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Kriminalität

Vergiftete Stullen: 21 Todesfälle unter der Lupe

27. Juni 2018

Beim Biss in ihr Pausenbrot drohten Mitarbeitern einer Firma in Ostwestfalen offenbar Krankheit und Tod. Vermutlich hatte ein Angestellter über Jahre hinweg Bleipulver auf die Stullen seiner Kollegen gestreut.

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Symbolbild Polizei-Einsatz
Bild: Imago/Revierfoto

Nachdem bei der Firma in Schloss Holte-Stukenbrock kürzlich ein mutmaßlicher Mordversuch mit einem vergifteten Pausenbrot entdeckt worden war, nehmen die Ermittler jetzt 21 Todesfälle seit dem Jahr 2000 unter die Lupe. Dabei geht es um Mitarbeiter, die vor ihrem Eintritt in den Ruhestand gestorben waren, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten.

Seit Mai sitzt ein 56 Jahre alter Mitarbeiter der Firma für Anlagenbau in Untersuchungs-Haft. Der Verdächtige, der nach Angaben seines Arbeitgebers 38 Jahre lang "auffällig unauffällig" in dem Betrieb unterwegs war, flog durch die Aufnahme einer Videokamera auf.

Per Video überwacht

Nach einem ersten Verdacht hatten sich Vorgesetzte und Betriebsrat darauf geeinigt, den Fall zu überprüfen. Ein Mitarbeiter hatte zuvor auf seiner Stulle helles Pulver entdeckt und seinen Vorgesetzten eingeschaltet. Die Kamera hatte später aufgezeichnet, wie der Kollege das giftige Pulver auf einem Pausenbrot verteilte.

"Zuerst waren wir von einem schlechten Scherz unter Kollegen ausgegangen, nicht von einem Mordversuch", sagte Personalchef Tilo Blechinger. Die Polizei wollte sich mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern. Der Verdächtige schweigt bislang. Sein Motiv ist unbekannt.

Blei und Cadmium gefunden

In seiner Wohnung haben die Ermittler Stoffe gefunden, aus denen giftige Substanzen hergestellt werden können. Darunter sind Quecksilber, Blei und Cadmium. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen soll der Verdächtige giftiges Bleiacetat auf das Brot gestreut haben. Die Menge sei dazu geeignet gewesen, schwere Organschäden auszulösen, heißt es in einem Gutachten.

Bei den Todesfällen der vergangenen Jahre sollen zunächst die Angehörigen und die Ärzte der möglichen Opfer befragt werden. In Absprache mit Rechtsmedizinern könnte auch geprüft werden, ob die Leichen ausgegraben und nochmals untersucht werden. Anhand von Haarproben könnte das Schwermetall dann noch nachgewiesen werden.

Die Polizei in Bielefeld hat eine 15-köpfige Mordkommission gebildet, die sich auf die Todesfälle konzentriert. Bei zwei weiteren Krankheitsfällen in der Firma hat sich jetzt der Verdacht auf Schwermetallvergiftungen konkretisiert. Nach bislang unbestätigten Medienberichten soll einer der beiden Mitarbeiter seit einiger Zeit im Koma liegen. Der andere befinde sich in Dialyse-Behandlung.

uh/ww (dpa, afp, rtr)