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Politik

Größtes Flüchtlingslager in Paris geräumt

4. November 2016

Leere Zelte, Müll und Bagger: Mit einem Großeinsatz hat die Polizei das größte Flüchtlingslager in Paris aufgelöst. Die Stadt will verhindern, dass neue Elendslager entstehen, denn weitere Flüchtlinge sind auf dem Weg.

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Ein Arbeiter in Schutzkleidung räumt leere Zelte in einen Container. (Foto: Reuters/C. Platiau)
Bild: Reuters/C. Platiau

Mehr als 3800 Menschen hätten die improvisierte Zeltstadt verlassen und seien mit Bussen in Unterkünfte gebracht worden, berichtete die Präfektur der Region Ile-de-France. Rund 600 Bereitschaftspolizisten waren aus Sicherheitsgründen bei der Räumung dabei. Hunderte Polizisten der Spezialeinheit CRS weckten bereits in den frühen Morgenstunden die Menschen. Seit Wochen hausten die Migranten zwischen den Metrostationen Stalingrad und Jaurès im Nordosten von Paris in kleinen Zelten oder auf Matratzen. Die Aktion verlief ruhig, lediglich am Abfahrtsort der Busse kam es zu kleineren Drängeleien unter den wartenden Migranten, teilte die Polizei mit. "Wie jedes Mal wollen die Migranten als erste und so schnell wie möglich diesen Ort der Unwürdigkeit verlassen", sagte der Vorsitzende der Hilfsorganisation France Terre d'Asile, Pierre Henry, dem Sender Franceinfo.

Viele Migranten tummeln sich vor den Bussen. Polizisten versuchen, den Überblick zu behalten. (Foto: picture-alliance/AA/NnoMan Cadoret )
Trotz dichtem Gedränge verlief die Räumung friedlichBild: picture-alliance/AA/NnoMan Cadoret

Anschließend schafften Arbeiter in Schutzkleidung mit Baggern die leeren Zelte sowie Matratzen, Planen und andere Überbleibsel weg. Die Flüchtlinge stammen vor allem aus Afghanistan, dem Sudan und Eritrea. Die Menschen wurden in zahlreichen Zentren in der Region untergebracht - zum Teil auch vorübergehend in Sporthallen, bevor andere Unterkünfte zur Verfügung stehen.

Auflösung des "Dschungels lässt Pariser Elendslager wachsen

Unter der Hochbahnlinie zwischen dem 19. und dem 10. Arrondissement war in den vergangenen Wochen ein riesiges Lager in der Nähe eines beliebten Ausgehviertels angewachsen, weil Frankreich nach Angabe von Hilfsorganisationen nicht genug Unterkünfte bereitstellt. Immer mehr Menschen hatten dort Zuflucht gesucht, nachdem die Behörden die als "Dschungel" bekannte Zeltstadt in Nordfrankreich geräumt hatten. Die Bedingungen wurden immer wieder von Hilfsorganisationen angeprangert.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo schrieb vergangene Woche einen Brandbrief an die französische Regierung, in dem sie die "dramatische humanitäre und sanitäre Lage" beklagte. Dies sei das größte Camp, das Paris je gehabt habe, sagte Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Die französischen Behörden sehen nach eigenen Angaben keinen Zusammenhang zwischen der Auflösung des Lagers von Calais und dem Anwachsen des Camps in Paris.

Humanitäre Aufnahmelager in Planung

Die Stadt Paris plant anschließend die Öffnung eines humanitären Aufnahmezentrums, um die Entstehung neuer wilder Lager zu verhindern. Dort sollen bis zu 400 Neuankömmlinge für einige Tage unterkommen, bevor der Staat ihnen Plätze in anderen Unterkünften zuweisen kann. Bislang lagerten meist kurz nach der Auflösung eines Lagerplatzes wieder Menschen auf der Straße. In Paris sind seit rund einem Jahr bereits 30 wilde Flüchtlingscamps aufgelöst worden. Im September waren aus der Gegend der Metro Stalingrad bereits rund 2100 Menschen weggebracht worden, im Juli waren es 2500 gewesen. Nach früheren Angaben der Stadt Paris kommen täglich zwischen 50 und 70 Migranten in Paris an.

pab/uh (afp, dpa)