Flüchtlinge leiden an Ungarns Grenzen
Flüchtlinge an Ungarns südlicher Grenze kämpfen mit vielen Widrigkeiten, weigern sich aber, umzukehren - egal wie schwer der Weg nach Westeuropa ist. Diego Cupolo berichtet aus Kelebija, Serbien.
Flüchtlinge nicht erwünscht
Viktor Orban möchte keine Flüchtlinge in seinem Land. Das macht Ungarns Premierminister mit schöner Regelmäßigkeit klar. Aber die Flüchtlinge kommen weiter an die Landesgrenzen, zum Beispiel nach Kelebija.
Tor nach Europa
Die Menschen kommen nach Kelebija in der Hoffnung, dieses Tor zu passieren. Die serbische und ungarische Regierung haben vereinbart, bis zu 20 Flüchtlinge am Tag durchzulassen. Nachdem sie sich registriert haben, bekommen Flüchtlinge einen Termin, zu dem sie an der Grenze erscheinen. Hier werden sie dann von ungarischen Beamten interviewt und ihre Papiere werden geprüft.
Problematischer Flaschenhals
Der Prozess funktioniert nicht fehlerfrei. Mohamed Gamal, ein 18-jähriger Ägypter (nicht im Bild) kam nach Kelebija, nachdem er seinen Namen auf einer Liste mit Interviewterminen gesehen hatte. Ein Grenzbeamter sagte ihm jedoch, dass der Termin für einen anderen Ägypter mit dem selben Namen war und dass sie keinerlei Unterlagen hätten, dass er überhaupt nach Serbien eingereist war.
Kaum Unterstützung
Ohne große Wahlmöglichkeiten blieb Gamal in dem Übergangslager, wo rund 100 Menschen auf ihren Termin warten. Es gibt einen Wasserhahn im Lager und Hilfsorganisationen kommen nicht täglich. Die Asylbewerber müssen sich praktisch allein durchschlagen. Dieses Mädchen ist eines von neun Kindern einer jesidischen Familie, die seit Wochen im Camp ist.
Rund um die Uhr überwacht
"Ich werde einen anderen Weg finden", sagte Gamal der DW. Er verhandele bereits mit Schmugglern im Camp. Er habe vergangenen Monat 1500 Euro bezahlt, um den Zaun zu umgehen, aber er wurde gefasst und zurück nach Belgrad gebracht. Hubschrauber und Patrouillen machen einen illegalen Grenzübertritt schwierig. "Glaub mir, wenn du schneller als die Polizisten bist, hetzen sie Hunde auf dich."
"Besser als anderswo"
Die Kinder von Walid Khaled, einem Automechaniker aus Erbil, Irak, spielen am Grenzzaun. Vor zwei Monaten kam Khaled mit seiner Familie hierher, seitdem gibt es Probleme mit den Einwanderungspapieren. "Von der Polizei kommt immer nur 'Weiß ich nicht, weiß ich nicht'", sagt er. "Hier ist es schlimm, aber es ist besser als anderswo."
Kein zurück
In Kelebija ist eines von zwei Lagern in der Region. Flüchtlinge aus dem Nahen Osten kommen hierher, Afghanen und Pakistani bleiben in Horgos. Während er ein Lagerfeuer mit Windeln und Kleidung anfacht, erzählt Khaled, dass er lieber in Kelebija ist, auch wenn es mit der Einwanderung nicht voran geht - in anderen Lagern seien er und seine Familie schon mehrfach ausgeraubt worden.
Kein Mitgefühl
Am nächsten Morgen machen sich vorbeifahrende Trucker über die Bewohner lustig, indem sie wie Affen in ihre Megafone brüllen. "In Griechenland zeigen Menschen, mit denen sich man unterhält, normalerweise Mitgefühl", sagt Sydney Fernandez von der serbischen Hilfsorganisation North Star. "Hier denken die Einheimischen, dass diese Menschen zuhause bleiben und für ihr Land kämpfen sollten."