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Hinterbliebene nehmen Abschied

24. Juli 2015

Vor genau vier Monaten zerschellte die Germanwings-Maschine in den französischen Alpen. Hunderte Angehörige der Opfer kehrten nun noch einmal in die Absturzregion zurück. Ein schwerer Tag für die Familien.

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Trauerfeier für die Germanwings-Opfer in Le Vernet (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Jerocki

Bei starkem Regen versammelten sich etwa 300 Angehörige der Opfer in dem nahe der Absturzstelle gelegenen Dorf Le Vernet. An der Gedenktafel, die an den Absturz vom 24. März erinnert, fand zunächst in einem großen offenen Zelt eine Trauerzeremonie statt, die vom Bischof der Alpenstadt Digne, Jean-Philippe Nault, geleitet wurde.

Anschließend wurden die Opferfamilien in Gruppen zum Friedhof von Le Vernet gebracht. Dort waren bereits am Vorabend die sterblichen Überreste beigesetzt worden, die keinem Opfer der Katastrophe zugeordnet werden konnten. Der Bürgermeister von Le Vernet, François Balique, hatte am Donnerstag von einer "zweiten Beerdigung" gesprochen. "Die Stimmung ist sehr gedrückt", sagte Luftfahrtanwalt Christof Wellens, der 34 Opferfamilien vertritt. Für die Trauernden sei es eine sehr schwierige Situation, zu realisieren, dass die sterblichen Überreste ihrer Angehörigen nicht vollständig in die Heimat übergeführt werden konnten.

Absturzstelle weiter gesperrt

Der Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf abgestürzt. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen 72 Deutsche und 50 Spanier. Den Ermittlern zufolge ließ Copilot Andreas L. die Maschine absichtlich abstürzen, offenbar um sich das Leben zu nehmen.

Die Absturzstelle selbst ist derzeit noch gesperrt und kann nicht besucht werden. Sie ist seit dem Absturz mit Öl und Kerosin verschmutzt und muss von der Lufthansa noch gesäubert werden. Die Arbeiten sollen in den kommenden Wochen beginnen und im Herbst abgeschlossen sein.

Trauerfeier für die Germanwings-Opfer in Le Vernet (Foto: DPA)
Bild: Reuters/R. Pratta

Lufthansa-Chef Carsten Spohr nahm wegen Streits um das Schmerzensgeld und nach Kritik von Angehörigen an seinem eigenen Verhalten nicht an der Gedenkfeier teil. Er habe sich aufgrund der angespannten Atmosphäre in den vergangenen Tagen so entschieden, sagte ein Lufthansa-Sprecher. "Er möchte durch diese Diskussion die würdevolle Zeremonie nicht belasten."

Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann und Lufthansa-Finanzvorstand Simone Menne vertraten das Unternehmen, äußerten sich auf der Feier aber nicht. Anwalt Wellens forderte die Airline erneut auf, eine schnelle und großzügige Lösung zu finden.

Streit um Entschädigung

In einem diese Woche veröffentlichten Brief hatten Angehörige Lufthansa-Chef Spohr mit scharfen Worten attackiert. Sie kritisierten das Entschädigungsangebot der Fluggesellschaft als zu niedrig und warfen dem Konzernchef vor, nicht mit ihnen persönlich gesprochen zu haben. Die Lufthansa weist die Vorwürfe zurück. Während in deren Brief von 45.000 Euro pro Opfer die Rede ist, beteuert die Fluggesellschaft, im Schnitt würden pro Opfer mehr als 100.000 Euro Entschädigung gezahlt. War der Tote Hauptverdiener einer Familie, könnten es sogar mehr als eine Million Euro werden. Lufthansa-Anwalt Rainer Büsken sagte dem Magazin "Der Spiegel", schon der Vorschuss von 50.000 Euro je Opfer sei "höher als gesetzlich vorgeschrieben". Auch bei der Gewährung von Schmerzensgeld hätten sich Lufthansa und Germanwings großzügiger gezeigt als im Gesetz vorgesehen.

cr/jj (dpa, afp)