Geboren, um Fußball zu spielen
Eiskalte Torjäger, verspielte Ballkünstler und unvergessene Genies haben im gelben Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft Fußballgeschichte geschrieben. Eine Chronologie der brasiliansichen Fußball-Helden...
Der ewige Flügelflitzer
Am 30. Juli 2002 reckte Marcos Evangelista de Moraes, alias Cafu, zum zweiten Mal den WM-Pokal in den Himmel. Beim Sieg 1994 wurde er noch eingewechselt, diesmal führte er die Seleção als Kapitän an. Als er Brasiliens Nationalmannschaft nach der WM 2006 verließ, hatte Cafu 20 WM-Spiele absolviert und, die Niederlage 1998 eingerechet, drei Finalspiele bestritten - als einziger Fußballer der Welt.
Der Erfolgs-Künstler
Auch wenn er seinen Zenit inzwischen überschritten hat - Ronaldinho gehört zweifellos zu den besten Fußballspielern der Gegenwart. Mit unnachahmlicher Technik, genialen Einfällen und schier unendlichem Trickrepertoire scheint er endgültig klarzustellen: Gut spielen genügt nicht. Fußball muss eine Show sein! Nur wenige Fußballästheten krönten ihr schönes Spiel mit so vielen Titeln wie Ronaldinho.
Das Phänomen
Fast zwei Jahre lang hatte Ronaldo verletzungsbedingt nicht Fußball gespielt. Trotzdem berief Felipe Scolari ihn in den Nationalkader für die WM 2002. Dort machte er seinem Spitznamen "das Phänomen" alle Ehre: Mit acht Toren - davon zwei im Finale gegen Deutschland - schoss er die Seleção fast im Alleingang zum Titel. Mit 15 WM-Toren insgesamt führt er die ewige WM-Torschützenliste bis heute an.
Das Genie des Strafraums
Ronaldo war noch ein Talent, als ein anderer Superstar Brasilien zum WM-Titel schoss. Dabei war Romário eher das Gegenteil eines Profis. Lieber heizte er kontroverse Debatten um sich und seine Kollegen an, als sich im Training zu engagieren. Doch im Wettbewerb war er kaum zu stoppen. 1002 Tore - die Jugend eingerechnet - gehen auf sein Konto. Nur zwei seiner Landsleute trafen öfter.
Der weiße Pelé
Dass Zico nie einen WM-Titel errungen hat, ist vielleicht eine der größten Ungerechtigkeiten des internationalen Fußballs. Mit meisterhaften Dribblings, millimetergenauen Freistößen und chirurgisch präzisen Pässen erwarb sich Zico den Spitznamen "der weiße Pelé". Und dennoch: Dreimal - 78, 82 und 86 - reichte sein Talent nicht aus, um den WM-Titel nach Brasilien zu holen.
Doktor Fußball
Hochgewachsen und schlank strahlte Socrates eine geradezu majestätische Eleganz aus. Um das Spiel schneller zu machen, als er selbst war, perfektionierte der studierte Arzt den Hackenpass. Seine Popularität nutzte "der Doktor" auf und abseits des Feldes, um in den 80er-Jahren gegen die Militärdiktatur für die Demokratie zu kämpfen. 2011 starb Socrates an den Folgen seiner Alkoholsucht.
Der König
"So wie es nur einen Beethoven und einen Michelangelo gab, gibt es nur einen Pelé", befand Pelé 1994 selbst. 1281 Tore in 1367 Spielen, drei Weltmeistertitel und zwei Vereinsweltmeisterschaften geben dem einzigen Torschützen in vier Weltmeisterschaften irgendwie Recht. Das Internationale Olympische Komitee auch: Es wählte Pelé 1999 zum Fußballer des Jahrhunderts.
Der Engel mit den krummen Beinen
Sechs Zentimeter kürzer war sein rechtes Bein als das linke. Und doch war Mané Garrincha einer der begnadetsten Dribbler in der Geschichte des Fußballs. Seine Gegner verteufelten den "Engel mit den krummen Beinen". Im Duo mit Pelé verlor er kein einziges Spiel für die brasilianische Nationalmannschaft. Die WM 1962 brachte er, nach Pelés Verletzung, auch ohne ihn nach Hause.
"Mr. Football"
Didi war der Routinier der brasilianischen Mannschaft, die 1958 die WM in Schweden gewann. Den Spitznamen "Mr. Football" gab ihm die europäische Presse. Didi war bekannt für seine Übersicht und Ruhe auf dem Platz. Sein Markenzeichen: die "Folha Seca", ein Schuss ohne Effet, bei dem der Ball wie ein "trockenes Blatt" ins Tor weht - bis heute beherrschen nur wenige Spieler diese Technik zielsicher.
Der "Alte Wolf"
Mário Zagallo ist der erfolgreichste Protagonist des FIFA-Fußballs. Zuerst gewann er die Weltmeisterschaften '58 und '62 als Linksaußen an der Seite von Didi, Garrincha, Vavá und Pelé. 1970 führte der "Alte Wolf" die Seleção als Chef-Coach zum Titel in Mexiko. Und 1994 betreute er die Brasilianer noch einmal als Co-Trainer in den USA, als sie ihren - und seinen -vierten Titel holten.
Der Kapitän mit der unsterblichen Geste
"Bellini, halt' den Pokal hoch, halt ihn hoch, Bellini!" Die Fotografen wollten die Trophäe sehen, die der Kapitän der siegreichen Seleção 1958 in Schweden entgegennahm. Bellini tat den Reportern den Gefallen und schuf damit die Geste, um die seither kein Weltmeister-Kapitän mehr herumkommt.
Der Anti-Held
“Die Höchststrafe in Brasilien ist 30 Jahre, ich habe 50 bekommen, ohne ein Verbrechen zu begehen”, sagte Moacir Barbosa in seinem Todesjahr 2000. Dass er einer der besten Torhüter seiner Zeit war, ist längst vergessen. Unvergessen ist, dass er den einen Schuss nicht hielt - den von Alcides Ghiggia in den kurzen Winkel zum 1:2 für Uruguay beim Maracanazo, Brasiliens Niederlage im WM Finale 1950.
Das Idol des Königs
Auch Könige haben Idole: "Zizinho war der Größte, den ich je spielen sah", lobte Jahrhundertfußballer Pelé "Meister Ziza" einmal. Viele bezeichnen Zizinho als einen der komplettesten Spieler der Fußball-Geschichte. Er war einer der wenigen beteiligten Spieler, denen man nach der Finalniederlage 1950 gegen Uruguay keine Vorwürfe machte.
Der erste Superstar
Arthur Friedenreich, kurz Fried, war der Star der 20er und 30er Jahre. Damals war Fußball ein Amateursport, daher ist die Summe seiner Tore bis heute umstritten: Waren es 1329 in 1239 Spielen oder doch nur 1239 Tore in 1329 Partien? Makulatur? Nicht doch! Pelé schoss 1281 Tore. Es geht also um nicht weniger als Platz 1 oder 2 in der ewigen Torschützenliste.
Der Hoffnungsträger
Noch ist Neymar nur ein Superstar. Zur Legende könnte er werden, wenn er Brasilien 2014 zum Titel schießt. Die Copa ist eine Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass er zu den ganz Großen gehört.