1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Gesellschaft

Die Psychologie von Geld, Glück und ewigem Leben

Jörg Seibold10. August 2016

Die alte Todsünde Gier scheint allgegenwärtig zu sein. Warum können Menschen nicht genug bekommen, wohin führt diese Maßlosigkeit - und gibt es Auswege aus dem Teufelskreis der Bedürfnisbefriedigung? Eine Spurensuche…

https://p.dw.com/p/1JfKD
Bild: DW

Die einen sprechen von einer nützlichen Mitgift der Evolution, andere von einem Fehler im genetischen Programm. “Menschen haben gerne viel Zeugs, denn das gibt ihnen das Gefühl, ewig zu leben.“ So der amerikanische Sozialpsychologe Sheldon Solomon, der den heutigen Materialismus und Konsumrausch für verhängnisvoll hält. Doch Politik und Wirtschaft predigen weiterhin das Lied vom Wachstum. Und wer es im Zeitalter des Egos nicht schafft, seine Wünsche zu befriedigen, gilt als Verlierer. Bei über 7 Milliarden Menschen sind die Folgen des maßlosen Ressourcenverbrauchs indes unübersehbar. Belegt nicht der bedauernswerte Zustand unseres Planeten, dass das 'Programm Gier', das uns süchtig gemacht hat nach Besitz, Status und Macht, an ein Ende gekommen ist? Oder ist der 'Rausch nach mehr' ein unverzichtbarer Bestandteil der Natur?

09.08.2016 DW Doku Rudolf-Elmer---Ex-banker-&-whistleblower2
Rudolf Elmer ist einer der ersten Whistleblower, der das "System der Gier" von Schweizer Banken angeprangert hat.Bild: DW

Wie viel ist genug?

Wir begeben uns auf die Suche nach dem Wesen der Gier. Und wir erzählen die Geschichten von Menschen, die - ob als Täter oder Opfer oder auch nur als willige Konsumenten – Teilhaber eines schleichenden Wertewandels sind. Zum Beispiel der Schweizer Ex-Banker und Whistleblower Rudolf Elmer: Er weiß ein Lied davon zu singen, wie Geld – oder besser: die Gier nach Geld – Menschen verändert. Er spricht von Menschen, die 'über Leichen gehen' und von einer Krankheit, die ihn selbst heimsuchte.

“Warum kümmert man sich so sehr darum, dass andere mehr haben, obwohl man selber genug hat?“ Das untersucht die Amerikanerin Sarah Brosnan, Primatologin aus Atlanta, in ihren Experimenten mit Kapuzineraffen. Eine der möglichen Antworten liefert der schwerreiche Unternehmer Philip Chiyangwa in Simbabwe: “Niemand kann behaupten, er habe genug.“ Und ergänzt: “Das sitzt in meinem Kopf. Ich würde sogar Geld machen, wenn man mich in der Wüste aussetzen würde.“

11.08.2016 DW Doku Gier Extra Images 03
Philip Chiyangwas Vorliebe für teure Autos kennt kaum Grenzen – eine seiner Errungenschaften: eine 500.000 $ Hummer Stretchlimousine.Bild: DW

Das Problem sitzt im Kopf

Mit den Protagonisten begeben wir uns auf eine Expedition in unser Innenleben. Wir forschen nach Auswegen jenseits der Gier und stellen Konzepte gegen die Unersättlichkeit vor. Welche alternativen 'Wege zum Glück' haben sie anzubieten – Ökonomen, Soziologen, Verhaltensforscher, Philosophen? Wie lassen sich eigene Denkmuster ändern und wie kann jeder Einzelne seine doch so nachvollziehbare 'Gier nach Selbstverwirklichung' vielleicht in eine neue Richtung lenken – weg vom rastlosen Ego und hin zu innerer Zufriedenheit?

11.08.2016 DW Doku Gier Extra Images 02
"Im Buddhismus zählt die Gier neben Hass und Verblendung zu den 'drei Geistesgiften' und gilt als Ursache allen Leidens", so Jetsün Khandro Rinpoche.Bild: DW

Das letzte Hemd hat keine Taschen

Sheldon Solomon empfiehlt, sich seiner oft unbewussten Motive im Hinblick auf 'Haben wollen'“ klar zu werden - und sich auch mehr mit der eigenen Endlichkeit auseinander zu setzen. Und das Credo des grönländischen Schamanen Angaangaq lautet: “Nur wenn wir das Eis in unseren Herzen schmelzen, haben wir eine Chance auf Veränderung.“

 

Ein Dokumentarfilm von Jörg Seibold, 90 Minuten, Koproduktion Deutsche Welle und RBB.