Gewalt ist kein neues Problem im Fußball. Rund 600 Spiele im deutschen Amateurfußball werden jährlich nach Angriffen auf Schiedsrichter abgebrochen. Einige werden dabei sogar lebensgefährlich verletzt.
Immer wieder werden Schiedsrichter auch im Amateurfußball Opfer von Gewalt. 2012 starb sogar ein niederländischer Linienrichter nach einem Angriff durch vier Jugendliche. Der öffentliche Aufschrei war damals zwar groß, aber schnell wieder vergessen. Ein Bericht des Norddeutschen Rundfunks (NDR) sorgt nun für eine neue Diskussion um die Sicherheit im Amateurfußball in Deutschland.
In der Sendung berichtet Thaya Vester, Kriminologin an der Universität Tübingen, von den Ergebnissen einer Studie. Mehr als 2.600 Schiedsrichter in Baden-Württemberg wurden dafür befragt: „Knapp 40 Prozent haben über Bedrohungen gesprochen. Um die 17 Prozent wurden auch schon körperlich angegriffen“, sagt Vester. „Es ist eigentlich ein Sport, ein Hobby, aber trotzdem hat man das Gefühl, es geht um Leben und Tod“, so die Wissenschaftlerin.
Eines der Opfer ist Amateur-Schiedsrichter Thomas Kahle. Er wurde plötzlich angegriffen, als er einem Spieler wegen eines Foulspiels die Gelb-Rote Karte zeigte: „Der Spieler hat mich niedergeschlagen. Er war Kampfsportler und hat mir gezielt gegen den Kehlkopf geschlagen. Die Notärzte haben gesagt, ein halber Zentimeter daneben, dann wäre ich tot gewesen“, berichtet er.
Damit ist Thomas Kahle kein Einzelfall. Fast jedes Wochenende werden Schiedsrichter im deutschen Amateurfußball angegriffen. Wegen dieser Attacken müssen jährlich sogar rund 600 Spiele abgebrochen werden. Immer wieder kritisiert auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Gewalt auf den Plätzen. Denn inzwischen, so der DFB, überlegen es sich viele junge Menschen zweimal, ob sie Schiedsrichter werden.
Glossar
Schiedsrichter, -/Schiedsrichterin, -nen – eine Person, die im Sport darauf achtet, dass die Spieler die Regeln beachten
Amateurfußball (m., nur Singular) – Fußball, der nicht hauptberuflich gespielt wird (Gegenteil: Profifußball)
etwas ab|brechen – etwas plötzlich früher beenden
lebensgefährlich – so, dass jemandes Leben in Gefahr ist; so, dass man daran sterben kann
Opfer von Gewalt – eine Person, gegen die Gewalt angewendet wurde
Linienrichter, -/Linienrichterin, -nen – eine Person, die im Sport darauf achtet, dass die Spieler die Regeln zur Spielfeldmarkierung beachten
Aufschrei, -e (m.) – hier: die heftige Reaktion auf etwas
Kriminologe, -n/ Kriminologin, -nen – ein Wissenschaftler der sich mit Verbrechen beschäftigt
knapp – nur etwas weniger als
Bedrohung, -en (f.) – hier: die Tatsache, das jemand jemandem Angst macht
Foulspiel, -e (n.) – ein unfaires Verhalten gegenüber einem anderen Spieler
Gelb-Rote Karte, -n (f.) – die zweite Strafkarte für einen Spieler innerhalb eines Fußballspiels
jemanden nieder|schlagen – jemanden so stark schlagen, dass er umfällt
gezielt – mit Absicht; gewollt
Kehlkopf, -köpfe (m.) – ein Körperteil im Hals
Notarzt, -ärzte (m.) – ein Arzt, der bei Unfällen mit einem Rettungswagen kommt und die Verletzten versorgt
Einzelfall, -fälle (m.) – die Situation, die nur einmal passiert
Attacke, -n (f.) – der Angriff
sich etwas zweimal überlegen – sehr genau darüber nachdenken, ob man etwas tut oder nicht
Fragen zum Text
1. Der Bericht des NDR …
a) erzählt vom Tod eines Linienrichters nach einem Angriff während eines Fußballspiels.
b) beschäftigt sich mit Gewalt im deutschen Profifußball.
c) zeigt, dass Amateurschiedsrichter in Deutschland häufig bedroht werden.
2. Die Kriminologin Thaya Vester …
a) meint, dass die Gewalt im Amateurfußball logisch ist, weil die Sportler viel verlieren können.
b) berichtet, dass sich mehr als die Hälfte der befragten Schiedsrichter bedroht fühlen.
c) sagt, dass 17 Prozent der Schiedsrichter wegen ihrer Entscheidungen bereits Gewalt erfahren haben.
3. Der Schiedsrichter Thomas Kahle …
a) wurde von einem Fußballspieler verletzt, dem er zuvor eine Strafkarte gezeigt hatte.
b) macht jetzt Kampfsport, um besser geschützt zu sein.
c) ist schon häufiger bei Fußballspielen fast tot geschlagen worden.
4. Welche Konjunktivform passt? Wenn der Angreifer Thomas Kahle ein bisschen anders geschlagen hätte, … er ihn getötet.
a) wäre
b) hätte
c) würde
5. Welche Konjunktivform passt? Wenn es weniger Gewalt auf dem Fußballfeld gäbe, … mehr junge Menschen Schiedsrichter werden.
a) wären
b) hätten
c) würden
Arbeitsauftrag
Über Gewalt im Fußball wird nicht nur in Deutschland viel diskutiert. Welche Probleme gibt es in eurem Land? Recherchiert und berichtet im Kurs. Was meint ihr: Was könnte man tun, um die Gewalt zu verhindern? Diskutiert im Kurs.