Fußball Sozialprojekt in Khartum
2. April 2009Khartum, Wüstenstadt. Übersetzt heißt sie Elefantenrüssel. Blauer und weißer Nil fließen hier zusammen. Rund acht Millionen Menschen wohnen im Großraum der arabisch geprägten Metropole, der Hauptstadt des Sudan. In der Nähe des Flughafens steht das Gebäude des sudanesischen Fussballverbandes. Auf dem Kunstrasenplatz dahinter wirbeln bei etwa 30 Grad trockener Hitze rund 150 Kinder mit Bällen durcheinander. Mitten drin ist der Schweizer Trainer Willy Schmid. Er ist einer von vier Übungsleitern, die sudanesische Jugendliche zu Trainern ausbilden wollen. "Hier können wir über den Sport Brücken schlagen, Frieden bringen, etwas zur sozialen Zufriedenheit beitragen und Kindern, die es schwer haben, etwas mehr Sinn geben," sagt Schmid.
Zurück zu den sozialen Wurzeln der Vereine
In den Sudan geschickt hat ihn und seine Kollegen die Liechtensteiner Organisation SCORT, die das Projekt ins Leben gerufen hat. In Konfliktregionen wie dem Kosovo, Israel oder eben dem Sudan führt sie Workshops durch, an denen Jugendliche unterschiedlicher Religionszugehörigkeit und aus verschiedenen Landesregionen teilnehmen. Dafür arbeitet sie mit Nachwuchstrainern europäischer Spitzenclubs wie dem FC Liverpool, FC Basel oder Bayer Leverkusen zusammen. Die Traineranwärter wiederum sollen langfristig Kinder, auch Straßenkinder, in ihren Heimatländern unterrichten.
Für Hanspeter Rothmund, Geschäftsführer von SCORT, ist das Engagement der europäischen Vereine ein wichtiger Beitrag: "Irgendwann wurde der Fußballclub einmal aus sozialem Hintergrund gegründet. Jetzt haben wir das Rad zurückgedreht und nun muss ein kleiner Teil wieder zurückkommen an das Volk, an die Kinder."
"Hilfe zur Selbsthilfe"
In Khartoum gehört auch der Besuch von Einrichtungen für Straßenkinder zum Programm. Zehntausende von ihnen sind durch den Krieg aus ihren Heimatorten vertrieben worden. Zahlreiche leben am Rande der Hauptstadt in kargen Lehmbauten. Auf staubig, steinigen Sandplätzen spielen die Trainer und ihre Schüler für einen Nachmittag mit ihnen zusammen. Ein eindrucksvolles Erlebnis, sagt Nachwuchscoach Jürgen Haagmans von Bayer Leverkusen: "Man sieht, unter welchen ärmlichen Bedingungen die Kinder hier groß werden, das tut schon ein wenig weh. Andererseits: Das Land ist eigenverantwortlich. Es ist der richtige Weg, junge Menschen zu Trainern auszubilden, um dem Land ein Stück weit zu helfen, wobei es sich dann in der Form selber hilft."
"Clubs müssen globalisierter denken"
Haagmans und seine Kollegen sehen die großen europäischen Vereine in besonderer Verantwortung, denn längst sind ihre Clubs weltweit bekannt, sind "global players" geworden. Überall in Afrika werden die Begegnungen aus England, aus Deutschland, der Champions League und Uefa-Cup übertragen. Die Verbände verdienen inzwischen viele Millionen mit der Auslandsvermarktung. Die Premier League als Krösus bekommt für einen Dreijahres-Fernsehvertrag bis 2010 fast eine Milliarde Euro.
Gleichzeitig wecken die Karrieren von afrikanischen Fußballstars, die es in Europa geschafft haben, die Sehnsüchte bei Kindern und Jugendlichen auf dem schwarzen Kontinent. Vereine, die von ihrer weltweiten Bekanntheit profitieren und Projektionsfläche von Träumen und Wünschen sind, müssen armen Ländern auch etwas zurückgeben, meint Schmid. "Das muss jeder Vereinspräsident mal für sich selbst verantworten. Nicht beantworten, sondern verantworten. Man muss globalisierter denken. Man kann in Ländern wie dem Sudan viel bewirken, wenn man mit mehreren Clubs zusammen arbeitet."
Autor: Felix Hoffmann
Redaktion: Wolfgang van Kann