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Fiat, Chrysler und Peugeot fahren zusammen

4. Januar 2021

Es ist für alle Beteiligten nicht die erste Fusion, aber nun soll sie was werden: Die Autokonzerne PSA und Fiat Chysler wollen zusammen zur Nummer vier auf dem Weltmarkt aufrücken. Die Aktionäre stimmen zu.

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Symbolbild Fiat Chrysler und Peugeot
Bild: Stephane Mahe/REUTERS

Am ersten Arbeitstag des neuen Jahres hatten die Aktionäre das letzte Wort. Aus den beiden Autokonzernen mit ihren Wurzeln in Frankreich, Italien, Deutschland und den USA soll ein Weltkonzern mit neuem Namen werden. Statt PSA (für Peugeot, Citroën und Opel) und FCA (für Fiat Chrysler) soll nun ein neuer Stern aufgehen: Stellantis heißt der Zusammenschluss, den am Montag getrennte Hauptversammlungen der beiden Konzerne auf den Weg brachten - Stella wie "Stern". Die Aktionäre von PSA wie auch von FCA stimmten der Megafusion in getrennten Hauptversammlungen mit jeweils überwältigender Mehrheit zu. 

An die weltweit recht bekannte Automarke mit dem Stern aus Stuttgart darf man dabei nicht denken. Aber zu Stellantis gehören eine Menge Traditionsmarken aus der Autowelt, und diese einzelnen Markennamen wie Peugeot, Citroën und Opel, wie Alfa Romeo, Lancia, Abarth, Maserati oder Chrysler, Jeep und Dodge sollen weiter Bestand haben. 

Fusion Fiat Chrysler und PSA
Klassische Mischung - die Marken des neuen Stellantis-KonzernsBild: picture-alliance/dpa/AP

PSA und FCA hatten ihre Fusionspläne im Dezember 2019 beschlossen. Durch Corona wurde das Vorhaben ausgebremst. Der Termin für den Zusammenschluss mit dem italienisch-amerikanischen FCA-Konzern solle sehr bald mitgeteilt werden, sagte PSA-Konzernchef Carlos Tavares. Konkreter wurde er nicht. Bisher war davon die Rede gewesen, den milliardenschweren Deal bis Ende März abzuschließen. 

Beide Partner setzten vor der Corona-Krise zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab und hatten einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. 400.000 Menschen arbeiten weltweit für die Firmen. Nur Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund waren 2019 noch größer.

Fusion bereits genehmigt

Die Wettbewerbshüter der EU haben der Fusion inzwischen zugestimmt. Nach einer monatelangen Prüfung hieß es von der EU, dass die Hersteller zwei Verpflichtungen einhalten müssten: Eine bereits bestehende Kooperation zwischen PSA und Toyota, wonach PSA für Toyota leichte Nutzfahrzeuge für den Verkauf in der EU fertigt, muss erweitert werden. Zum anderen sollen die Reparatur- und Wartungsverträge von PSA und FCA mit ihren Werkstätten gelockert werden.

"Wir können den Zusammenschluss von Fiat Chrysler und Peugeot SA genehmigen, da ihre Verpflichtungen den Eintritt und die Expansion neuer Anbieter auf dem Markt für leichte Nutzfahrzeuge erleichtern werden", befand EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager im Dezember. Die Kommission hatte zunächst befürchtet, dass ein Zusammenschluss den Wettbewerb auf dem Markt für Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen einschränken könnte. 

Serbien Kragujevac Fiat Fabrik
Fiat 500 - Von ziemlich klein ...Bild: picture-alliance/dpa/S. Suki

"Eine Frage des Überlebens"

Die Vorbehalte wurden ausgeräumt, der Zusammenschluss ist beiden Partnern, die jeweils die Hälfte der Anteile halten werden, zu wichtig. "Diese Fusion ist sowohl für Fiat als auch für PSA eine Frage des Überlebens", urteilte Giuliano Noci von der Milan Business School. Fiat-Chrysler kann dadurch seine Präsenz in Europa stärken, PSA hofft auf den Zugang zum US-Markt, wo weder Peugeot noch Citroën präsent sind. Vor allem aber erhoffen sich beide Seiten mehr Kapital für die notwendigen Investitionsmittel beim teuren Übergang zu saubereren Antrieben. 

Chrysler, Dodge und Jeep verdienen eine Menge Geld mit großen Autos, geraten damit aber mit international schärfer werdenden Umweltauflagen in Konflikt. Fiat macht sein Hauptgeschäft mit kleinen Autos, hat aber mit riesigen Überkapazitäten in seinen Fabriken zu kämpfen. Und alle möchten von der Kompetenz der Franzosen in Sachen E-Mobilität profitieren, wo Peugeot angekündigt hat, bis 2025 sollten alle eigenen Modelle elektrisch angetrieben werden.

Zauberwort Synergien

Jede Fusion zielt auf das Zauberwort Synergien; die Beteiligten erwarten sich Einsparungen in Milliardenhöhe. Aber: "Man kann nicht kosteneffizient sein, wenn beide Seiten ihr bisherige Größe ganz erhalten", gibt Karl Brauer, Analyst bei iSeeCars.com zu bedenken. Der Chef von PSA, Carlos Tavares, steht im Ruf, ein effektiver Sparfuchs zu sein - und Tavares wird die Führung des neuen Stellantis-Konzerns übernehmen. Was Effektivität bedeuten mag, haben die Beschäftigen von Opel erfahren, seit die deutsche Traditionsmarke von PSA übernommen wurde. Zwar macht Opel jetzt wieder Gewinn, aber viele Jobs gingen verloren.

USA Black Dodge RAM
... bis ziemlich groß: Dodge SUV.Bild: picture alliance/All Canada Photos/O. Maksymenko

Was wird also nun werden mit den italienischen Fiat-Fabriken, wo 1,5 Millionen Autos im Jahr gebaut werden könnten, aber nur wenige hunderttausend vom Band laufen? Und was wird mit dem Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim, wo es solche Zentren auch in Paris und Turin gibt? Und was wird aus Chrysler, das nur noch eine ältere Limousine und einen Minivan im Programm hat? 

Bei alledem, so der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, scheint bei der europäisch-amerikanischen Fusion etwas Wesentliches aus dem Blick zu geraten: "Sie fusionieren, okay. Sie finden Synergien, okay. Aber sie übersehen den wichtigsten Punkt in der Autoindustrie", so Dudenhöffer. "Der Markt der Zukunft ist Asien. Asien wird das Autogeschäft dominieren." Und in Asien zeigen Fiat Chrysler wie Peugeot Citroën Schwächen.

ar/hb (rtr, dpa, AP)