Frankfurter Musikmesse: Ohne Holz geht auch
Tropenhölzer im Instrumentenbau sind seit Anfang des Jahres stark eingeschränkt. Das zwingt die Branche, nach Alternativen zu suchen. Auf der Frankfurter Musikmesse sind einige neue Produkte zu sehen und zu hören.
Gitarre fast ohne Tropenholz
Kaum eine Gitarre kommt ohne Tropenholz aus. Die Griffbretter sind aus wertvollem Palisanderholz, das unter Artenschutz steht. Instrumentenbauer müssen deshalb erfinderisch sein. Von der Firma Reinhardt Acoustics stammt diese Gitarre auf der Frankfurter Musikmesse: Ihre Fichten-Decke wird durch ein spezielles Hitzeverfahren gehärtet und kommt so dem Klang von Tropenholz sehr nahe.
Nicht Flöte, nicht Saxophon: Die Venova
Nicht immer geht es um den Artenschutz, wenn Holz durch andere Materialien ersetzt wird. Yamaha hat das neuartige Blasinstrument "Venova" auf den Markt gebracht, das komplett aus Kunststoff besteht. Die Grifftechnik ist die einer Flöte, der Klang ähnelt einem Saxophon. Mit der einfachen Spielweise sollen Neulinge gelockt werden. Das Material ist preiswert und abwaschbar, also Outdoor-geeignet.
Leise Musik mit der "Silent Violin 104"
Auch die "Silent Violins" kommen fast ohne Holz aus. Einzig das viel beanspruchte Griffbrett ist noch aus Ebenholz. Der Rest besteht aus Metall und Kunststoff. Die Silent-Reihe hat Yamaha entwickelt, um das Instrument verträglich für die Ohren der Nachbarn zu gestalten. Das neuste Modell ganz rechts wird nur mit einem kleinen Vorverstärker am Gürtel verbunden und ist dann über Kopfhörer zu hören.
Die App fürs Keyboard
Keyboards sind sicherlich die ältesten elekronischen Alternativen zum Klavier - sie verzichten gänzlich auf den Holzkorpus. Casio hat jetzt eine Play App herausgebracht, die sowohl ein Tastenspiel auf dem Tablet ermöglicht als auch in Verbindung mit dem Keyboard funktioniert. Mit Hilfe aufleuchtender Tasten können auch Laien - ohne Noten zu lesen - einfache Stücke nachspielen.
Transparenz im Material, nicht im Klang
Der transparente Flügel aus Acryl ist keine große Neuheit mehr, doch Kawai hat das ganze noch mit LED-Licht in wechselnden Farben versehen. Auf der Frankfurter Musikmesse präsentierte die Pianistin Ayano Entani das Instrument, von dem es nur drei Stück weltweit gibt. An den Klang eines Steinway-Flügels aus Holz reicht der LED-Flügel allerdings nicht heran.
Schlagzeug - echt und digital
Transparent und komplett aus Kunststoff ist auch das Schlagzeug, das der belgische Drummer Michael Schack spielt. Neu daran ist, dass er seine Drums mit elektronischen Klangerzeugern verbinden kann. Mit diesem "Bandklang" tritt er in der "Sweat, Blood and Tears - Box" beim Gitarrencamp der Musikmesse auf. Die 50 Quadratmeter Soundboxen sollen das Gefühl eines Livekonzertes suggerieren.
Carbon als neuer Klangstoff für das Flügelhorn
Andreas Keller von "da Carbo" aus der Schweiz entwickelt Blasinstrumente aus Carbon. Mit dem Material kann er Teile des Corpus präziser gestalten und unnötige Materialschwingungen vermeiden, die den Spieler Energie kosten würden. Sein neues Flügelhorn präsentiert er bei der Frankfurter Musikmesse, die noch bis zum 8. April für Besucher geöffnet ist.