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Mitmach-TV auf Erfolgskurs

Eleni Klotsikas6. Februar 2009

Der 2005 vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore und vom Unternehmer Joel Hyatt ins Leben gerufene Sender hat zwei Jahre nach seiner Gründung bereits einen Emmy als bester interaktiver Fernsehkanal gewonnen.

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Al Gore ist der Mitbegründer des Mitmach-Senders Current-TVBild: AP

Das Erfolgsrezept von Current-TV liegt in seiner Interaktivität. Im Zeitalter von YouTube und Blogs, die in Amerika einen größeren Stellenwert haben als bei uns, war die Gründung des „Mitmachfernsehens“ die logische Konsequenz eines sich wandelnden Medienverhaltens.

Ob über den Erfolg einer Dating-Webseite oder über Kriminalität in der kalifornischen Stadt Oakland: die Auswahl der Themen bestimmen Fernsehzuschauer selbst. Mit einer Videokamera und einem Laptop werden sie zu Fernsehproduzenten. Viewer created content heißen diese 5 bis 7 Minuten langen Videopodcasts, die ein Drittel des Programms von Current-TV ausmachen. Qualitativ sind diese Beiträge um einiges professioneller als die Videos auf YouTube. Current-TV wird von vielen unabhängigen Kreativen genutzt.

Gelebte Mediendemokratie

Die von den Zuschauern produzierten Videos gelangen über das Internet ins Programm von Current-TV. Auf der Seite www.current.com müssen sie zunächst hochgeladen werden und sich einem öffentlichen Bewertungsprozess stellen. Nur die Videos mit den meisten Stimmen werden von Current-TV gekauft und gelangen auf den Fernsehbildschirm. Über hundert solcher Zuschauervideos konkurrieren täglich um einen Platz im Fernsehen.

Kind agiert interaktiv mit dem Fernseher
Das Fernsehen der Zukunft setzt auf InteraktivitätBild: AP

Bei Current-TV geht es nicht nur ums „Selber-Machen“, sondern auch ums Mitbestimmen, sagt Mark Goldman, Manager bei Current-TV: “Wir wollen unser Medium demokratisieren und jedem die Möglichkeit bieten mitzumachen, denn wir leben in einer sehr kreativen Gesellschaft. Wenn Fernsehmacher ein Stück entmachtet werden und man das Medium für die Zuschauer öffnet, dann bekommt man gute, sinnvolle Beiträge, die nach unserer Auffassung viel authentischer und für junge Leute auch interessanter sind.“

Der Zufall führt Regie

Die Teilhabe der Zuschauer am Programm geht soweit, dass sie zu Reportern über Ereignisse in aller Welt werden können. “Collective Journalism“ wird diese Form bei Current-TV genannt. Aber auch die restlichen zwei Drittel des Programms, die von den rund 400 fest angestellten Current-TV-Mitarbeitern produziert werden, sind eher unkonventionell. Current-Reporter gehen auf die Straße - ein bisschen verwackelt dürfen die Bilder sein - und erzählen eine Story in 7 Minuten. Längere Reportagen und Satiresendungen seien eher die Ausnahme, sagt Mark Goldman von Current-TV:

„Wir haben ein paar halbstündige Sendungen über Musik oder Comedy. Doch der Rest des Programms entsteht jeden Tag neu, mehr oder weniger durch Zufall. Wie im Internet nehmen wir den Zuschauer mit auf eine Reise. Ein Moderator führt durch eine Vielzahl einzelner Videopods, die thematisch völlig unterschiedlich sind und macht daraus eine Sendung.“

Paar mit Videokamera
Selbsgedrehte Videos machen den Hauptanteil des Programms von Current-TV ausBild: picture-alliance/Bildagentur Huber

Zuschauer machen Werbung

Der Sender finanziert sich durch Einnahmen von Kabelunternehmen und zum großen Teil durch Werbung. Und auch hier geht der Sender ganz neue innovative Wege. Werbespots, die von Zuschauern selbst kreiert werden, sog. „Viewer created ads“ sind nicht nur beim Publikum, sondern auch bei Unternehmen beliebter als professionelle Werbung. Auch sie gelangen über Wählerstimmen im Internet ins Programm von Current-TV. Besonders gut kam der Werbespot eines Zuschauers an, der von einer Liebesbeziehung mit seinem Auto erzählt. “Hi, Ich bin Yujean und das ist Janet. Wir sind seit sechs Monaten zusammen. Janet liebt es mit mir zum Campen zu fahren, Ausflüge zu machen, sie ist einfach perfekt. Ich liebe sie. Ich bin total verliebt. Janet ich gehe nie wieder auf Autoshows, das brauche ich nicht mehr. Nie wieder!“

Die aktuelle Wirtschaftskrise meistert das jungen Medienunternehmen mit Sitz in San Fransisco besser als viele andere seiner Branche. Trotz einiger Entlassungen ist Current-TV vor kurzem nach Kanada expandiert. Wann der Sender seine Ankündigung, auch nach Deutschland zu kommen, wahr machen will, darüber will sich Geschäftsführer Mark Goldman bisher nicht konkret äußern. Nationale Ableger von Current-TV gibt es bereits schon in Großbritannien, Irland und Italien.