Feuer und Licht | Alltagsdeutsch – Podcast | DW | 08.09.2009
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Alltagsdeutsch – Podcast

Feuer und Licht

Kerzenschein – Romantische Momente – In Liebe entflammt: Feuer und Licht üben seit jeher eine Faszination aus. Manchmal entpuppt sich etwas jedoch als Strohfeuer. Und wer brachte uns das Feuer?

Sprecher 1:

Prometheus hat nach griechischer Überlieferung nicht nur aus Lehm den ersten Menschen geformt, er soll uns auch die Kultur und das Feuer gebracht haben. Gebracht? Gestohlen soll er es haben. Das entnehmen wir jedenfalls der Mythologie.

Sprecher 2:

Es gibt eine ganze Reihe von Geschichten oder Mythen, die sich um diesen unerhörten Diebstahl ranken, denn den Göttern war das Feuer heilig. Doch nicht nur in der griechischen Mythologie gibt es Sagen um das Feuer. Daraus schließen Kulturhistoriker, dass nicht alle Völker das Feuer selbst erfunden haben. Das heißt, nicht alle haben entdeckt, wie man mit einem bestimmten Stein oder mit einem Holzstöckchen durch Reibung Feuer erzeugen kann. Das Entzünden eines Feuers wurde weitergegeben, übermittelt wie die Sagen und Mythen. Feuer ist eines der vier Elemente. Es ist lebenswichtig, weil es Wärme und Licht erzeugt. Ohne Feuer gibt es kein Licht.

Sprecherin:

In unserer Alltagssprache gibt es unzählige Redewendungen, die sich um die Begriffe Feuer und Licht drehen. Und ich hoffe, dass Sie mittlerweile Feuer und Flamme sind, zu erfahren, wie diese Begriffe im Alltag verwendet werden.

Befragte Personen:

"Völliger Begeisterung für irgendetwas sein, also.../ Wenn man sich für irgendetwas einsetzt. Es gefällt einem irgendwas. / Natürlich bei Liebe. Für jemanden Feuer und Flamme sein. Aber auch für Arbeit oder für andere Sachen. Aber es hat schon irgendwas mit Leidenschaft zu tun. / Hin und weg. / Sich total begeistern für was. / Es ist die erste Begeisterung, und dann kann das aber schnell wieder nachlassen."

Sprecher 2:

Schnell ist es entfacht, das Feuer der Liebe und der Leidenschaft. Doch eine feurige Liebesaffäre ist eben oft nur eine Affäre. Genau wie irgendwann das beste Feuer ausgeht, wenn kein Holz nachgeschoben wird, so überlebt auch die beste Liebe nicht, wenn man sich nicht dafür einsetzt. War man zu Anfang noch Feuer und Flamme, entpuppt sich die Leidenschaft nach einer gewissen Zeit manchmal als Strohfeuer.


Befragte Personen:

"Etwas, was kurz aufflackert und dann sofort wieder erlischt. Meinetwegen, wenn man für irgendeinen Star besonders schwärmt. Ein Jahr später stellt man fest, wenn man älter geworden ist, na ja, war ja ziemlich dämlich. / Nach dem Strohfeuer folgt meistens irgendeine Art der Ernüchterung oder des Klarsehens, sagen wir mal so, ne. Ja, Strohfeuer könnte zum Beispiel, sagen wir mal, auf so 'ne erste spontane Liebe hindeuten, ne, dass man sagt: die oder keine. Und dann nach acht Tagen sieht die Welt schon wieder nüchtern aus. Könnte aber auch zu 'nem Anschaffungsgegenstand sein, man sieht etwas und sagt: Das muss ich haben. Und wenn man der Sache dann immer nachgeht und auf den Grund geht, dann sagt man: Och ne, da kann ich doch drauf verzichten, ne. / Etwas, was kurz aufleuchtet, aber dann schnell wieder verlöscht, also keinen Erfolg hat. / Ja, wenn's um eine Beziehung geht, Liebesbeziehung, da war es ein kurzes Aufflammen, und dann hat man gemerkt, dass es doch nicht so das Wahre war. / Das ist ein kurzes Aufflackern im Grunde, also sportlicher Leistung zum Beispiel, wenn jemand ein ganz kurzes Hoch hat, sehr gut ist, aber schnell wieder das nachlässt. / Viel Wind um nichts."

