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G8 für Teenager

Ulrike Hummel3. Juli 2008

Wenn sich die Staatschefs der G8 in Japan zu ihrem Gipfel treffen, sind sie dort mit ihren Debatten nicht alleine. Parallel tagt der Jugendgipfel - und als Jungdiplomaten dabei sind auch vier Teenager aus Deutschland.

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Die 16-jährigen Schülerinnen Nora, Jasmin und Julika vor einem Unicef-Plakat. Quelle: dpa
Die 16-jährigen Schülerinnen wollen in Japan mit den Regierungschefs Klartext redenBild: picture-alliance/dpa

Nora Zech, Jasmin Astaki-Bardeh und Julika Prantner-Weber sind Schülerinnen des Schiller-Gymnasiums in Köln. Und sie haben sich gut vorbereitet. Denn zusammen mit dem 17-jährigen Alexander Wegner aus Brandenburg vertreten sie Deutschland auf dem Junior-8-Gipfel für Jugendliche in Japan. 39 Teenager aus 15 Nationen debattieren dort zehn Tage lang über die dringendsten Probleme einer globalisierten Welt. Während des Gipfels, der zum vierten Mal parallel zum G8-Gipfel stattfindet, haben die Schüler auch die Gelegenheit, direkt mit den Regierungschefs der G8-Staaten zu sprechen.

Die drei deutschen Mädchen fiebern dem Ereignis schon seit Wochen entgegen. Auf einem Vorbereitungs-Workshop von UNICEF haben sie sich noch einmal intensiv mit ihren Thesen beschäftigt und sind auf die Haupt-G8-Themen richtig eingegangen. "Das hat uns total gestärkt", sagt Nora. "Es hat uns mehr Selbstbewusstsein gegeben, weil wir mehr Wissen über die Themen haben."

Bundes-Außenminister Steinmeier bei einer G8-Pressekonferenz. Quelle: AP
"Was der Außenminister kann, das können wir auch!" Die Jugendlichen debattieren G8-Themen wie echte PolitikerBild: AP

Ihre Freundin Julika berichtet: "Wir hatten auch ein kleines Medientraining, indem wir gelernt haben, wie man sich vor der Kamera gut verhält. Oder wie man auf Fragen von Journalisten antwortet." Auch das erwartet die Schüler auf dem Gipfel.

Junge Profis in Umweltfragen

Nora, Jasmin und Julika hatten sich schon im vergangenen Jahr um eine Teilnahme beim Jugendgipfel bemüht. Geklappt hat es aber dann erst dieses Jahr im zweiten Anlauf. Unter dem Motto "Mach mit - mach's ohne" haben sich die drei Schülerinnen mit den diesjährigen G8-Schwerpunkt-Themen Armut, Klimawandel und HIV/ AIDS beschäftigt. Am intensivsten aber haben sie sich mit dem Umweltschutz auseinander gesetzt und im Selbstversuch einen Tag lang ohne Strom- und Benzinverbrauch gelebt. Das hat die UNICEF-Jury schließlich überzeugt.

Eisbär rollt sich im Schnee. Quelle: AP
Der Klimawandel liegt den deutschen Schülerinnen besonders am HerzenBild: AP

Klimaschutz ist den Mädchen besonders wichtig: "Die Politiker sollten nicht immer nur sagen, dass sie sich Ziele setzen", appelliert Jasmin an die Regierungschefs. "Wir wollen wirklich, dass man jetzt anfängt zu handeln, dass jetzt was verändert wird."

Nora, Jasmin und Julika haben sich überlegt, wie sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und wie sie schon jetzt an politischen Prozessen teilnehmen können. Denn als Generation von morgen sind sie direkt von den Auswirkungen politischer Entscheidungen von heute betroffen. Die Staatschefs der G8-Staaten treffen sich vom 7. bis 9. Juli im japanischen Toyako - ganz in der Nähe des Jugendgipfels.

"Nicht reden - handeln!"

Es wird eine Konferenz zwischen der J8-Delegation und den Politikern geben, wo die Jugendlichen ihre Lösungsansätze den Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten vortragen. Für den Fall, dass die Schülerinnen des deutschen Teams in der Delegation vertreten sind, haben sie schon konkrete Forderungen im Gepäck: Umweltschutz solle mehr in das Bildungssystem der Länder integriert werden, und mehr Geld solle in erneuerbare Energien und Forschung investiert werden - so lauten zwei der Zielvorstellungen.

"Wir wollen die Politiker an ihre Versprechungen von den Millenium Developement Goals erinnern, dass sie die auch wirklich einhalten und bis 2015 die Armut zu halbieren", sagt Julika. Ihr Appell an die Regierungschefs ist deutlich: "Setzt Euch da wirklich nochmal dran und versucht das durchzusetzen, denn leere Versprechungen nützen uns nichts."

Hungernde Kinder mit einer leeren Reisschale in Afrika. Quelle: AP
Armut, Hunger, globale Krisen: Das debattieren die TeenagerBild: AP

Nur eine Alibi-Veranstaltung?

Der Zeitplan des internationalen Jugendgipfels im japanischen Chitose ist straff. Die Teenager diskutieren in Arbeitsgruppen zu den Themen Armut, Klimawandel und AIDS, ehe sie mit den Regierungschefs zusammentreffen. Dabei wohnen sie zehn Tage lang unter einem Dach. Ein Austausch mit japanischen Schülern ist ebenfalls vorgesehen. Nora, Jasmin und Julika sind optimistisch, die G8-Staatschefs zum Nachdenken und Handeln zu bewegen – eine gewisse Skepsis jedoch bleibt nicht aus, denn für das Treffen mit den Regierungschefs sind nur 15 Minuten eingeplant. "Das sehen wir schon als Problem, weil wir da ein bisschen Angst haben, dass das Ganze zu einer Alibi-Veranstaltung verkommt", befürchtet Nora.

Deshalb bemühen sich die Jugendlichen um einen exklusiven Gesprächstermin mit dem japanischen Regierungschef Fukuda, der Gastgeber der Veranstaltung ist. Um dies zu erreichen hat das deutsche J8-Team in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel geschickt und darin um Unterstützung gebeten - um ein bisschen mehr Zeit zu gewinnen, die globalen Probleme zu erörtern.

Wenn die drei Schülerinnen nach ihrem späteren Wunschberuf gefragt werden, zögern sie. Politiker sagen sie nicht. Aber das kann ja noch kommen.