Grüne Partei in Japan gegründet
29. Juli 2012In Japan haben Umweltaktivisten und Atomkraftgegner eine Grüne Partei gegründet. Beim Gründungskongress der neuen Vereinigung betonte der stellvertretende Parteivorsitzende Akira Miyabe, Japan brauche eine Partei, die entschieden für Umweltpolitik eintritt.
Die Partei, deren Gründung die wachsende Ablehnung der Atomkraft in Japan nach der Katastrophe von Fukushima im März 2011 widerspiegelt, will zur nächsten Parlamentswahl eigene Kandidaten aufstellen.
Die Schar der Atom-Kritiker wächst
Die Anti-Atom-Bewegung in Japan hatte Mitte Juni weiteren Auftrieb bekommen, als Ministerpräsident Yoshihiko Noda entschied, erstmals seit dem Atomunglück von Fukushima am 11. März 2011, wieder zwei abgeschaltete Reaktoren in Betrieb zu nehmen. Noda hatte die Entscheidung mit dem drohenden Energieengpass während der Sommermonate begründet. Bis zum Unglück in Fukushima deckten Atomkraftwerke in Japan rund 30 Prozent des Strombedarfs. Zuletzt waren alle 50 Meiler wegen technischer Wartungsarbeiten abgeschaltet.
Seit mehreren Monaten versammeln sich jede Woche zehntausende Demonstranten vor dem Regierungssitz in Tokio. Sie fordern von der Regierung, auf Kernkraftwerke zu verzichten. Vor elf Tagen kamen zu einer Anti-Atom-Demonstration in der Hauptstadt mehr als 150.000 Menschen zusammen. Es war die größte Protestkundgebung, seit es im Atomkraftwerk Fukushima zur folgenschwersten Atomkatastrophe seit dem Unglück von Tschernobyl 1986 gekommen war. Vor kurzem hatte sich auch der ehemalige Premierminister, Yukio Hatoyama, den Teilnehmern an der wöchentlichen Demonstration vor dem Büro des Ministerpräsidenten angeschlossen.
Die Japaner trauen ihrer Regierung nicht mehr
Auch an diesem Sonntag haben sich wieder tausende Menschen in der Hauptstadt Tokio versammelt, um mit einer Menschenkette vor dem Parlament gegen die Atompolitik der Regierung zu protestieren. Japans Führung reagiert bislang kaum auf die Proteste. Am Donnerstag hatte die Regierung den Experten für Strahlenphysik, Shunichi Tanaka, zum Chef der neuen Agentur für nukleare Sicherheit im Land ernannt, um die Kritiker zu beruhigen. "Wir sind in einer sehr ernsten Situation und bemühen uns, das öffentliche Vertrauen in Regierung und Verwaltung zurückzugewinnen", sagte Umweltminister Goshi Hosono nach der Ernennung von Tanaka. Der Minister betonte: "Wir haben die richtigen Leute gewählt. Das entscheidende Kriterium war, dass diejenigen, die die Lektion von Fukushima nicht gelernt haben, nicht in die Verwaltung der Atomenergie einbezogen werden".
Nach einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD und der Internationalen Atomenergie- Behörde IAEO wird der Ausbau der zivilen Kernenergie-Programme in den meisten Ländern der Welt weiter in einem Tempo vorangetrieben wie vor dem Atom-Unfall im März 2011.
gb/ qu (afp, rtr)