Fremde Fußballwelt Sudan
Armut, Korruption, Missmanagement - darunter leidet im Sudan auch der Fußball. Und doch hat das Spiel in dem islamisch geprägten Land einen besonderen Charme. In den Stadien geht es bunt und stimmungsvoll zur Sache.
Die rote Burg
Sudanesische Fankultur: Im "Red Castle" riskieren die Fans Kopf und Kragen, um ihre Fahnen anzubringen. 43.000 Zuschauer passen in das marode Stadion von Al-Merreikh SC in Omdurman. Beim Eröffnungsspiel 1964 gab Dynamo Moskau eines der wenigen Gastspiele europäischer Mannschaften im Sudan. Im "Red Castle" trägt auch die Nationalmannschaft Sudans (FIFA-Weltrangliste: Platz 138) ihre Heimspiele aus.
Selfies mit "Mister Krooger"
Wo auch immer sich Michael Krüger im Sudan blicken lässt, erkennen ihn die Menschen. Schon bei der Einreise am Flughafen muss der deutsche Trainer für unzählige Fotos bereit stehen. Im Stadion von al-Merreikh gibt es dann gar kein Durchkommen mehr. Viele Sudanesen bitten ihn, Coach ihrer Nationalmannschaft zu werden. Krüger lehnt das ab, zumindest für den Moment.
Nacht über Khartoum
Wegen der großen Hitze werden alle Spiele der sudanesischen Premier League erst nach Sonnenuntergang angepfiffen. Der Balljunge aus der Jugend von al-Merreikh wirkt schon etwas müde. Der aktuelle Trainer Diego Garzitto (67) freut sich dagegen über etwas Abkühlung. Der Franzose ist seit 2014 im Amt. 2015 gewann er die Meisterschaft.
Verein wichtiger als Nationalmannschaft
Da die Nationalmannschaft in der Qualifikation zu den großen Turnieren meist schon sehr früh scheitert, lieben die Sudanesen den Klubfußball umso mehr. Sogar die Jugendspiele sind gut besucht. Unebene Plätze machen aus dem Spiel meist eine Lotterie. Doch Tore sind garantiert, denn die Zuschauer verlangen Offensivfußball. Diese Partie endet 4:2 für das Nachwuchsteam von a-Merreikh.
Lokalderby Khartoum
Das Spiel des Jahres für die Fans von al-Merreikh ist das Lokalderby gegen al-Hilal. Die Klubs sind in der Popularität ungefähr gleichauf. Al-Hilal ist 22-facher Meister, al-Merreikh kann 20 Titel vorweisen. Ihre Stadien liegen in Sichtweite zueinander, ihre Spiele werden live im TV übertragen, was dazu führt, dass beide Teams nie am selben Tag spielen, es sei denn, das Derby steht an.
Holprige Zukunft
In der Nachwuchsarbeit hat der sudanesische Fußball noch viel aufzuholen. Es gibt nur drei Altersklassen, bei den meisten Clubs werden alle Teams vom gleichen Trainer betreut. Bälle und Schuhe sind Mangelware. Die Plätze sind nur schwer bespielbar. Das Nachwuchsteam von al-Merreikh hat immerhin einen eigenen Trainingsplatz. Michael Krüger hat sich für die Förderung der Jugend eingesetzt.
Afrikanischer Schleudersitz
Afrikanische Clubs haben traditionell wenig Geduld mit ihren Trainern. Michael Krüger saß insgesamt fast drei Jahre bei Al-Merreikh SC auf der Bank. Zweimal gewann er mit dem Club aus Khartoum das Double (Meisterschaft und Pokal). Außerdem führte er Al Merreikh SC als erstes sudanesisches Team in die afrikanische Champions League. Krüger feierte auch in Ägypten und Äthiopien Erfolge.
Fußball für Frauen tabu
Bei einem Fußballspiel waren diese beiden jungen Frauen, die am Goethe-Institut in Khartoum Deutsch lernen, noch nicht. Fußball ist in der islamischen Republik Sudan den Männern vorbehalten. Es gibt nur ein offizielles Frauenteam - an der Ahfad-Universität für Frauen. Und auch dort trainieren einige Spielerinnen nur verschleiert.