"Generation O" – wie Obama die Jugend begeistert
23. November 2008Barack Obama will die Bowling-Bahn im Weißen Haus durch ein Basketballfeld ersetzen, er hat ein Profil im sozialen Netzwerk Facebook, er hat Musik von bekannten amerikanischen Rappern wie Ludacris und Jay-Z auf dem iPod.
Obama ist der "Präsident 2.0", wie eine Zeitung titelte, und mit seiner Frau zusammen bildet er das First "Couple of cool", das Herrscherpaar der neuen Lässigkeit – mit einer großen Fangemeinde: Mehr 18- bis 29-Jährige haben in diesem Jahr gewählt als in jedem anderen Jahr seit 1972 – knapp 24 Millionen, und davon 17 Millionen für Obama. Es ist die "Generation O", O wie Obama, O auch wie online.
Der digitale Präsident
Vor allem online hat der "digitale Präsident", wie ihn Professor Robert Thompson von der Universität Syracus nennt, seine Fans gewonnen. Die Internet-Kampagne "Yes we can" von Rapper Will.i.am hat für ihn geworben, die Web-Bewegung moveon.org war Teil des großen Obama-Engagements. Es gab Myvote.com, mybarack.com, und das "Obama Girl" auf Youtube.
Und als klar war, dass er die Wahl gewonnen hatte, schrieb der designierte Präsident seinen Fans noch vor seiner Rede eine schnelle e-Mail: "Wir haben Geschichte geschrieben. Unterschrift Barack."
"Wir sind hoffnungsvoll bis zum Äußersten und hungern nach Wechsel", kommentiert der 19-jährige Livio aus Harlem, ein Fan Obamas. "Change", das wirft seine Freundin ein, sie trägt den Obamabutton an der Jacke, während sie vor der New School sitzen, einer Universität in Downtown Manhattan. Rstylslav sieht das allerdings etwas anders: "Wir werden die Nachwirkungen so vieler Auseinandersetzungen, die vorher waren, zu spüren bekommen. Vielen ist alles einfach nur egal gewesen." Das soll mit Obama anders werden, finden sogar die, die eigentlich republikanisch gewählt haben wie die 19-jährige Kate: "Ich habe kein Problem mit Obama. Ich freue mich für Amerika, weil sie jetzt einen schwarzen Präsidenten haben. Sie haben so eine Menge überwunden und Geschichte geschrieben."
Der neue Martin Luther King
Er sei der Martin Luther King und der John F. Kennedy seiner Generation, sagt Brandon.
Es sei also seine eigene Verantwortung mit dem Schritt zu halten, was Obama tut und wie es Amerika geht. Diejenigen, die in der Wahlnacht auf dem Union Square getanzt haben, die "Yes we can" skandiert haben, die plötzlich ein glückliches Strahlen im Gesicht hatten – diese Generation O traut Obama viel zu: "Er hat den Mut, alles immer wieder zu versuchen, auch wenn manches nicht auf Anhieb klappen wird", sagt Ashley.
Sie sind bereit, ihm viel nachzusehen – keiner erwartet Wunder. Nur eines hoffen sie: er soll sie nicht im Stich lassen. "Was passiert mit denen, die E-Mails von Barack bekommen haben, jetzt wo Barack Präsident wird?", fragt ein Radiomoderator.
Die Fans schreiben besorgte Nachrichten auf seine Facebookseite, so wie Viki: "Wir sind da für dich und jetzt, wo du gewonnen hast, bin ich gespannt: Hältst du den Kontakt zu uns aufrecht oder lässt du nichts mehr von dir hören?"
Präsident 2.0 zu sein – das bringt eben auch Verpflichtungen mit sich.