Gute Aussichten – Chancen für junge Fotografen
20. November 2009Shigeru Takato zeigt auf Bilder von menschleeren, wüstenartigen Gegenden in blassen Farben, die fast wie mittelmäßig gelungene Urlaubsfotos wirken. "Das hier ist auf der Insel Teneriffa fotografiert", sagt er und fügt hinzu, dort sei doch der Science-Fiction-Klassiker "Der Planet der Affen" gedreht worden. Shigeru Takato spielt mit der Erwartungshaltung des Betrachters. Der Fotokünstler fügt hinzu: "Bildern vom Mars sieht man doch auch nicht an, dass sie dort aufgenommen sind, sie könnten ebensogut auf der Erde entstanden sein."
Sprungbrett für die Karriere?
Shigeru Takato ist Absolvent der Kölner Kunsthochschule für Medien und gehört in diesem Jahr zu den Finalisten des Fotografie-Wettbewerbs "Gute Aussichten". Damit ist er einen vielleicht entscheidenden ersten Schritt auf der Karriereleiter bereits gegangen. Denn er darf seine Bilder zum ersten Mal in verschiedenen renommierten Häusern, wie dem Museum MARTa in Herford, den Hamburger Deichtorhallen, aber auch im Goetheinstitut in Madrid und Washington ausstellen.
Plattform und Netzwerk
Aber die Initiative "Gute Aussichten", die Josefine Raab vor fünf Jahren ins Leben gerufen hat, versteht sich nicht bloß als Galerie oder Ausstellungsbetrieb. Es geht darum, eine Plattform für Nachwuchsfotografen zu bilden, Kontakte zu Verlagen und Agenturen herzustellen und letztendlich auch erste Verkäufe zu vermitteln. Gute Verkaufschancen haben sicher oft Fotografien, die ohne langwierige Erklärungen ganz für sich stehen, als ästhetisch gelungene Bilder.
Liebe im Bild?
Die Absolventin der Essener Folkwang-Schule Ute Klein nähert sich in ihren Bildern einem der ältesten Themen der Menschheitsgeschichte: dem Paar-Sein oder der Liebe. Hier umarmen sich zwei Menschen, Mann und Frau, versuchen fast ineinander hinein zu kriechen, im Stehen oder auf einem Bett. "Das sind echte Paare, keine Schauspieler oder Tänzer" erklärt die Fotografin, aber gerade deshalb sei die Arbeit mit ihnen nicht immer leicht gewesen. Jeder bringe schon seine eigenen Befindlichkeiten und Körpergefühle mit. Dabei habe sie die Protagonisten ihrer "Paarkörper" vor allem nach Äußerlichkeiten, wie Statur, Größe, Haarfarbe ausgewählt. "Ich habe mich bei der Arbeit an den Fotos fast mehr als Bildhauerin gefühlt", so Ute Klein, wie Material habe sie die Körper in ihren Umarmungen arrangiert.
Multitalente des künstlerischen Nachwuchses
Daß die jungen Fotografen die Nähe zu anderen Kunstsparten suchen, ist nicht ungewöhnlich. Einige unter Ihnen haben neben der Fotografie auch Malerei studiert, andere beweisen großes Talent im Dekorieren von Räumen und Einrichten von Video-Installationen. Gute Aussichten also - nicht nur für die Fotografie.
Mehr als 90 Einsendungen hatte die diesjährige Jury zu bewerten. Sie besteht aus Josefine Raab, Stefan Becht und immer wieder wechselnden Künstlern. In den ersten beiden Jahren war Andreas Gursky dabei, später Juergen Teller und Thomas Demand. In diesem Jahr: die Video- und Fotokünstlerin Annelies Strba.
Autorin: Katja Lückert
Redaktion: Conny Paul