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FDP-Ehrenvorsitzender Lambsdorff gestorben

6. Dezember 2009

Der frühere FDP-Vorsitzende und Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Die Kanzlerin würdigte den FDP-Ehrenvorsitzenden als "große Persönlichkeit der sozialen Marktwirtschaft".

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Otto Graf Lambsdorff (Archivfoto: dpa)
Ehrenvorsitzender der FDP: Otto Graf LambsdorffBild: picture alliance / dpa

Die genaue Todesursache war am Sonntag (06.12.2009) zunächst unklar. Sein Sohn Nikolaus Graf Lambsdorff erklärte lediglich, sein Vater sei plötzlich und unerwartet gestorben. Zuvor hatte die Tageszeitung "Die Welt" den Tod gemeldet. Lambsdorff sei "von seinen vielfältigen Leiden erlöst worden", zitierte die Zeitung ein Statement von Lambsdorffs Büro.

Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Lambsdorff als "menschlich wie politisch gleichermaßen herausragenden Liberalen". In einer Kondolenzmittelung zum Tode Lambsdorffs erklärte sie am Sonntag: "Er hat die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland lange Jahre hindurch ordnungspolitisch geprägt und reiht sich ein in die Reihe der großen Persönlichkeiten unserer sozialen Marktwirtschaft."

Politisches Gewicht bis zuletzt

Die Stimme von Otto Graf Lambsdorff behielt bis zuletzt politisches Gewicht in Deutschland. Noch vor wenigen Wochen warnte der frühere Bundeswirtschaftsminister die neue schwarz-gelbe Bundesregierung vor einem "Schuldenrausch". Zwei Wochen vor seinem 83. Geburtstag ist der FDP-Ehrenvorsitzende in einem Bonner Krankenhaus gestorben.

Lambsdorff war ein Markenzeichen der Freidemokraten. Als unbedingter Verfechter der freien Marktwirtschaft und scharfer Analytiker mit markiger Rhetorik genoss er hohes Ansehen über die Parteigrenzen hinweg. "Zwischen Bismarck und Erhard" wurde er angesiedelt - wegen seiner preußischen Härte, gepaart mit einem liberalen Bekenntnis zur freien Marktwirtschaft. Sein langjähriger Spitzname "Marktgraf" wurde zu einer Art Ehrentitel.

Architekt der FDP-Orientierung zur CDU

In der deutschen Regierungsgeschichte ist Lambsdorffs Name mit der "Wende" von der sozial-liberalen Regierung Helmut Schmidts zur liberal-konservativen CDU/CSU/FDP-Koalition von Helmut Kohl verbunden. Lambsdorff, von 1977 bis 1984 Chef des Wirtschaftsressorts, schrieb damals einen Text, mit dem er einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik mit drastischen Einschnitten bei den Sozialleistungen verlangte. Das "Lambsdorff-Papier" läutete 1982 den Koalitionswechsel der FDP von der SPD zur Union ein.

SPD-Kanzler Gerhard Schröder beauftragte 1999 den FDP-Mann, die Verhandlungen über die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern zu führen. Das Verhandlungsgeschick Lambsdorffs in den diffizilen Gesprächen mit Anwälten und Verbänden der Opfer fand hohe Anerkennung. Die internationalen Verbindungen, die Lambsdorff auch als Vorsitzender der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung hatte, halfen dabei.

Verwicklung in Spendenaffäre

In den 80er-Jahren überschattete die Flick-Parteispendenaffäre die Karriere des langjährigen Bundestagsabgeordneten Lambsdorff. Er wurde 1987 zu einer Geldstrafe verurteilt. In seiner Partei schadete ihm das nicht. Von 1988 bis 1993 war er FDP-Bundesvorsitzender. Auch danach blieb der aus westfälischem Uradel stammende Kaufmannssohn, der seit einer Kriegsverletzung gehbehindert war, kantig.

Autor: Ranty Islam (dpa, ap)
Redaktion: Martin Schrader