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Gesellschaft

Abenteurer und Aktivist Nehberg gestorben

2. April 2020

Er war Deutschlands Survival-Pionier: Rüdiger Nehberg hat den Atlantik auf einem Baumstamm überquert und sich monatelang allein durch Regenwald und Wüste gekämpft. Jetzt ist der Menschenrechtler 84-jährig gestorben.

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Rüdiger Nehberg verstorben
Bild: picture-alliance/K. Schindler

Seit Anfang der 70er Jahre hat Rüdiger Nehberg mit seinen spektakulären Aktionen als Überlebenskünstler auf dem Atlantik, im Dschungel und in der Wüste immer wieder für Aufsehen gesorgt. Er hat den Atlantik auf einem Baumstamm, einem Tretboot und einem Floß überquert, sich monatelang allein und ohne Ausrüstung durch Regenwald und Wüste gekämpft, Angriffe von Tieren und Menschen überstanden. Erst als bloßer Abenteurer, dann auch als Menschenrechtsaktivist.

Jetzt ist der deutsche Survival-Pionier und Menschenrechtler im Alter von 84 Jahren gestorben, das wurde auf seiner offiziellen Internetseite und auf seiner Facebookseite bekanntgegeben.

Die Aufmerksamkeit, die seine Aktionen bekamen, nutzte er, um sich für bedrohte Völker zu engagieren. Seit Anfang der 80er Jahre setzte er sich für das indigene Volk der Yanomami im brasilianischen Regenwald ein, deren Lebensraum etwa durch Goldsucher massiv in Gefahr geraten war.

Kampf gegen Genitalverstümmelung

Später kämpfte Nehberg gemeinsam mit seiner Frau gegen Genitalverstümmelung bei jungen Mädchen und Frauen in Afrika und Asien. Mit seinem Verein Target organisierte das bei Hamburg lebende Paar eine "Karawane der Hoffnung" durch die Wüste und im Jahr 2006 eine Konferenz hochrangiger islamischer Gelehrter in Kairo, die die Genitalverstümmelung in Form einer Fatwa als nach islamischem Recht verboten deklarierte. Den größten und längsten Bürgerkrieg der Menschheit nannte Nehberg Frauenbeschneidung.

Der gelernte Bäcker und Konditor aus Bielefeld hatte vor und zunächst auch während seiner Abenteurerzeit eigene Ladengeschäfte in Hamburg. Ende der 60er Jahre befasste er sich mit dem Thema Überlebenstraining und wurde zum Survival-Pionier in Deutschland. In seinen zahlreichen Büchern gibt er Ratschläge, wie man in schwierigen Situationen überleben kann, in Gefangenschaft, bei Entführungen, bei Angriffen. Es störte ihn nicht, dass er oftmals als wunderlicher "Würmerfresser" bezeichnet wurde.

qu/gri (dpa, afp)