Dokumentation
21. Oktober 2013Michael Danner kam 1968 zur Welt. Sechs Jahre zuvor ging im unterfränkischen Kahl das erste kommerzielle Kernkraftwerk der Bundesrepublik Deutschland ans Netz. Die umstrittene Energiequelle hat den Berliner Fotografen sein Leben lang begleitet. Als die Bundesregierung den Atomausstieg beschloss, entschied Danner, die Anlagen zu fotografieren, bevor sie geschlossen werden.
Über mehrere Jahre dokumentierte er deutsche AKWs, vom Kernkraftwerk Unterweser an der Nordsee bis zum bayrischen Kernkraftwerk Isar. Im Gespräch mit der DW sagt Danner, das Projekt sei für ihn nicht einfach, aber wichtig gewesen: "Ich sehe meine Arbeit als Beitrag zur Debatte über Atomenergie."
Während seiner Reisen erkennt der 46-Jährige, dass Atomkraftwerke in vielerlei Hinsicht ganz normale Arbeitsplätze sind. "Ich habe keine Menschen fotografiert, aber es gibt kleine Gegenstände - Rucksäcke oder Trophäen, zum Beispiel - die Hinweise auf die Leute geben, die hier arbeiten. Manche Angestellte arbeiten seit Jahrzehnten in Kernkraftwerken."
Archivbilder seien wichtig gewesen, um den neuen Fotos in seinem Buch "Critical Mass" einen Rahmen zu geben, meint Danner. Anti-Atomkraft-Demonstrationen und Proteste gegen die Lagerung radioaktiver Abfälle seien Teil der neueren deutschen Geschichte. Daher findet man in dem Band auch historische Aufnahmen des Umweltaktivisten Günter Zint und von Anti-Atomkraft-Demos aus Polizeiarchiven.
Danner trägt mit seinem Werk nicht nur einen Teil zur aktuellen Energie-Debatte in Deutschland bei, er zeigt in seinem Projekt auch Regionen, die langsam, aber sicher in Vergessenheit geraten. "Viele der Gegenden sind weit außerhalb der Städte, das sind Orte, von denen wir Deutschen in der Presse gehört haben, über die wir aber nichts wissen." So wie er aufgewachsen ist, meint Danner, seien seine Besuche in den Kenkraftwerken ein wenig so gewesen, als "besuchte ich den Feind".