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Gedenken an Polizei-Opfer löst Unruhen aus

6. Dezember 2009

Tausende Menschen haben in Griechenland des Jugendlichen gedacht, der vor einem Jahr durch eine Polizeikugel getötet worden war. Es kam erneut zu Unruhen und Verhaftungen.

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Polizisten in Helm und Uniform versuchen einen Demonstranten abzuführen (Quelle: AP)
Am Sonntag kam es in der griechischen Hauptstadt erneut zu UnruhenBild: AP

Durch die Innenstadt von Athen zogen am Sonntagnachmittag (06.12.2009) tausende Demonstranten. Die Teilnehmer, unter ihnen viele junge Menschen, folgten einem Aufruf von Studentenorganisationen und linksgerichteten Parteien. Obwohl allein in Athen mehr als 6000 Polizisten im Einsatz waren, um Zusammenstöße wie vor einem Jahr zu verhindern, kam es erneut zu Unruhen.

Vermummte liefern sich Straßenschlacht gegen Polizisten (Foto: ap)
Vermummte kämpften mit Steinen und Brandsätzen gegen PolizistenBild: AP

Straßenkämpfe und Festnahmen

Rund 300 Vermummte lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Die Randalierer zündeten Mülltonnen an und warfen Steine auf die Sicherheitskräfte. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein, wie das Fernsehen berichtete. Autonome drangen ins historische Gebäude der Universität von Athen ein und beschmierten die Wände mit Sprüchen wie "Gewalt gegen die Staatsgewalt". Bei der Besetzung des Rektorats der Universität von Athen wurde nach Medienberichten der Rektor Christos Kittas leicht verletzt. Die Fenster mehrerer Banken und Geschäfte wurden zertrümmert. Rund 40 Menschen wurden festgenommen.

Im nordgriechischen Thessaloniki kam es zu Scharmützeln zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Als Brandsätze flogen, setzte die Polizei Tränengas ein. Mehrere Geschäfte wurden zerstört. Schüler und Studierende sowie Gewerkschaften kündigten auch für Montag Kundgebungen an.

Mutter von totem Jungen ruft zu friedlichem Protest auf

Bei einer kleinen Gedenkzeremonie am Grab des im Alter von 15 Jahren getöteten Alexandros Grigoropoulos rief die Mutter zu friedlichen Protesten auf, um das Andenken an ihren Sohn zu wahren. Die Regierung warnte vor einem Wiederaufflammen der Gewalt. Der für die Polizei zuständige Minister Michalis Chrysohoidis hatte vergangene Woche gedroht, die Regierung werde eine Wiederholung des "Szenarios von Gewalt und Terror im Zentrum von Athen" nicht tolerieren. Staatspräsident Karolos Papoulias hatte die Bevölkerung am Freitag in einer Ansprache zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen.

Auch in der Nacht zum Sonntag war es in Athen und der Hafenstadt Thessaloniki zu Ausschreitungen gekommen, Vermummte zerstörten mehrere Autos. In der Athener Vorstadt Keratsini besetzten Autonome mehrere Stunden lang das Rathaus. Die Sicherheitskräfte nahmen mehr als 160 Menschen vorläufig fest, in 84 Fällen wurde Anklage erhoben, hieß es.

Polizist wegen Mord vor Gericht

Im Zusammenhang mit der Tötung des Jungen soll sich ein Polizist ab dem 20. Januar vor Gericht wegen Mordes verantworten. Grigoropoulos war am 6. Dezember 2008 bei einem Polizeieinsatz in Athen getötet worden. In den folgenden Tagen und Wochen demonstrierten in Griechenland zehntausende Menschen gegen die Polizeigewalt. Dabei kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen mit den Ordnungskräften.

Autor: Ranty Islam (ap, dpa)
Redaktion: Martin Schrader