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Gennadij Sjuganow unter Druck

12. Dezember 2003

- In der Kommunistischen Partei Russlands nimmt Unzufriedenheit mit dem Stil und den Methoden des Vorsitzenden zu

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Moskau, 11.12.2003, INTERFAX, russ.

Auf den oberen und mittleren Führungsebenen der KPRF reift Unzufriedenheit mit dem Arbeitsstil von Gennadij Sjuganow, teilten gut informierte Quellen der Kommunistischen Partei mit. Gleichzeitig wird beim Zentralkomitee der Partei dementiert, dass ihr Vorsitzender zum Rücktritt gezwungen werden könnte.

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass beim turnusmäßigen Plenum und Kongress der Partei die Frage gestellt wird, die bereits vor anderthalb Jahren gestellt wurde, jedoch keine Mehrheit bekommen hat, – über die Trennung der Ämter des Vorsitzenden der Parlamentsfraktion der KPRF und des Vorsitzenden der Partei", erklärte ein Vertreter der KPRF-Führung, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Donnerstag (11.12) "Interfax". Der Gesprächspartner der Agentur betonte, dass die meisten Parteimitglieder, darunter auch führende Mitarbeiter, der Ansicht seien, dass Gennadij Sjuganow sich auf die Parteiarbeit konzentrieren müsse, dass er das Parlament verlassen müsse. Er sagte, dass es in der Partei immer mehr Leute gibt, die mit dem Stil und den Methoden der Führung von Gennadij Sjuganow unzufrieden sind, "der zu allem, was die Machthaber tun ‚nein‘ sagt, aber keine konkreten und klugen Schritte zur Lösung der Schlüsselfragen der Entwicklung der Gesellschaft vorschlägt". Ferner werfe ein bestimmter Teil der Kommunistischen Partei Gennadij Sjuganow vor, dass er "alle ausgerottet hat, die früher mit den Kommunisten in der Volkspatriotischen Union Russlands zusammengearbeitet haben". (...)

"Das Maß der Unzufriedenheit mit dem Stil und den Methoden der Führung von Gennadij Sjuganow ist viel größer als vor anderthalb Jahren, als aus der Partei deren führende Mitglieder, Abgeordnete der Staatsduma, ausgeschlossen wurden", sagte eine Quelle von der KPRF-Führung. Gleichzeitig dementierte der Pressedienst des ZK der KPRF und der stellvertretende Vorsitzende des Zentralkomitees Walentin Kupzow die Information darüber, dass der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Gennadij Sjuganow beim bevorstehenden Kongress von seinem Amt enthoben werden könnte. "Die von einem anonymen ‚Vertreter des ZK der KPRF‘ in den Medien verbreitete Information über Kaderfragen ist eine Provokation und hat nichts mit der Realität zu tun", heißt es in einer Mitteilung des Pressedienstes des ZK der Kommunistischen Partei, die an "Interfax" übermittelt wurde. (...)

Das Mitglied des ZK der KPRF Nikolaj Kolomejzew hat seinerseits gegenüber "Interfax" erklärt, dass die Führung der Partei jetzt nicht ausgetauscht werden darf. "Das ist entweder eine Dummheit oder eine Provokation. Es wäre falsch, die Führung in solch einem Moment auszutauschen. Wir müssen uns jetzt, nach dem, was bei den Wahlen passiert ist, wie über unsere Wahlkampagne und z. B. die der Partei ‚Einiges Russland‘ berichtet wurde, nach dem, was wir bereits bei der parallelen Stimmenauszählung herausgefunden haben, noch enger zusammenscharen, um unser Vorgehen zu analysieren, einen Plan für die nächste und fernere Perspektive zu erarbeiten", sagte Nikolaj Kolomejzew. Gleichzeitig lässt er zu, dass einzelne Kommunisten beim ZK-Plenum oder beim Kongress die Frage über die Auswechslung von Gennadij Sjuganow stellen könnten. "Das ist normal, wir tauschen frei Meinungen aus, die Beschlüsse werden jedoch von der Mehrheit gefasst", so Nikolaj Kolomejzew. (lr)