvolle Bilder von einer Spaghetti-Ernte in der Schweiz flimmerten über den Bildschirm. Hunderte Briten riefen bei der BBC an und fragten, wo denn diese Spaghetti-Büsche zu kaufen seien. 1986 eröffnete der dänische Ministerpräsident Poul Schlüter der internationalen Presse, Dänemark wolle sich in der Europäischen Gemeinschaft für eine Abschaffung des Linksverkehrs in Großbritannien einsetzen. Zahlreiche Journalisten fielen darauf rein.

Autor: Arne Lichtenberg (mit afp, dpa, dapd)
Redaktion: Hartmut Lüning