Facing India: Indische Kunst in Wolfsburg
Trotz Patriarchat und Nationalismus suchen und finden Frauen in Indien ihre eigene Identität - auch in der Kunst. Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt, wie Künstlerinnen in Indien mit ihrer Arbeit Grenzen überschreiten.
Prajakta Potnis: Die Küche als Bühne
Prajakta Potnis fühlt sich wohl in der Küche. Sie inszeniert Objekte in Kühlschränken, Gefriertruhen oder auch Waschmaschinen, die auf Fotos wie bedrohliche, futuristische Stillleben wirken. Manche Bilder wie diese Rolltreppe erinnern an Settings aus einem Science-Fiction Film. Mit diesen Installationen warnt Potnis - mit einem Augenzwinkern - vor Willkür und Autokratie.
Reena Saini Kallat: Plädoyer für Austausch
Reena Saini Kallat will Grenzen durchbrechen. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich viel mit hybriden Identitäten: Sie schafft Phantasiewesen, Kreaturen, die halb Tiger und halb Ziege sind. In dieser Arbeit (Foto) thematisiert sie den Konflikt in Kaschmir. Es gehört zu einer Reihe von Bildern, die sich den - stets sich ändernden - Grenzen des Kriegsgebiets widmen.
Bhati Kher: Ein Platz in der Kunstwelt
Bharti Kher ist die einzige Künstlerin in der Ausstellung, die nicht in Indien geboren wurde. Sie wuchs in England auf, hatte dort aber das Gefühl "keinen Platz in der Kunstwelt zu haben" und zog im Alter von 23 Jahren nach Indien. Hier mischt sie sich gern unter Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten und lässt sich so inspirieren. Hier zu sehen: sechs Gipsabdrücke von Prostituierten.
Vibha Galhotra: die fünf Elemente
Vibha Galhotra's Werke stellen den Umgang des Menschen mit der Umwelt auf den Prüfstand. In ihrer Bildsprache bedient sie sich hierfür der fünf Elemente: Wasser, Erde, Feuer, Luft und Äther. Letzteres nennt sich in der hinduistischen Mythologie "Panchabhuta" und ist die Basis jeglicher schöpferischen Kraft - auch der künstlerischen Kreativität.
Mithu Sen: Mitmachen ist angesagt
Mithu Sens Werke spielen auf mehreren Ebenen ab und benötigen die aktive Beteiligung des Betrachters, um sich zu entfalten. So braucht man beispielsweise eine Taschenlampe, um geheime Nachrichten auf Plexiglas zu sehen oder muss sich wie bei dieser Arbeit (Foto) bücken und wenden, um einen Blick auf versteckte Figuren oder Totenköpfe zu erhaschen. Diesen Prozess nennt Sen dann Performance.
Tejal Shah: Provokation als Kunst
Tejal Shah bricht mit Normen, schafft Videoinstallationen mit sexhungrigen Einhornmenschen und wurde dafür in Indien auch bereits zensiert. Sie spielt mit Geschlechterrollen und sieht im Akt der Provokation einen Teil ihrer Kunst. Das Bild oben stammt aus einem Video, das sich mit Sexualität beschäftigt. Aus einer Müllhalde steigen geschlechtslose Phantasiewesen hervor, die Kontakt suchen.