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EZB beflügelt Börsen

5. Juni 2014

Billiges Geld, neue Notkredite, Strafzinsen für Banken: Die EZB zieht im Kampf gegen Konjunkturflaute und Deflation alle Register. Der Dax stieg auf einen neuen Rekordwert.

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Symbolbild EZB Europäische Zentralbank Frankfurt am Main
Bild: Daniel Roland/AFP/Getty Images

Die Europäische Zentralbank (EZB) macht Ernst im Kampf gegen den seit Monaten niedrigen Preisauftrieb im Euroraum. Sie senkte den Leitzins wie erwartet von 0,25 Prozent auf das Rekordtief von 0,15 Prozent. Den Zins für Bankeinlagen, der seit dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise im Juli 2012 bei 0,0 Prozent lag, nahm die Notenbank auf minus 0,10 Prozent zurück.

"Wir reagieren damit auf das Risiko eines zu langen Zeitraums niedriger Inflationsraten", erklärte EZB-Präsident Mario Draghi. Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite und Investitionen und kurbeln so die Wirtschaft an. Das stärkt in der Regel den Preisauftrieb.

Neue Geldspritze

Darüber hinaus sollen zwei Geldspritzen von insgesamt 400 Milliarden Euro die Kreditvergabe ankurbeln, kündigte Draghi an. Das Geld steht aber nicht für die Staatsfinanzierung zur Verfügung. "Wir werden überprüfen, wohin das Geld fließt", betonte Draghi. Aus einem 2012 beendeten Kaufprogramm der Notenbank für Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder sollen zudem rund 165 Milliarden Euro ins Finanzsystem fließen. Die Rundumversorgung der Institute mit Zentralbankgeld verlängert die EZB bis Ende 2016.

Draghi betonte, er sei bei Bedarf bereit, zusätzlich weitere Maßnahmen zu ergreifen: "Wir sind hier noch nicht fertig. Im Notfall sind wir - im Rahmen unseres Mandats - hier nicht fertig."

Im Mai war die Teuerungsrate im Euroraum auf 0,5 Prozent gesackt und ist damit weit entfernt vom EZB-Ziel stabiler Preise bei einer Inflation von knapp unter 2,0 Prozent. Das nährt Sorgen vor einer Deflation, also einem Preisverfall auf breiter Front. Draghi betonte jedoch, er sehe derzeit keine Deflationsgefahr im Euroraum.

Dax auf Rekordwert

Aus Deutschland kam Kritik an der Verschärfung des Krisenkurses. "Durch die erneute Zinssenkung werden die Sparer in ganz Europa weiter verunsichert und Vermögenswerte zerstört", sagte Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon.

Beflügelt von der neuen Geldschwemme der EZB hat der Deutsche Aktienindex erstmals in seiner 26-jährigen Geschichte die Marke von 10.000 Punkten überschritten, wenn auch nur kurzfristig. Der Dax ging mit 9948 Punkten aus dem Handel, ein leichtes Plus von 0,21 Prozent.

Den Euro setzten die Entscheidungen nur kurze Zeit unter Druck. Die Gemeinschaftswährung rutschte zeitweise auf 1,3503 Dollar, erholte sich aber wieder schnell und kletterte auf 1,3654 Dollar.

bea/ (reuters, dpa, afp)