1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Musik

France Gall ist tot

7. Januar 2018

Die französische Sängerin wurde in Deutschland vor allem mit ihrem Nummer Eins-Hit "Ella, elle l'a" bekannt. 1965 gewann sie für Luxemburg den Eurovision Song Contest. Jetzt starb France Gall im Alter von 70 Jahren.

https://p.dw.com/p/2qSPM
France Gall französische Schlagersängerin
Bild: picture-alliance/dpa

Die Französin erlag einem Krebsleiden, wie ihre Sprecherin Geneviève Salama der französischen Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Sie starb an ihrem Wohnort Paris. "Es gibt Worte, die man niemals aussprechen will", hieß es in der Erklärung, "France Gall ist am 7. Januar in das Weiße Paradies gelangt." 

Mit 17 Sieg beim Grand Prix d'Eurovision de la Chanson

Die Liebe zur Musik wurde Isabelle Gall, wie sie eigentlich hieß, schon in die Wiege gelegt. Ihr Vater Robert schrieb Chansons für Edith Piaf und Charles Aznavour und legte ihr keine Steine in den Weg, als sie mit 15 die Schule abbrach, um Sängerin zu werden. Schon ein Jahr später hatte sie ihren ersten Hit: "Ne sois pas si bête". Ihr künstlerischer Leiter Denis Bourgeois hatte ihren Vornamen da schon in "France" geändert, um sie von der bekannten Sängerin Isabelle Aubret abzuheben.

Mit 18 nahm France für Luxemburg am Grand Prix d'Eurovision de la Chanson teil (der später in Eurovision Song Contest umbenannt wurde) und holte sich mit dem fröhlichen Chanson "Poupée de cire, poupée de son" aus der Feder von Serge Gainsbourg den Sieg. Gainsbourg, damals bekannt für seinen Hang zur Doppeldeutigkeit, schrieb auch "Les sucettes". In dem Schlager ging es vordergründig um einen Dauerlutscher, der Subtext aber erzählt von Oralverkehr. Die damals 17-jährige France verstand nicht wirklich, welche Worte ihr Mentor Gainsbourg ihr in den Mund gelegt hatte und sang so völlig unbeschwert. Hätte sie gewusst, worum es eigentlich ging, hätte sie das Lied nie öffentlich vorgetragen, sagte sie später. Als sie es erfahren hätte, sei sie entsetzt gewesen. 

Karriere in Deutschland 

Zwischen 1966 und 1972 setzte France Gall ihre Karriere in Deutschland fort. Für "Zwei Apfelsinen im Haar", die deutsche Version von "A Banda" von dem brasilianischen Liedermacher Chico Buarque, erhielt sie 1968 eine Goldene Schallplatte. Weitere bekannte Lieder in dieser Zeit waren "Ein bisschen Goethe, ein bisschen Bonaparte", "Mein Herz kann man nicht kaufen" oder "Der Computer Nr. 3". Gleich zweimal erhielt die Sängerin damals Auszeichnungen von der populären Jugendzeitschrift BRAVO, den "Bravo Otto" in Bronze und in Silber. Rückblickend sagte France Gall später, ihre Zeit in Deutschland sei nicht unbedingt die schönste gewesen; der Erfolg habe ihr eine normale Jugend verwehrt, da sie wegen ihrer Popularität ständig auf der Bühne stand.

France Gall
2012 nahm France Gall noch einmal an einer Talkshow teil Bild: picture-alliance/dpa/AFP/F. Guillot

Erfolg an der Seite von Michel Berger 

France Gall verkörperte in jenen Jahren das Bild der niedlichen und unschuldig sexy performenden Französin. Doch Anfang der 1970er Jahre hatte sie genug von ihrem Image "als kleines Mädchen". Sie habe sogar mit dem Singen aufhören wollen, bekannte sie später, wenn sie nicht zufällig 1973 bei einer Autofahrt ein Lied von Michel Berger im Radio gehört hätte. Der Text habe sie auf Anhieb fasziniert. Ein Jahr später nahm der Komponist mit ihr das Lied "Mon Fils Rira Du Rock'n Roll" auf. Es war nicht nur der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit, sondern auch einer großen Liebe.

Die beiden heirateten 1976 in Paris und bekamen zwei Kinder. In den 80er Jahren hatte die Popsängerin in Frankreich mehrere Top-10-Erfolge, darunter Lieder wie "Hong Kong Star" oder "Débranche". In Deutschland feierte France Gall nach über 15 Jahren Funkstille ihren größten Hit überhaupt: Das Chanson "Ella, elle l'a" ("Ella, sie hat es"), eine Hommage an die Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald, hielt sich 20 Wochen lang in den Charts, davon vier Wochen auf Platz Eins.

Rückzug aus dem Showgeschäft

Nach dem überraschenden Tod ihres Mannes 1992, der mit gerade mal 44 Jahren bei einem Tennisspiel zusammenbrach, gab France Gall kaum noch Konzerte. 1993 erkrankte sie an Brustkrebs. Als ihre Tochter Pauline vier Jahre später an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose starb, zog sich die Sängerin weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und lebte abwechselnd im Senegal und in Paris. 1994 wurde sie zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt.

2015 kehrte die Sängerin noch einmal ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zurück. Im Musical "Résiste" sang sie nicht nur, sondern trat auch als als Erzählerin auf, die die Geschichte einer Diskothek und ihrer Betreiber Revue passieren lässt. Jetzt starb France Gall im Alter von 70 Jahren in Paris. 

suc/stu (dpa, afp)