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Feuer in Flüchtlingsheim möglicherweise gelegt

4. September 2015

Nach dem Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft in Hessen schließt die Polizei einen technischen Defekt als Brandursache aus. Mehrere Bewohner erlitten Verletzungen.

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Ein Polizeibeamter untersucht den Brandherd im Eingangsbereich des Asylbewerberheims (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/F.Rumpenhorst

Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Darmstadt mitteilte, konzentrieren sich die weiteren Ermittlungen zu dem Feuer in der Flüchtlingsunterkunft im hessischen Heppenheim nun auf Brandstiftung. Dabei komme eine vorsätzliche Brandstiftung in Betracht, aber auch eine fahrlässige Brandstiftung, etwa durch eine vergessene Zigarette. Nach Angaben der Sprecherin suchen Experten des hessischen Landeskriminalamts am Brandort nach Spuren.

Noch keine konkreten Hinweise

So werde etwa geprüft, ob Brandbeschleuniger zum Einsatz gekommen seien. Konkrete Hinweise gebe es darauf aber noch nicht. "Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Derzeit würden auch Bewohner der Unterkunft und Anwohner befragt.

Bei einem nächtlichen Brand wurden vier Bewohner verletzt. Ein Mann zog sich Knochenbrüche zu, als er aus einem Fenster im zweiten Stock des Gebäudes sprang. Drei Menschen erlitten nach Angaben der kommunalen Behörden Rauchvergiftungen und wurden vorsorglich im Krankenhaus behandelt.

Nach Erkenntnissen der Polizei brach das Feuer in der Nacht zum Freitag hinter der Eingangstür im Erdgeschoss aus. Dort stand mindestens ein Kinderwagen, der völlig ausbrannte. Zeugen hatten gegen 1.15 Uhr MESZ Rauch im Eingangsbereich bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Diese traf wenige Minuten später ein und konnte den Brand zügig löschen.

51 Flüchtlinge untergebracht

Wie der Kreis Bergstraße mitteilte, waren in dem dreigeschossigen Gebäude 51 Menschen untergebracht, von denen 46 zum Zeitpunkt des Feuers in dem Haus waren. Die Flüchtlinge stammen aus Äthiopien, Algerien, Irak, Libanon, Kongo, Nigeria, Türkei, Somalia und Syrien. Die Stadt Heppenheim geht davon aus, dass die Menschen ihre Wohnungen bald wieder beziehen können, wenn das Gebäude grundgereinigt worden ist.

Verfassungsschutz-Präsident Maaßen (Foto: dpa)
Verfassungsschutz-Präsident MaaßenBild: picture-alliance/dpa

Seit Monaten kommt es in Deutschland immer wieder zu Brandanschlägen auf geplante, aber auch auf bereits bewohnte Flüchtlingsheime. Bis Ende August wurden mehr als 340 derartige Anschläge gezählt. Das sind in den ersten acht Monaten dieses Jahres bereits fast doppelt so viele wie im Gesamtjahr 2014.

"Rechte Szene radikalisiert sich"

Der Verfassungsschutz befürchtet nach den Worten seines Präsidenten Hans-Georg Maaßen einen weiteren Anstieg rechtsextremer Gewalt gegen Ausländer. "Eine Trendwende für die zweite Jahreshälfte ist derzeit nicht abzusehen", sagte Maaßen dem "Tagesspiegel" in Berlin. Die Hetze gegen Flüchtlinge führe zu einer Radikalisierung der rechtsextremistischen Szene. In einer derart aufgeheizten Stimmung sei nicht auszuschließen, "dass sich Gruppen bilden, die dazu bereit sind, rechtsterroristische Anschläge zu verüben", warnte Maaßen.

wl/cr (dpa,afp)