Frankreichs Konservative haben neuen Chef
10. Dezember 2017Die Republikaner, Frankreichs größte Oppositionspartei, haben sich mit ziemlicher Deutlichkeit für Laurent Wauquiez (Artikelbild) als neuen Chef entschieden. Der 42-Jährige setzte sich bereits im ersten Wahlgang gegen zwei Mitbewerber durch - mit 74,6 Prozent der Stimmen. Der frühere Hochschul- und Wissenschaftsminister gehört dem rechten Parteiflügel an und wird von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy unterstützt. Wauquiez wirbt für eine klare Abgrenzung der Konservativen vom sozialliberalen Präsidenten Emmanuel Macron.
Von wegen Zusammenarbeit
Seine 39-jährige Mitbewerberin Florence Portelli, die im Wahlkampf Sprecherin des republikanischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon war, kam auf 16,1 Prozent. Wauquiez' männlicher Mitbewerber, der 36-jährige Maël de Calan vom gemäßigten Flügel der Partei, erhielt gerade einmal 9,2 Prozent der Stimmen. Er hatte sich für eine Zusammenarbeit mit Macron ausgesprochen.
Die Strategie von Laurent Wauquiez erinnert Beobachter in Paris an die Rechtsruck-Kampagne, mit der Sarkozy 2007 in den Élyséepalast kam. Wauquiez will, dass die bürgerliche Rechte "wirklich rechts" ist, wie er sagte. Er tritt für eine harte Linie in der Einwanderungs- und Sicherheitspolitik ein. In den vergangenen Jahren machte er mit EU-skeptischen Positionen Schlagzeilen - etwa der Forderung nach Abschaffung der EU-Kommission.
Wauquiez kann einen Lebenslauf vorweisen, der einem Überflieger entspricht: Er galt als brillanter Schüler, absolvierte die Elite-Verwaltungshochschule ENA als Jahrgangsbester. 2004 gewann er erstmals ein Abgeordnetenmandat. Unter Sarkozy wurde er mit 32 Jahren Regierungssprecher, später unter anderem Europaminister und Hochschulminister. Derzeit ist er Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Wegen seiner Positionen wird ihm mitunter vorgeworfen, mit Ideen der Rechtspopulistin Marine Le Pen zu liebäugeln. Ein Bündnis mit deren "Front National" hat Wauquiez aber klar ausgeschlossen. Zudem muss er nun auch den moderaten Teil der Republikaner einbinden - die Partei hat ohnehin schon Politiker verloren, die für eine Zusammenarbeit mit Macron offen sind. Und einen Teil der Anhänger obendrein.
ml/ust (dpa, afp)