1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lilienthal: Vom Fliegen und Stürzen

9. August 2016

Otto Lilienthal war der erste Mensch, der einen erfolgreichen Gleitflug absolvierte. Er gab uns Menschen Flügel - und stürzte ab. 2016 jährt sich sein Todestag zum 120. Mal. Seine Lehre bleibt.

https://p.dw.com/p/1IyzM
Otto Lilienthal deutscher Luftfahrtpionier
Bild: Getty Images/Hulton Archive

Otto Lilienthal beschrieb als erster die physikalischen Grundlagen des Fliegens. Sie gelten bis heute. Seine Theorien überprüfte er in unzähligen Flügen. Vor 120 Jahren überschritt er die Grenzen und stürzte nordwestlich von Berlin ab. Mittlerweile sind die Gründe des Absturzes weitestgehend geklärt.

Kein Konstruktionsfehler

"Lilienthal hätte am Unglückstag nicht fliegen dürfen", erklärte Andreas Dillmann, Leiter des Instituts für Aerodynamik und Strömungstechnik am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR). Das Flugwetter am 9. August 1896 sei für den Flieger ungeeignet gewesen - ein "Pilotenfehler" sei darum wahrscheinlich.

Otto Lilienthal - deutscher Luftfahrtpionier (Foto: Archiv/picture alliance)
Otto Lilienthal - deutscher LuftfahrtpionierBild: picture-alliance/Mary Evans Picture Librar

Der Lilienthal-Gleiter konnte gut und sicher bei Windstille oder Gegenwind fliegen, aber für andere Windverhältnisse - wie die Thermik an seinem Absturztag - reichte die Manövrierfähigkeit einfach nicht aus", so Dillmann. Ein Aufwind habe den Gleiter in der Luft aufgerichtet und zu einem Strömungsabriss geführt. "Wenn die Nase des Gleiters zu hoch kommt, bäumt er sich auf und wird unbeherrschbar", sagte Dillmann weiter.

Dillmann und seine DLR-Kollegen hatten einen originalgetreuen Nachbau des sogenannten Lilienthal-Gleiters im Mai dieses Jahres wissenschaftlich untersucht. Im DLR Göttingen fanden Schwerpunktversuche statt, um die Manövrierfähigkeit zu bestimmen. Das DLR Braunschweig hat den Gleitflug am Computer simuliert. Dabei zeigte sich, dass der Flugapparat robust war - "eine aerodynamisch absolut saubere Konstruktion."

Nachbau eines Lilienthal-Gleiters (Foto: DLR/dpa)
Simulation von Lilienthals Flug im WindkanalBild: picture-alliance/dpa/DLR

"Lilienthal wusste worauf es ankommt"

Von den Ergebnissen waren die Forscher selbst überrascht. "Es ist erstaunlich, welch gutes Flugzeug Lilienthal vor über 100 Jahren ohne die modernen Mittel, die wir heute einsetzen können, gebaut hat", sagte DLR-Luftfahrtvorstand Rolf Henke. "Ihm standen weder Windkanal noch Computersimulation zur Verfügung, aber er wusste, worauf es beim Fliegen ankommt", so Henke. Lilienthal hatte systematisch den Vogelflug studiert und als erster die Vorteile eines gewölbten Flügels erkannt. Bis heute werden Flugzeuge nach von Lilienthal erkannten Kriterien wie Luftwiderstand und Auftrieb bewertet. "Lilienthal war der erste Flugwissenschaftler, als dessen Erben wir uns sehen", so Henke.

Der damals 48-Jährige war am 9. August 1896 vom Göllenberg nahe dem brandenburgischen Ort Stölln abgehoben - und abgestüzt. Am Tag nach dem Absturz in den Rhinower Bergen erlag Lilienthal seinen schweren Verletzungen in der Universitätsklinik in Berlin. Die Entwicklung der Luftfahrttechnik konnte dieses Unglück nicht mehr aufhalten. Auf seinem Grabstein steht: "Opfer müssen gebracht werden."

qu, hf/uh,fs (afp, DLR, dpa)