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"Guck mal – hat die große Füße"

Sarah Faupel14. Januar 2009

Sie ist eine der Großen im deutschen Sport: Britta Steffen. Doch für ihre Leistungen gibt es nicht nur Anerkennung, sondern auch viel Skepsis: immer wieder wird ihr unterstellt, zu unerlaubten Mittel zu greifen.

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Deutschlands Goldfisch: Britta SteffenBild: AP

Von Britta Steffen werden Siege erwartet - aber wenn es dann soweit ist, muss sich die 1 Meter 80 große Schwimmerin immer wieder für ihre Leistungen rechtfertigen und sich die Frage gefallen lassen, ob solche Leistungen ohne Doping überhaupt möglich sind. Dabei wird sie alle zwei bis vier Wochen kontrolliert. „Der Deutsche Schwimm-Verband friert sogar die Proben ein. Das heißt, dass wenn ein Athlet dopt, es wahrscheinlich in ein paar Jahren, wenn die Forschung noch weiter ist, es herauskommt“, erklärt Britta Steffen.

Zum ersten Mal mit Doping-Vorwürfen konfrontiert sah sich die heute 25-Jährige während der Europameisterschaften 2006 in Budapest. Nach einer Auszeit war sie erst ein Jahr zuvor wieder ins Training eingestiegen und plötzlich holte sie gleich vier Mal Gold - bei der 4x100 Meter Freistilstaffel gelang ihr zusätzlich noch ein Rekord: an Position 3 schwamm sie ihre 100 Meter bei „fliegendem“ Start in sensationellen 52,66 Sekunden - der schnellsten Zeit, die jemals von einer Frau über diese Strecke geschwommen wurde.

Keine Privatsphäre mehr

Britta Steffen Schwimmen Goldmedaille Olympia China 2008
Britta Steffen holte als einzige deutsche Schwimmerin Gold in PekingBild: AP

„Sobald jemand schnell ist, wird irgendwas gesucht, guck mal der Kiefer, guck mal die Füße, guck mal die großen Zähne, aber wenn wir mal ehrlich sind, kann ich an jedem was komisches finde, nur interessiert es in dem Moment keinen“. Britta Steffen aber interessiert die Öffentlichkeit. Das hat sie mittlerweile akzeptiert – und dafür viel aufgegeben. Auch ihre Privatsphäre. „Am Anfang habe ich gedacht, ich kann doch nicht jeden Tag Tagebuch führen, wo ich wann bin. Aber letztendlich, wenn man diesen Leistungssport machen will in der heutigen Zeit, muss man damit leben, allzeit bereit zu sein.“

Um den Sport wieder glaubwürdig zu machen und den Anti-Doping-Kampf zu unterstützen, ist die Berlinern sogar bereit, sich in einen gläsernen Athleten zu verwandeln. „Mich würde es nicht stören, am Schlüsselbund oder Handy einen Chip zu haben, wo man mich orten kann. Dann können die Kontrolleure halt einfach vor der Tür stehen, wann sie wollen und ich bekomme keine Schwierigkeiten, weil ich vom Training eine halbe Stunde früher los bin und das nicht zuvor angegeben habe."

„Muss versuchen, nicht paranoid zu werden.“

BdT Deutschland Britta Steffen im Schwimmbad
An den Medienrummel hat sich Britta Steffen mittlerweile gewöhntBild: AP

Viele Sportler lehnen so etwas - durchaus zu Recht - ab. Doch Britta Steffen würde das hinnehmen - zu groß ist ihre Angst, möglicherweise auch unwissentlich unerlaubte Mittel in ihren Körper zu haben. Nie würde sie aus eine bereits geöffneten Flasche trinken. „Weil du dir nie sicher sein kannst, ob da dir nicht jemand was Böses will. Ich muss natürlich versuchen, nicht paranoid zu werden. Aber manchmal ist das wirklich beängstigend“

Beängstigend, welche Auswirkungen Doping auf das Leben der Sportler hat. Ermutigend ist aber, wie offen und offensiv Britta Steffen mit dem Thema Doping umgeht.