Sprecherin:

In der Naturphilosophie gilt das Feuer als der Ursprung des Seins. Ohne Feuer kann sich nichts entwickeln. Und ein Symbol für Licht ist nun mal das Feuer. In Kirchen finden wir das Ewige Licht, ein nie verlöschendes Öllicht, das natürlich symbolischen Charakter hat. Trotz dieser symbolischen Nähe von Feuer und Licht, hat Licht einen anderen, etymologischen, also sprachhistorischen Ursprung.

Sprecher 2:

Bevor es das Substantiv Licht gab, existierte bereits das westgermanische Adjektiv licht. Etwas war licht, wenn es hell war. Eine Waldlichtung zum Beispiel ist die Stelle eines Waldes, die licht ist, weil dort keine Bäume das Durchdringen der Sonnenstrahlen verhindern. Will man die Redewendungen verstehen, die das Licht thematisieren, greift man getrost zur Bibel: Das Licht wird zur Metapher für Weisheit und Erleuchtung.

Sprecherin:

Hierzu gibt es drei Redewendungen, deren Bedeutung ähnlich ist. Alle drei sind Begriffe, die man verwendet, wenn man einen guten Einfall hat. Dennoch werden sie in unterschiedlichen Situationen benutzt. Es handelt sich um die Ausdrücke eine Erleuchtung haben, einen Geistesblitz haben und jemandem geht ein Licht auf. Eine Erleuchtung hat man, wenn einem etwas von ganz besonderer Bedeutung klar wird, wenn man plötzlich für sich selbst herausgefunden hat, was der Sinn des Lebens ist. Wenn die Ziele im Leben auf einmal deutlich vor einem stehen, dann kommt das einer Erleuchtung gleich.


Sprecher 2:

Eine Erleuchtung haben, das hat fast schon etwas Überirdisches an sich. Sie ist sozusagen die Krönung der Weisheit und hat eindeutig einen religiösen Charakter. So streben aber nicht nur christliche Religionen nach Erleuchtung. Der Buddhismus verehrt ebenfalls eine allwissende Gottheit, Buddha, den Erleuchteten. Und so benutzen viele diese Redewendung im Alltag.

Befragte Personen:

"Eine Idee haben, dass einem irgendetwas plötzlich klar wird oder... / Man kommt nicht so richtig auf die Lösung, und irgendwann, da sitzt man da, und da sagt man: Mensch, jetzt hab ich es wieder, ne, das war es. Erst mal drauf zu kommen, ne. Namen, 'nen Namen zu suchen, Mensch, wie hieß der, oder wo war das noch mal, ne. Und plötzlich fällt einem ein: Ach, das ist doch ... ne, das ist 'ne Erleuchtung halt. / Wenn man einfach sieht, was einem noch nie vorher aufgegangen ist, dann denkt man: Hey, da ist ja irgendwas, was ich vorher in der Tat noch nie gesehen, gedacht oder gefühlt, geträumt habe. / Wenn Du 'ne Idee hast, dann hast Du 'ne Erleuchtung, 'ne zündende Idee ist 'ne Erleuchtung. / Ein guter Gedanke, würde ich sagen. / Dass man was verstanden hat, worüber man lange nachgedacht hat. / 'Ne Erleuchtung ist vielleicht was Größeres, also von der Dimension her, eine Inspiration haben."

