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Eine Billion verbrannt

8. April 2008

Fast eine Billion Dollar: So teuer kommt die US-Hypothekenkrise die internationale Finanzwelt zu stehen. Das schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF) und fordert mehr Transparenz im Bankgewerbe.

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Die Schweizer Großbank UBS (12.03.2008, Quelle: DPA)
Allein die Schweizer Bank UBS hat sich um 19 Milliarden Euro verspekuliertBild: picture-alliance/ dpa

Dem am Dienstag (8.4.2008) in Washington vorgelegten IWF-Bericht zur weltweiten Finanzstabilität zufolge können sich die Verluste aus der Krise auf insgesamt 945 Milliarden Dollar (602 Milliarden Euro) summieren. Allein 565 Milliarden Dollar seien durch riskante Bankgeschäfte mit schlecht gesicherten Immobilienhypotheken entstanden. Hinzu kämen weitere Verluste etwa aus riskanten Kreditgeschäften und sinkenden Immobilienpreisen.

IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn bei Ankunft in Washingtoner Büro (1.11.2007, Quelle: DPA)
"Dramatische Mängel" attestiert der IWF dem weltweiten FinanzsystemBild: picture-alliance / dpa

Dabei handele es sich um vorläufige Schätzungen, die "einen Hinweis auf mögliche zusätzliche Belastungen des Bankenkapitals und weitere Abschreibungen" geben, heißt es in dem IWF-Bericht. Der IWF sprach von einem "kollektiven Versagen" einer ganzen Reihe von Finanzinstitutionen wie Banken, Anleiheversicherern oder Hedge-Fonds, das Ausmaß der Risiken richtig zu bewerten.

Weltweite Auswirkungen

Vom Epizentrum USA hat sich die Krise nach Einschätzung der IWF-Experten weltweit ausgedehnt. Auch außerhalb der USA spiegele das Ausmaß der Krise "Schwächen bei Risikomanagement und Aufsicht" wider, heißt es in dem Bericht.

"Die gegenwärtigen Turbulenzen sind mehr als nur ein Liquiditätsproblem. Sie legen tiefliegende Schwächen in den Bilanzen und dünne Kapitaldecken offen", befindet der Bericht. Der Fonds warnt vor dem Risiko "einer ernsthaften Finanzierungs- und Vertrauenskrise, die droht, sich über eine erhebliche Periode hinweg fortzusetzen".

Dramatische Mängel im Finanzsystem

In seinem Bericht beklagt der Fonds dramatische Mängel im weltweiten Finanzsystem und schlägt einschneidende Änderungen vor. Die aktuelle Krise habe die ganze Zerbrechlichkeit des Systems aufgezeigt. Dabei seien Grundsatzfragen zur Effizienz der Krisenreaktionen von privatwirtschaftlichen und staatlichen Institutionen aufgeworfen worden.

Und die Risiken für die Stabilität nehmen nach Ansicht des IFW noch zu. Denn zu den aktuellen Sorgen um die Stabilität des Gesamtsystems kommen noch weitere Probleme: So habe die Qualität von Krediten abgenommen, immer mehr Banken bekämen Liquiditätsprobleme und außerdem werde es immer schwieriger, Kredite zu bekommen.

Die Herausforderung liege nun darin, schnelle Schritte zur Risiko-Minderung einzuleiten, heißt es in dem Bericht. Es müssten Notfall- und Sanierungspläne entworfen werden. Zugleich müssten die Grundursachen für die Finanzkrise angegangen werden.

Alle Banken sollen reinen Tisch machen

Kurzfristig müsse die Dauer und die Tiefe der Krise abmildert werden. Es gehe um eine Minderung der Unsicherheit an den Finanzmärkten und die Stärkung des Vertrauens. So sollten die betroffenen Banken und Finanzfirmen ihre Verluste zeitnah offenlegen, Bankenbilanzen müssten schnell in Ordnung gebracht werden.

Außerdem müssten die Banken ihr Risikomanagement verbessern. Auf der öffentlichen Seite sollten die Aufsichtsbehörden für mehr Transparenz und für ein einheitliches Bewertungssystem von Anlage-Risiken sorgen. Der Staat sollte zudem bereitstehen, um bei Kollapsgefahren von einzelnen Instituten schnell zu helfen. (mg)