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Gott ist ein Kumpel

14. Oktober 2010

Mission erfüllt: Die historische Rettungsaktion in Chiles Bergwerk San José hatte ein Happy-End. Am späten Mittwochabend chilenischer Zeit fuhr der letzte der 33 verschütteten Kumpel aus dem Stollen nach oben.

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Bild: AP

Die Minenarbeiter waren zehn Wochen lang in mehr als 600 Metern Tiefe gefangen. Die perfekt organisierte Rettungsaktion dauerte am Ende weniger als einen Tag. Nach der großen Euphorie beginnt in Chile nun langsam die Frage nach den Konsequenzen.

Die zweifelhafte Rolle der Medien

Die spektakuläre Rettung der 33 Bergleute in Chile war das Medienereignis des Jahres. Neben internationalen Fernsehsendern wie CNN und Al-Jazeera berichteten auch etliche deutschen Medien live von der Bergung, eine Sondersendung jagte weltweit die nächste. Europäische Journalisten waren ebenso an dem Bergwerk in der Atacama-Wüste präsent wie ihre Kollegen aus dem Nahen Osten oder vom chinesischen Staatsfernsehen. Der Andrang am Ort des Geschehens war so groß, dass den Behörden sogar die Presseausweise ausgingen und sie viele Reporter mit handgeschriebenen Dokumenten ausstatten mussten. Doch viele der schätzungsweise 2.000 Journalisten vor Ort überschritten dabei die Grenzen der Ethik.

Die neuen Aufgaben für Sebastián Piñera

Ein Mann wird von den Medien indes wie ein Star gefeiert, der damit sicher sehr gut leben kann: Sebastián Piñera. Der chilenische Präsident hatte die Operation zur Chefsache erklärt, alles koordiniert und Regie geführt: drei verschiedene Bohrmaschinen wurde zu der Mine transportiert, 500 Männer für die Rettungsaktion verpflichtet. Der frühere Unternehmer kam selbst in zwei Monaten viermal nach Copiapó, um den Fortgang der Rettungsarbeiten zu kontrollieren. Vor allem hatte Piñera tagtäglich Optimismus versprüht: immer wieder versicherte er, dass man die Bergleute retten könne - nach der gelungenen Rettungsaktion für die 33 verschütteten Kumpel erreichte Piñeras Popularität dann auch schwindelerregende Höhen. Der Präsident muss die Zustimmung in der Bevölkerung nun aber endlich dazu nutzen, um die Standards im chilenischen Bergbau zu verbessern.

Redaktion: Oliver Pieper