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Gaffer on Tour

17. August 2002

Trotz des katastrophalen Hochwassers seit Tagen das gleiche Bild in Dresden: Auf Brücken und an den Ufern der Elbe stehen unzählige Schaulustige. Dass sie die Arbeit der Helfer behindern, stört sie nicht.

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Bild: AP

Fotos fürs Familienalbum werden geschossen, Videokameras halten das dramatische Geschehen in der sächsischen Hauptstadt fest. Das verheerende Hochwasser schwemmt Schränke, Kühlschränke, Mülltonnen und Unmengen von Holz an. Die Naturkatastrophe zieht Einheimische wie Touristen in den Bann. Während die Helfer verzweifelt um Menschenleben ringen, gucken sie einfach zu.

Schauen, nicht helfen, heißt die Parole

Die Zahl der Gaffer verringerte sich am Donnerstagnachmittag (15. August 2002) zwar. "Dennoch sehen wir in den Menschenmassen eine Gefährdung", sagte Doris Schmidt-Krech von der Stadtverwaltung. Der Bundesgrenzschutz hat begonnen, die Schaulustigen von den Brücken zu verweisen. Der Autoverkehr wurde aber nicht gestoppt.

Die schwierige Situation der Retter erkennen wenige. "Wenn man schon nicht helfen kann, dann doch wenigstens schauen", sagte eine 31-jährige Frau aus dem teilweise überschwemmten Stadtteil Friedrichstadt. Sie hatte Glück. Die Weißeritz verschonte ihre Bleibe - bislang. Ob Jung, ob Alt ist völlig egal. Fahrradfahrer weichen wegen der zahlreicher Fußgänger auf die Straße aus. Lautes Hupen ist zu hören. Bei vielen Autofahrer liegen die Nerven blank.

"So was sieht man nicht alle Tage"

"Da drüben wohnte ich", seufzt ein 45-jähriger Dresdner, während er mit Tränen in den Augen von der Carolabrücke Richtung "Blaues Wunder" schaut. Nun wohnt er bei seiner Freundin in der Neustadt, die vom Wasser verschont ist. Unweit davon beobachtet eine Schülergruppe die Fluten. Für die 17-Jährigen entfällt die Schule vorerst bis Freitag. "Es ist doch ein bisschen genial. Sowas sieht man schließlich nicht alle Tage", rechtfertigen sie ihre Sensationslust. dpa/(pg)