Schmutziges Geschäft
7. Juni 2008Eine junge, verschüchterte Frau in einem Raum voller wild durcheinander brüllender Männer - wie Vieh wird sie bei einer Auktion versteigert und landet schließlich als Prostituierte auf der Straße. Mit diesem Kurzfilm macht der Schweizer Verein gegen Frauenhandel während der EURO 2008 gegen Zwangsprostitution mobil.
Der Spot soll im Schweizer Fernsehen, in Fußballstadien und in Public-Viewing Zonen gezeigt werden und potentielle Freier aufrütteln. Die EURO 2008 sei eine einzigartige Gelegenheit, um ein breites Publikum über den Frauenhandel zu informieren, sagt die Präsidentin der Kampagne, Gaby Vermot.
Diesem Argument schließen sich auch die Mitglieder des Frauenauschusses im Europaparlament an. Kurz vor dem Anpfiff der Fußball-EM in Österreich und der Schweiz fordern sie eine breite gesellschaftliche Initiative gegen Zwangsprostitution.
Rote Karte
Die Vorsitzende des Frauenausschusses, die slowakische konservative Europa-Abgeordnete Anna Zaborska, erinnert an die Kampagne während der Fußball Weltmeisterschaft in Deutschland vor zwei Jahren, in der die Rote Karte gegen Zwangsprostitution gegeben wurde: "Wir werden die Idee der Roten Karte wieder aufgreifen."
Die Kampagne sei 2006 ein großer Erfolg gewesen, sagt die deutsche sozialdemokratische Abgeordnete Lissy Gröner. Sie hätte dazu beigetragen, das Phänomen der Zwangsprostitution einzudämmen. "Wir haben in Deutschland sehr gute Erfolge gehabt, so dass es durch die breite Debatte mit Unterstützung der Fans letztendlich nicht zu den befürchteten Auswüchsen gekommen ist."
Verschleppte Frauen in doppelter Zwangslage
Mehr als eine halbe Million Frauen werden nach Angaben des Frauenausschusses jährlich aus Osteuropa verschleppt. Diese Frauen, so Gröner, befänden sich in einer doppelten Zwangslage: Zum einen würden sie sich illegal in dem Land aufhalten, in das sie verschleppt wurden. Zum anderen würden sie dort gezwungen, sich zu prostituieren.
"Da muss viel mehr passieren", so Gröners Forderung in Richtung EU-Kommission. Gleichzeitig gehe es aber nicht darum, mit dem Finger auf die Gastgeberländer zu zeigen. "Wir wollen als politisches Sprachrohr der betroffenen Frauen letztendlich dafür sorgen, dass diese moderne Form der Sklaverei ein Ende hat."
Kein Generalverdacht
Ebenso wenig gehe es darum, Fußballveranstaltungen an den Pranger zu stellen, ergänzte die österreichische Abgeordnete Christa Prets. "Nur: wo es Fußballveranstaltungen gibt, kommt es verstärkt zu Prostitution. Es geht aber generell um Großveranstaltungen."
Genaue Zahlen über das Ausmaß von Zwangsprostitution im Rahmen solcher Großveranstaltungen kann der Ausschuss nicht vorlegen. Und genau darin liege das Problem, so Prets. Sie fordert daher eine verstärkte Datenerfassung und eine Statistik, die auf gemeinsamen Indikatoren beruhe. "Wir werden schlecht alle Prostituierten und illegalen Sexarbeiter aufgreifen können. Aber es ist gut, wenn es ein gemeinsames europäisches System gibt."