Frust und Angst im Iran nach dem Angriff auf Israel
14. April 2024Experten haben ihrer Sorge Ausdruck gegeben, dass Israel auf die Raketenangriffe Irans seinerseits militärisch reagieren könnte und warnen davor, dass beide Staaten einen gegenseitigen Schlagabtausch vom Zaun brechen könnten.
General Hossein Salami, Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden des Iran, sagte im Staatsfernsehen, dass Iran eine neue Gleichung aufgemacht habe, in der jeder israelische Angriff auf iranische "Einrichtungen, Vertreter des Staates oder Bürger" erwidert werde. Armeechef Mohammed Bagheri warnte: "Sollte Israel Vergeltung üben, wird unsere Antwort viel größer sein als die militärische Aktion von heute Nacht."
Um die Regierungsposition zu unterstreichen, wurde in der Nacht ein auffälliges Wandgemälde auf Teherans Palästinaplatz enthüllt, das auf Persisch und Hebräisch den Slogan trägt: "Der nächste Schlag wird stärker sein."
"Antiisraelische Stimmung - DNA der Islamischen Republik"
Hamed Mohammadi, ein in Berlin lebender iranischer Journalist, erklärte gegenüber der DW, dass Iran militärische Mittel brauche, um seine Stärke zu demonstrieren. "Antiisraelische Stimmung ist die DNA der Islamischen Republik. Mit diesem Ansatz hat das Ausmaß an Konflikten in der Region schrittweise zugenommen. Die jüngste Eskalation markiert eine neue Phase und gibt Israel faktisch grünes Licht für aggressivere Aktionen, selbst auf iranischem Staatsgebiet."
Viele Iranerinnen und Iraner scheinen Angst zu haben angesichts einer drohenden Eskalation des Konflikts und eines potentiellen israelischen Angriffs auf iranische Städte. Am Sonntag zeigten mehrere Social Media Posts lange Schlangen an den Tankstellen, weil Iraner einen plötzlichen Anstieg der Benzinpreise befürchteten. Die Supermärkte waren voller Menschen, die ihren Vorrat an Grundnahrungsmitteln wie Reis und Brot aufstockten. Irans Währung, der Rial, fiel kurzfristig auf ein Rekordtief gegenüber dem US-Dollar, so die Online-Devisenhandelsseite Bonbast.
"Gefühl von Unsicherheit und Pessimismus"
Der Autor und politische Analyst Soroush Mozaffar Moghadam musste den Iran 2022 nach Beginn der regierungskritischen Proteste verlassen. Er sprach wenige Stunden nach dem Angriff über soziale Netzwerke mit Menschen im Iran und erlebte, dass viele von ihnen verwirrt, verängstigt, unruhig und zögerlich waren.
"Ihre Gefühle drehten sich um die Konsequenzen eines israelischen Angriffs auf den Iran, einen pessimistischen Blick in die Zukunft und große Unsicherheit", berichtete er der DW. Viele Iranerinnen und Iraner stünden nicht hinter der offiziellen Politik der Islamischen Republik, glaubt er, aber sie fühlen sich zu machtlos, um einen Wechsel zu bewirken. "Ein junger Mann betonte, dass er für sich keinerlei Zukunftschancen sehe und glaubt, die Mehrheit der Menschen im Iran könne die aggressive Haltung der Regierung nicht beeinflussen."
Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.