Sprecher 2:

Eine Erleuchtung hat tatsächlich etwas von einer Inspiration. Sie ist eine Eingebung, die nicht auf gesunden Menschenverstand, Logik oder Intelligenz zurückzuführen ist. Wenn man dagegen einen Geistesblitz hat, hat das nichts mit der sprichwörtlichen göttlichen Eingebung zu tun. Ein Geistesblitz ist ein Blitz, der den Geist für einen Augenblick erhellt. Und einen solchen Blitz hat man mit Sicherheit nicht, wenn einem plötzlich die wichtigsten Dinge des Lebens klar werden. Dem Blitz fehlt die Dauer und die Komplexität der Erleuchtung. Während eine Erleuchtung einem tiefe Einblicke in bestimmte Sachverhalte eröffnet, ist ein Geistesblitz eher ein kurzzeitiges Erlebnis.

Befragte Personen:

"Spontane Idee, ne, das müsste ich noch machen, das muss ich aber sofort machen, ne, das ist ein Geistesblitz, etwas, wo man spontan drauf kommt, vorher aber gar nicht irgendwie drauf ausgerichtet war, ne, gar nicht drüber nachgedacht hat. Man geht hier vorbei und sieht das Schiff und sagt: Mensch, siehst Du, 'ne Schiffstour haben wir noch nicht gemacht, das müssten wir mal machen, ne, das ist ein Geistesblitz. / Alleine schon von dem Wort Blitz einschlagen würde man nicht sagen, dass das so was Schönes ist. Das kommt so eher über einen, so ein Blitz, der kann auch irgendwo einschlagen. / So 'ne Spontanreaktion. / Ja, das ist so 'ne plötzliche Idee. Also, man hat über ein konkretes Problem nachgedacht, lange Zeit ist einem nichts eingefallen, und plötzlich hat man den Geistesblitz, dann hat man die Lösung, so in der Art, ne. / Das ist ein ganz plötzliches Erkennen, dass was neu ist oder wie es funktioniert zum Beispiel."

Sprecher 2:

Die dritte Redewendung in diesem Bunde heißt: Mir geht ein Licht auf. Sie ist zwischen der Erleuchtung und dem Geistesblitz anzusiedeln. Der Ausdruck ist bescheidener, er beansprucht weder die Durchschlagskraft eines Blitzes noch die Tiefe einer Erleuchtung. Er beschränkt sich eher auf rational nachvollziehbare Erkenntnisse. Auf einmal begreifen Sie zum Beispiel, warum die neue Nachbarin lange Zeit so seltsam war. Sie erzählt Ihnen nämlich, dass die anderen schlecht über sie geredet haben. Ihnen geht also ein Licht auf, warum die Nachbarin sich Ihnen gegenüber so zurückhaltend und abwartend verhalten hat.

Befragte Personen:

"Etwas einsehen. / Nach längerem Überlegen habe ich dann irgendwie mal - ja, dann, dann habe ich den Einfall, den passenden Einfall dazu, die Lösung./ Ein Licht aufgehen ist das, was einem irgendwie - dass Verständnis auf einmal da ist für etwas, was man vorher irgendwie nicht hatte. / Da hab' ich was kapiert und was verstanden, was ich vorher nicht realisiert hab'."

Sprecher 2:

Wem ein Licht aufgeht, der hat etwas begriffen. Licht hat also etwas mit erkennen zu tun. Schließlich kann man im Dunkeln und ohne Licht nichts und niemanden erkennen.

Sprecherin:

Viele Erkenntnisse hat zum Beispiel auch Einstein der Menschheit beschert. Deshalb darf man ihn auch ein großes Licht nennen.

Sprecher 2:

Derjenige ist ein großes Licht, der etwas Bedeutendes geschaffen, entdeckt oder erfunden hat. Das können Wissenschaftler wie Einstein, Politiker oder Künstler sein. Ein großes Licht kann auch der Klassenbeste im Gymnasium sein, der schon in jungen Jahren durch einen besonders wachen Verstand auffällt. Das große Licht sticht aus der Menge hervor, und genau darin liegt der Unterschied zum sogenannten kleinen Licht.

