Frankreich und Schweiz im Achtelfinale
24. Juni 2006Der französische Trainer Raymond Domenech begann erstmals bei der WM mit zwei Stürmern. Neben Henry kam David Trezeguet von Spielbeginn an zum Zug - und auch ohne den gelb-gesperrten Kapitän Zinedine Zidane zeigten die Franzosen in Köln ihre bislang beste WM-Leistung. In einer unterhaltsamen Partie vor 45.000 Zuschauern zeigte Trezeguet sich hochmotiviert und hatte schon in den ersten zehn Minuten drei gute Torchancen. In der 14. Minute beförderte der Juve-Stürmer den Ball dann sogar ins Netz - der Jubel kam allerdings zu früh, denn Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay entschied auf Abseits - eine von mehreren zumindest diskutablen Abseitsentscheidungen. Frankreich erspielte sich weiter gute Torchancen, scheiterte aber immer wieder am hervorragenden Togoer Keeper Kossi Agassa oder am eigenen Unvermögen. Doch auch Togo versteckte sich nicht.
Viera entscheidet
In der zweiten Hälfte bot sich zunächst das gleiche Bild. Frankreich machte das Spiel, vergab eine Gelegenheit nach der anderen und Togo konterte. In der 55. Minute brach dann Geburtstagskind Vieira, der am Freitag 30 Jahre alt wurde, den Bann: Frank Ribery, der kurz zuvor eine Großchance vergeben hatte, passte den Ball auf Vieira, der mit einem Drehschuss aus zwölf Metern das 1:0 besorgte. Beim 2:0 sechs Minuten später legte der Mittelfeldspieler von Juventus Turin per Kopf für Henry ab, der eiskalt verwandelte. Damit war die Partie gegen nun abbauende Togolesen entschieden.
"Es war mühsam, aber wir haben uns selber Probleme bereitet mit den beiden Unentschieden in den ersten beiden Spielen", sagte Viera nach der Partie. "Es gibt viel Potenzial in dem Team. Ich hoffe, dass uns die Qualifikation für das Achtelfinale befreit hat." Coach Domenech zeigte sich erleichtert: "Ich will kein Hehl daraus machen, dass das hart war. Aber dieses Team hat Ressourcen. Ich bin glücklich."
Neuling Togo verlässt die WM ohne Sieg. Trotz ordentlicher Leistungen wird das Team vor allem wegen des Prämienstreits und der damit verbundenen Posse um Coach Pfister in die WM-Annalen eingehen.
Hannover in rot
Gruppensieger wurde allerdings die Schweiz: Vor 43.000 Zuschauern im komplett in rot getauchten Hannoveraner WM-Stadion gewann sie gegen Südkorea mit 2:0.
Südkorea war in dem packenden Spiel mit vielen Torchancen über weite Strecken gleichwertig, scheiterte jedoch immer wieder an Torwart Pascal Zuberbühler. Auch nach der Schweizer Führung durch Senderoz (26.) konnten sich die Schweizer mehrfach bei ihrem Torwart bedanken, der die Fehler seiner Vorderleute mit reaktionsschnellen Paraden ausbügelte.
Angetrieben von ihren enthusiastischen Fans erhöhten die Südkoreaner das ohnehin beeindruckende Tempo der ersten 45 Minuten noch weiter. Die Schweizer zogen sich dagegen erst einmal zurück, zumal sie bald ihre Abwehr neu sortieren musste: Innenverteidiger und Torschütze Senderos stürzte unglücklich auf den rechten Arm und musste in der 53. Minute gegen Johan Djourou ausgetauscht werden.
Südkorea mit Dampf und Pech
Nach einer Stunde setzte die Koreaner alles auf eine Karte und stürmten mit vier Angreifern. Dadurch ergaben sich für die Schweizer zwangsläufig gute Konterchancen. Die beste vergab Frei mit einem Knaller an den rechten Torpfosten. Fast im Gegenzug hatte Cho Jae Jin den Ausgleich auf dem Kopf, doch erneut lenkte der beste Schweizer Zuberbühler mit einer Blitzreaktion den Ball über die Latte.
Mitten in den südkoreanischen Sturmdrang fiel dann die Entscheidung durch Frei, der alleine vor dem Torwart zum 2:0 einschob. Der argentinische Schiedsrichter Horazio Elizondo gab trotz heftiger Proteste den Treffer, obwohl der Linienrichter wegen vermeintlicher Abseitsstellung die Fahne gehoben hatte. Tatsächlich war das Tor aber regelgerecht, da der Ball auf Frei vom Fuß eines Südkoreaners gekommen war.
"Wir hatten Glück"
Danach war das Spiel gelaufen, die Schweizer gewannen nun auch in der Abwehr die nötige Sicherheit und bejubelten den Schlusspfiff fast schon wie die Weltmeisterschaft. Die Schweiz steht damit erst zum dritten Mal nach 1954 und 1994 wieder in einem WM-Achtelfinale, Südkorea ist nach dem Halbfinaleinzug bei der WM 2002 diesmal schon in der Vorrunde gescheitert. "Es war das erwartet schwere und intensive Spiel", sagte der Schweizer Trainer Jakob "Köbi" Kuhn. "Südkorea war ein gutes Team. Wir hatten Glück, aber am Ende verdient gewonnen."
Gruppe G, in Köln:
Togo - Frankreich 0:2 (0:0)
Togo: Agassa - Tchangai, Abalo, Nibombe, Forson - Senaya, Aziawonou, Mamam (59. Olufade), Salifou - Adebayor (75. Dossevi) - Kader
Frankreich: Barthez - Sagnol, Thuram, Gallas, Silvestre - Vieira (81. Diarra), Makelele - Ribery (77. Govou), Malouda (74. Wiltord) - Trezeguet, Henry
Schiedsrichter: Larrionda (Uruguay)
Zuschauer: 45 000 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Vieira (55.), 0:2 Henry (61.)
Gruppe G, in Hannover:
Schweiz - Südkorea 2:0 (1:0)
Schweiz:
Zuberbühler - Philipp Degen, Müller, Senderos (53. Djourou), Spycher - Barnetta, Vogel, Wicky (88. Behrami) - Cabanas, Yakin (71. Margairaz) - Frei
Südkorea: Lee Woon-Jae - Lee Young-Pyo (63. Ahn Jung-Hwan), Choi Jin-Cheul, Kim Jin-Kyu, Kim Dong-Jin - Lee Ho, Kim Nam-Il, Park Chu- Young (66. Seol Ki-Hyeon) - Lee Chun-Soo, Park Ji-Sung - Cho Jae-Jin
Schiedsrichter: Elizondo (Argentinien) - Zuschauer: 43. 000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Senderos (23.), 2:0 Frei (77.)