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Literatur

Friedenspreis geht an Margaret Atwood

13. Juni 2017

Sie steht für Humanität, Gerechtigkeit und Toleranz: Der Börsenverein ehrt Margaret Atwood. Die kanadische Schriftstellerin blicke "mit wachem Bewusstsein und tiefer Menschenkenntnis" auf die Welt.

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Margaret AtwoodBild: picture-alliance/dpa/D.Calabrese

Der Stiftungsrat begründete sein Votum, die kanadische Schriftstellerin, Essayistin und Dichterin zeige in ihren Romanen und Sachbüchern "immer wieder ihr politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen". Als eine der bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit stelle Atwood "sich wandelnde Denk- und Verhaltensweisen ins Zentrum ihres Schaffens" und lote sie "in ihren utopischen wie dystopischen Werken furchtlos aus".

Indem sie menschliche Widersprüchlichkeiten genau beobachte, zeige die Autorin, wie leicht vermeintliche Normalität ins Unmenschliche kippen könne. Die Juroren bescheinigen Atwood, ihre Haltung sei geprägt von Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz. Sie blicke "mit wachem Bewusstsein und tiefer Menschenkenntnis" auf die Welt. Ihre Analysen und Sorgen formuliere sie so sprachgewaltig wie literarisch eindringlich.

Wichtigste Autorin Kanadas

Die 77-Jährige gilt als wichtigste und erfolgreichste Autorin Kanadas. Ihr Werk umfasst Romane, Kurzgeschichte, Essays, Lyrik, Theaterstücke, Drehbücher und Kinderbücher und ist in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 1985 erschien Margaret Atwoods berühmtestes Buch "Der Report der Magd". In dem utopischen Roman beschreibt sie eine Diktatur, in der Frauen als Gebärmaschinen benutzt werden.

In ihrer Endzeit-Trilogie "Oryx und Crake" (2003), "Das Jahr der Flut" (2009) und "Die Geschichte von Zeb" (2013) entwirft die Autorin angesichts der ökologischen Probleme eine postapokalyptische Welt. Mit der weltweiten Finanzkrise hat sich Atwood in ihrem Essay "Payback. Schulden und die Schattenseiten des Wohlstands" (2008) beschäftigt. Auf Deutsch erschienen zuletzt in diesem Jahr ihre Romane "Hexensaat" und "Das Herz kommt zuletzt". Ende des Jahres kommt der Essayband "Aus Neugier und Leidenschaft" heraus.

Gemeinsam mit Salman Rushdie führt Atwood seit Mai dieses Jahr eine Kampagne des Schriftstellerverbands PEN International an, die verfolgten und von Zensur bedrohten Autoren größere Aufmerksamkeit geben will.

Sie studierte von 1957 bis 1962 in Toronto und Cambridge/Massachusetts Englisch und Literatur. Ab 1964 war sie als Literaturwissenschaftlerin an verschiedenen Universitäten tätig. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Graeme Gibson, in Toronto.

Der hochangesehene Friedenspreis wird seit 1950 jährlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Zuletzt erhielten die deutsche Journalistin Carolin Emcke (2016), der Schriftsteller Navid Kermani (2015), der US-amerikanische Informatiker Jaron Lanier (2014) und die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch (2013) den Friedenspreis.

sd/bor (dpa/kna/epd, Deutscher Börsenverein)