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Franziskus: "Der beste Wein kommt noch"

6. Juli 2015

Die Südamerika-Reise des Papstes ist beides: ein Besuch auf dem Heimatkontinent, vor allem aber ein Signal der Solidarität mit den Armen. Die erste Messe in Ecuador ist getragen von Trost.

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Papst Franziskus im Samanes-Park in Guayaquil (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/A. Bianchi

Eine Viertelmillion Menschen hat im Samanes-Park übernachtet, um sich einen Platz in der Nähe des Altars zu sichern. Doch vor dem Papst kommt die Feuerwehr: Sie schießt aus den Schläuchen Wasser auf die Gläubigen, die bei 30 Grad stundenlang in der Sonne auf Franziskus warten - damit es keine Hitzetoten gibt.

Der hohe Gast fährt im Papamobil durch die Reihen. Es sind schließlich über 600.000 Besucher, die mit ihm hier in Ecuadors größer Stadt Guayaquil die Messe feiern. Doch die Zahl der Katholiken im Land ist seit dem letzten Besuch eines Papstes vor 30 Jahren geschrumpft: statt 94 sind es nur noch 80 Prozent der Bevölkerung, weil evangelikale Christengemeinden starken Zulauf haben.

"Nur Mutlosigkeit zu trinken"

Der Papst besucht nicht einfach seinen Heimatkontinent - er besucht die drei ärmsten spanischsprachigen Länder Südamerikas. Die Reise ist politisch brisant. Doch die Botschaft des Jesuiten ist mehr als ein sozialer Aufruf; sie wurzelt in der Hoffnung des Evangeliums. So ist auch Franzikus' Messe im Samanes-Park von Guayaquil vor allem von Zuspruch und Trost geprägt. Dafür wählt er eine biblische Metapher: die Verwandlung von Wasser zu Wein auf der Hochzeit zu Kana.

"Gott nähert sich denen in der Peripherie, die nur Mutlosigkeit zu trinken haben", so der Papst. Die gute Nachricht sei: "Der beste Wein kommt noch - für jeden Menschen, der zu lieben wagt." Jesus habe eine Schwäche für jene, "die spüren, dass sie alle Krüge zerbrochen haben", betont der 78 Jahre alte Argentinier in seiner Predigt.

"Soziale Schuld" der Gesellschaft

Das Fehlen des Weins könne eine Folge von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder anderen belastenden Situationen sein, die Familien in aller Welt durchmachen müssten. Das Oberhaupt der katholischen Kirche ruft dazu auf, Familien größere Wertschätzung zukommen zu lassen. Die Gesellschaft müsse ihrer "sozialen Schuld" gegenüber Familien gerecht werden und diese mehr unterstützen.

An diesem Dienstag wird Franziskus eine weitere Messe halten, diesmal in der Hauptstadt Quito. Für Mittwoch ist der Abflug nach Bolivien geplant. Paraguay ist am Freitag das dritte Land des Lateinamerika-Besuchs. Dort blockierten bereits indigene Gruppen mehrere Straßen, um die Rückerstattung von Ländereien zu erzwingen.

Die Mitglieder der Gemeinschaf Xákmok Kásek fordern vom Staat 11.000 Hektar Land, die ihnen der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte zugesprochen hat. Franziskus hatte gleich zu Beginn seiner bisher längsten Reise als Papst mehr Rechte für indigene Völker verlangt.

jj/haz (dpa, afp, kna)