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Gabriel Clemens: Bereit zum großen Wurf

2. Januar 2023

Gabriel Clemens beeindruckt bei der Darts-WM in London Publikum und Konkurrenten. Der 39-Jährige ist ein Spätstarter seines Sports, holt aber mit großen Schritten und viel Professionalität zur Weltspitze auf.

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Darts-Profi Gabriel Clemens beim Wurf
Deutschlands bester Dart-Spieler: Gabriel Clemens ist erst seit 2018 ProfiBild: Zac Goodwin/dpa/picture alliance

Dass die Engländer ihn "Gaga" nennen, kann nur Gründe in der einfacheren Aussprache haben. Gabriel Clemens kommt im Englischen wohl etwas sperrig rüber. Und so einen Spitznamen muss man sich ja auch erst einmal verdienen. Das ist nicht zuletzt immer auch ein Merkmal von besonderem Können. Und das lässt sich über den deutschen Dartspieler eindeutig sagen: Einen besseren deutschen Sportler, der beim professionellen Pfeilewerfen in der Weltspitze mithalten kann, gab es noch nie. Clemens hat seine (Leistungs-)Grenzen weiter verschoben. Vor zwei Jahren, bei der WM 2021, hatte Clemens bereits als erster Darter aus Deutschland das Achtelfinale erreicht.

Der 39-Jährige, der im normalen Leben alles andere als "Gaga" und vielmehr introvertiert ist, steht nun als erster Deutscher in einem WM-Halbfinale. Im legendären Alexandra Palace in London, im englischen Volksmund nur "Ally Pally" genannt, gelang es ihm sogar, den zu diesem Zeitpunkt Weltranglistenersten Gerwyn Price zu bezwingen. Clemens gelang dabei ein Durchschnittswert von 99,94 Punkten pro Wurf. Auch das: deutscher WM-Rekord.

16 Jahre lang Industriemechaniker

"Das ist atemberaubend. Danke Deutschland! Ich habe keine Worte dafür. Ich habe den Weltranglistenersten geschlagen. Das ist unfassbar“, sagte Clemens in einer ersten Reaktion noch auf der Bühne. In der nächsten Runde trifft er auf den Vorjahresfinalisten aus England, Michael Smith.

Dass Clemens einmal in solche Leistungssphären würde vorstoßen könnte, damit hatte er wohl selber nicht gerechnet. Der Saarländer aus Saarlouis ist erst seit 2018 Profi. Zuvor arbeitete Clemens 16 Jahre lang als als Industriemechaniker, zuletzt beim Entsorgungsverband Saar. Früher musste er sich Urlaubstage für die kleineren Turniere nehmen. Dann aber wurde er zu gut, um nicht doch den Schritt in die Professionalität zu wagen. Und diese neue Berufung füllt er mit Leben aus.

Intensives Fitnesstraining

Neben den täglichen, stundenlangen Trainingseinheiten an der Dartscheibe setzt Clemens auf Atemtechniken, Neurofeedback und viele Gespräche. Er ist seit jeher Perfektionist. "Achtzig Prozent im Dart sind mental, zwanzig Prozent sind physisch", sagt Clemens. Beim Neurofeedback soll mit elektronischer Hilfe die Konzentration geschärft werden. Aber auch die klassischen Methoden im Sport sollen Clemens helfen.

Im Olympiazentrum Saarbrücken hält der "German Giant", wie Clemens wegen seiner imposanten Statur ebenfalls noch genannt wird, sich körperlich fit, macht viele Stabilisations- und Kraftübungen. Die wenigsten seiner Konkurrenten dürften sich diesem Thema so intensiv widmen wie er. "Definitiv fühle ich mich mit dem Training jetzt wohler. Ich bin immer auf der Suche nach den letzten Prozent zur Perfektion und wenn das mich wieder ein paar Punkte besser gemacht hat, hat es sich gelohnt", sagt Clemens.  

Nach dem diesjährigen Turnier wird Clemens, bisher 25. der Weltrangliste, deutlich nach vorne klettern. 100.000 Pfund Prämie sind ihm ebenfalls bereits sicher. Aber noch viel wichtiger: Alle Türen dieses Sports stehen für Gabriel Clemens sperrangelweit offen.

Nicht nur wegen seiner physischen Präsenz: Gabriel Clemens könnte noch der absolute "German Giant" des weltweiten Dart-Sports werden.