Franz Joseph: Langzeitmonarch
Er war Kaiser der Habsburgermonarchie und regierte fast sieben Jahrzehnte lang. Vor 100 Jahren starb Franz Joseph I., und mit ihm ging eine Ära zuende. Eine Ausstellung in Wien beleuchtet Leben und Wirken des Kaisers.
Franz Joseph I. - der Langzeitmonarch
Kaiser Franz Joseph I. lenkte 68 Jahre lang die Geschicke der Habsburgermonarchie. Der Herrscher starb am 21. November 1916 - mitten in den Wirren des Ersten Weltkriegs. Eine Ausstellung in Österreich widmet sich 100 Jahre nach seinem Tod sowohl dem Menschen Franz Joseph als auch dem Kaiser und seiner Regentschaft über einen Vielvölkerstaat.
Ein Ort zum Leben und zum Sterben
Geboren wurde Franz Joseph 1830 im Schloss Schönbrunn in Wien. Mit mehr als 1.400 Zimmern und einem 160 Hektar großen Park ist das Anwesen das bedeutendste Schloss Österreichs. Die Sommerresidenz des Kaiserhauses beschäftigte mehrere hundert Personen und war kultureller und politischer Mittelpunkt des Habsburgerreiches. Dort, am Ort seiner Geburt, verstarb Franz Joseph im Alter von 86 Jahren.
Zweite Wahl
Standesgemäßer Thronfolger der Monarchie wäre eigentlich der Sohn von Ferdinand I. gewesen. Da dieser jedoch zeugungsunfähig war, hofften die Habsburger auf den Nachkommen des zweittältesten Sohns, Erzherzog Franz Karl. Nach mehreren Fehlgeburten kam schließlich 1830 Franz Joseph zur Welt. Seine Mutter drillte ihn schon bald zum kaiserlichen Nachfolger. Die Dynastie war gesichert.
Knochenharte Berufsausbildung
Als klar war, dass Franz Joseph der künftige Kaiser werden würde, setzte eine harte Ausbildung ein: Pflichtbewusstsein, Religiosität und Militärdrill standen auf dem Stundenplan. Das Lernpensum umfasste zunächst 18 Wochenstunden, mit 16 Jahren wurde es auf 50 erhöht. Gerade mal 18 Jahre alt, bestieg Franz Joseph den Thron der Habsburger.
Missglücktes Attentat
Die Hoffnungen waren groß, als der junger Kaiser Franz Joseph die Amtsgeschäfte übernahm. Und tief die Enttäuschung, als auch er sich als harter und reaktionärer Herrscher entpuppte. Ein ungarischer Schneidergeselle wollte sich 1853 für das unbarmherzige Vorgehen gegen Revolutionäre in Ungarn rächen und attackierte Franz Joseph mit einem Dolch. Der Kaiser überlebte, der Attentäter wurde erhängt.
Die Frau an seiner Seite
1854 heiratete Franz Joseph seine sieben Jahre jüngere Cousine Elisabeth, bekannt als "Sisi". Die mitreißende Kaiserin gilt heute als die beliebteste Habsburgerin. Für Franz Joseph soll es Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Auch wenn seine Liebe nicht immer erwidert worden sein soll, so hatten die beiden dennoch ein gutes Verhältnis.
Ewige Huldigung des Kaisers
Fürsten erweisen Franz Joseph 1908 ihre Ehrerbietung zum 60-jährigen Regierungsjubiläum. Acht weitere Jahre hatte er da noch vor sich. Der Kaiser war stets äußerst pflichtbewusst und versuchte, den Vielvölkerstaat zusammenzuhalten, selbst als späteren Kompromiss in Form der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Franz Joseph galt als Pragmatiker. Feierliche Anlässe sollen ihm zuwider gewesen sein.
Der alternde Kaiser
"Fortwursteln" - mit diesem Begriff wurde Franz Josephs Regentschaft rund um die Jahrhundertwende belegt. Auf Lösungen zu sozialen Problemen, rechtsextremen Kräften und dem "Pulverfass Balkan" wartete die Bevölkerung vergeblich. Stattdessen eskalierte die Lage: Nach dem Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand erklärte der Kaiser 1914 Serbien den Krieg. Der Beginn des Ersten Weltkriegs.
Letzte Kutschfahrt
Franz Joseph überlebte sowohl seine geliebte Frau als auch seine Tochter und seinen Sohn. Sisi fiel mit 60 Jahren in Genf einem Attentat mit einem Stich ins Herz zum Opfer. Tochter Sophie verstarb bereits mit zwei Jahren. Sohn Rudolph beging 1889 Selbstmord: Gefangen zwischen den Ansprüchen der Habsburger und einer unerfüllten Liebe kursieren bis heute Gerüchte rund um die Todesnacht.
Mythos Franz Joseph
Mit seinem Tod endete auch die Monarchie. Im Bewusstsein vieler Österreicher ist er zu einer Symbolfigur geworden. Mit 86 Jahren starb Franz Joseph an einer Lungenentzündung. Seinen pflichtbewussten Lebensstil hielt er bis zuletzt aufrecht. So sollen seine letzte Worte gelautet haben: "Ich bin mit meiner Arbeit nicht fertig geworden, morgen um halb vier Uhr wecken Sie mich wie gewöhnlich."