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Licht aus, Fußballfilm an: Das Festival "11mm"

Constantin Stüve15. März 2013

Maradona, Cantona, Henry - große Fußballer kann man in diesen Tagen auf der Leinwand des Berliner Kinos "Babylon" bestaunen. Die spannendste Frage des Festivals: Welcher ist der beste Fußballfilm aller Zeiten?

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Fußballfilmfestival "11mm" 2013 im Berliner Kinon Babylon Fotograf: Daniel Schröter / 11mm Pressefoto
Bild: Daniel Schröter / 11mm

So viele Autogramme musste er wohl lange nicht mehr geben. Olaf Thon, Weltmeister von 1990, steht in elegantem Jackett mit weinroter Krawatte und brav gekämmten Haaren im Foyer des Berliner Kinos "Babylon" und signiert Fußbälle, die ihm von hoch erfreuten Kinobesuchern gereicht werden. Das Grinsen weicht dem 1,70 Meter kleinen Ex-Schalker nicht mehr aus dem Gesicht. Es ist ein toller Abend. Der Eröffnungsabend des internationalen Fußballfilmfestivals "11mm".

Anekdoten aus 50 Jahren Bundesliga

Bis zum Dienstag (19.03.2013) kommen in Berlin Fußballfreunde und Filmschaffende zusammen, um bei Lesungen, Diskussionsrunden und natürlich Filmen auf eine sehr kulturelle und hintergründige Art in die Welt des Fußballs einzutauchen. Rund 50 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus aller Welt laufen in den nächsten Tagen im Kino "Babylon", darunter Porträts der einstigen Superstars Diego Maradona und Thierry Henry. Eröffnet wurde das Festival mit dem Spezialbeitrag "50 Jahre Bundesliga“, in dem Anekdoten aus der langen Geschichte der deutschen Eliteklasse präsentiert wurden.

Olaf Thon bei der Eröffnung des Fußballfilmfestival "11mm". Foto Fotograf: Daniel Schröter / 11mm Pressefoto
Olaf Thon bei der Eröffnung des Fußballfilm-Festivals "11mm" in BerlinBild: Daniel Schröter / 11mm

Olaf Thon ist Teil dieser Geschichte und deswegen einer der Star-Gäste des diesjährigen "11mm". Neben ARD-Reporterlegende Heribert Fassbender und Jahrhunderttorschütze Klaus Fischer steht er auf der Bühne des großen Kinosaals und erzählt dem Publikum Unterhaltendes aus der Fußballwelt. Dinge, die man auf dem Rasen nicht sieht, Dialoge mit Schiedsrichtern, Umgangsformen in der Kabine und unrealistische Träumereien: "Ich hätte gerne mal mit Lionel Messi zusammengespielt."

Alle reden über Fußball

Der Fußball wird beim "11mm"-Festival in erster Linie aus kultureller Sicht gesehen. Er könne, so die Veranstalter, "an verschiedenen Orten zur gleichen Zeit Norm und Rebellion, Reichtum und Armut, Gemeinschaftsgefühl und Fanatismus" bedeuten. Fußball sei eines der wenigen verbliebenen übergreifenden Themenfelder der Gesellschaft.

Viele der Filme gehen deshalb weit über die Grenzen des Sports hinaus. Der Beitrag "Football Undercover" beispielsweise erzählt die Geschichte des unterdrückten iranischen Frauennationalteams und hat schon bei der Berlinale 2008 den Preis für den besten Dokumentarfilm gewonnen. Gemeinsam mit 20 weiteren Filmen, darunter "Das Wunder von Bern" und "Looking for Eric" mit Eric Cantona, tritt "Football Undercover" beim Festival-Wettbewerb in der Kategorie "Bester Fußballfilm aller Zeiten" an.

Die vergessene Fußball-WM

Neben dieser speziellen Jubiläums-Kategorie - es ist das zehnte "11mm"-Festival - wird wieder die "Goldene 11" für den besten Festivalbeitrag 2013 vergeben. Mit besonderem Interesse wird die Deutschland-Premiere des italienisch-argentinischen Films "The Lost World Cup" erwartet: 1942, während des zweiten Weltkriegs, soll in Patagonien eine Fußball-WM stattgefunden haben. Der Film beginnt mit dem Fund eines Skeletts in einer Höhle. Bei der Leiche handelt es sich angeblich um einen argentinischen Kameramann, der das Turnier filmen sollte. Mit alten Filmrollen und Augenzeugenberichten haben die Regisseure Lorenzo Garzella und Filippo Macelloni die Geschichte der vergessenen Weltmeisterschaft rekonstruiert.

Auch die Deutsche Welle, Medienpartner der Veranstaltung, schickt einen Film ins Rennen: "Nie mehr 2. Liga", eine emotionale Auseinandersetzung mit dem Relegationsdrama im Mai 2012, bei dem Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf am Rande ihrer mentalen Belastungsfähigkeit um die Bundesliga-Zugehörigkeit rangen.

Im Kinosaal schwärmt Olaf Thon noch ein bisschen vom 6:6 zwischen Bayern München und Schalke 04 im DFB-Pokal-Halbfinale 1984, bei dem er drei Tore erzielte und über Nacht in ganz Deutschland bekannt wurde. Dann aber muss er die Bühne räumen, die Filme rücken nun in den Mittelpunkt. Licht aus, Kultur an. Fußball kann nicht nur Fans auf Stehplätzen, sondern auch Cineasten in Kinosesseln begeistern. Das will das "11mm" auch in diesem Jahr beweisen.