Frankreich-Deutschland: 0:0
13. November 2005
"Es war vor allem unser Verdienst, dass die Franzosen nicht richtig ins Spiel gefunden haben", bilanzierte Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Im Vergleich zu den schwachen Leistungen gegen China (1:0) und in der Türkei (1:2) zeigte sich die deutsche Mannschaft stark verbessert. "Bei den zwei, drei Chancen in der zweiten Halbzeit fehlte uns das Quäntchen Glück. Am Ende hatten wir sogar mehr Chancen als die Franzosen. Die Jungs haben sich ein großes Lob verdient", so Klinsmann.
Frankreich in der Krise
Drei der vier Heimspiele der Franzosen in ihrer keineswegs überzeugenden WM-Qualifikation (gegen Israel, Irland und die Schweiz) endeten 0:0, und auch die Tests gegen WM-Teilnehmer Polen und Deutschland blieben torlos. "Wir sind in einer sehr schwierigen Phase. Das sehen auch andere Spieler so", bekannte Stürmerstar David Trezeguet nach dem 0:0 der "Equipe Tricolore" gegen Vize-Weltmeister Deutschland. Kapitän Lilian Thuram merkte kleinlaut an, dass "wir unser Niveau bis zur WM in sieben Monaten verbessern müssen". Das Stade de France hat seinen Schrecken verloren, stattdessen mutiert die stolze Arena im Pariser Vorort Saint-Denis mehr und mehr zum "Saint-Remis" und der Stätte ereignisarmer Taktikspielchen.
18 Jahre kein Sieg
Dennoch verfehlte die deutsche Elf wieder einmal ihr Ziel, gegen eine der großen Fußball-Nationen zu gewinnen. Der letzte Sieg liegt fünf Jahre zurück: 1:0 gegen England, am 7. Oktober 2000. Der letzte Sieg gegen die Franzosen datiert sogar vom 12. August 1987 (2:1 in Berlin). Eigentlich ist den Franzosen derzeit ziemlich leicht der Wind aus den Segeln zu nehmen ist. Eklatant war vor allem die Ideenlosigkeit und mangelnde Durchschlagskraft im Mittelfeld. Zu erklären war sie immerhin durch das Fehlen von Superstar Zinedine Zidane, dem Strategen Patrick Vieira (beide verletzt) sowie dem von Domenech nicht berücksichtigten Robert Pires.
Chancenverwertung gleich Null
Aber es ist offenkundig: Sieben Jahre nach ihrem WM-Titel spielen die Franzosen statt "Champagner-Fußball" eher taktischen Sicherheitsfußball italienischer Prägung. Was Frankreich scheinbar verlernt hat, ist das Spiel nach vorne. "Die Franzosen haben Stürmer, bei denen jeder Trainer mit der Zunge schnalzt", meinte Klinsmann noch nach der Partie - zu sehen war davon in den 90 Minuten zuvor aber nichts. Dass der 'Traum-Sturm' Thierry Henry und David Trezeguet nur ein laues Lüftchen blieb, überraschte: Henry und Trezeguet kennen sich seit gemeinsamen Zeiten in Monaco (1995 bis 1998) in- und auswendig. Zudem trafen die beiden bei ihren Klubs Arsenal London und Juventus Turin zuletzt fast nach Belieben.
Torwartgerangel
Von Trainer Raymond Domenech war allerdings auch nicht zu erfahren, wie die "Equipe Tricolore" ihren Ansprüchen künftig wieder besser gerecht werden will: Kritische Nachfragen konterte er kauzig und einsilbig, verwies auf die anstrengende Reise zum Benefizspiel nach Martinique drei Tage zuvor (3:2 gegen Costa Rica). Doch auch er weiß, dass es in seinem Team derzeit nur in der Defensive stimmt. Wobei ihm sogar ausgerechnet die starke Leistung von Torhüter Gregory Coupet zusätzliche Unklarheit verschafft. Denn auch Frankreich hat - wie Deutschland - ein ungelöstes Torwartproblem: Coupets Zweikampf mit "Platzhirsch" Fabien Barthez um die "Nummer 1" im Tor während der WM scheint offener denn je.