Befragte Personen:

"Jemand Unbedeutendes sein, in der Firma den kleinen Buchhalter würde man als kleines Licht bezeichnen. / Einer, der nicht allzu viel zu sagen hat, der so mitläuft, seiner Tätigkeit nachgeht, aber keine große Verantwortung, keine großen Aufgaben übernommen hat oder man sie ihm nicht zutraut. / Er meint, er wär‘ wichtig und ist aber in Wirklichkeit nen Mitläufer. / Ja, sonst wird das ja eigentlich eher abschätzig benutzt. Würde ich aber, sollte man sehr vorsichtig sein. / Der Kleinste unter ganz vielen, das ist ein kleines Licht, in jedem Gesellschaftskreis. Also, jemand ohne viel Bedeutung, ein kleines Licht, was jetzt positiv wie auch negativ sein kann. / Was ganz Liebes auch, was man also behüten würde. / Unbedeutende Stellung, relativ unbedeutende Stellung, vielleicht für andere, für einen selber nicht, im Beruf oder im Verein oder was weiß ich so. / Ist, wenn man sich seiner Position eigentlich klar ist, was man bewegen kann oder machen kann und 'ne gewisse Rolle hat in so 'nem riesen Räderwerk und meist das kleine Schräubchen da drin, das ist das kleine Licht. / Nicht unwichtig, ne, aber ich glaub‘, 'ne gute Einschätzung von sich selber."

Sprecher 2:

Das kleine Licht ist also gar nicht unbedingt so klein und unbedeutend, wie der Ausdruck nahelegt. Auch sagt die Redewendung nichts über die Intelligenz oder die Fähigkeiten eines Menschen aus, ganz im Unterschied zu unserer letzten Redewendung, die eigentlich ein Schimpfwort ist. Es geht um den Armleuchter.

Befragte Personen:

"Na ja, irgendjemand, der ein bisschen blöd ist beziehungsweise für blöd gehalten wird, Armleuchter eben. / 'Ne jecke Typ, sagen wir mal so. / Ein Original. / Der hat nicht alle Tassen im Schrank, ne, also der ist nicht ganz - der fällt etwas aus dem Rahmen, nicht so, wie man normal sein sollte. / Ist eine Beleidigung über einen Menschen, den man nicht sonderlich gerne mag. / Es ist halt nen Dummkopf, kann man sagen, ja also, den man nicht für voll nimmt. / Ja, eine Beschimpfung, also ein Armleuchter, wenn man über jemand schimpft. / Jemand, der ein bisschen hohl ist im Kopf, ne."

Sprecherin:

Die Schwierigkeit, wer denn nun als Armleuchter bezeichnet werden kann, bringt eine Menge neuer Ausdrücke hervor. Ein jecker Typ ist die kölsche Version eines Karnevalsfans, der das ganze Jahr über etwas sonderlich, etwas verrückt, eben jeck ist. Ein Original ist jemand, der so seine eigenen Ansichten hat, die meistens nicht den Mehrheitsgeschmack treffen. Und wer nicht alle Tassen im Schrank hat oder aus dem Rahmen fällt, ist eine gelungene Mischung aus jeckem Typ und Original, unangepasst und etwas verrückt. Vielleicht ein kleines Licht, vielleicht aber auch ein ganz großes.

Fragen zum Text

Wenn Sie Feuer und Flamme für etwas sind, dann …

1. finden Sie etwas langweilig.

2. finden Sie etwas toll.

3. finden Sie etwas schrecklich.

Eine ganz große Begeisterung, die sich nach kurzer Zeit wieder legt, ist ein …

1. Geistesblitz.

2. Armleuchter.

3. Strohfeuer.

Wenn Sie etwas nach langer Zeit endlich verstanden haben, dann …

1. ist Ihnen ein Licht aufgegangen.

2. haben Sie das Licht angemacht.

3. ist das Licht im Wohnzimmer ausgegangen.

Arbeitsauftrag

Suchen Sie im Wörterbuch nach weiteren Wörtern aus dem Wortfeld "Feuer und Licht", z.B. feuern, feurig, (an-)zünden, Entzündung. Bilden Sie Sätze, in denen die von Ihnen herausgesuchten Wörter vorkommen.

Autorin: Gabriele Klasen

Redaktion: Beatrice Warken

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