Explosion bei Ankunft des Vize-Präsidenten
22. Juli 2018Ein Sprecher der Polizei teilte mit, die Explosion habe sich auf der Zufahrtsstraße zum Flughafen-Haupteingang ereignet, wo sich Dostum-Anhänger zum Empfang des Vizepräsidenten versammelt hatten. Nach Angaben des Innenministeriums wurde der Sprengsatz wahrscheinlich von einem Selbstmordattentäter gezündet. Mindestens 14 Menschen wurden bei der Detonation getötet, mehr als 50 verletzt. Unter den Opfern seien sowohl Zivilisten als auch Sicherheitskräfte. Dostum sei unversehrt geblieben.
Hochrangiger Empfang für Dostum
Abdul Raschid Dostum und seine Entourage hatten laut Meldungen aus Kabul nur wenige Minuten vor der Explosion das Flughafengelände mit einem gepanzerten Konvoi verlassen. Der 63-Jährige war dort vom zweiten Vizepräsidenten Sarwar Danisch und Parlamentsmitgliedern offiziell empfangen worden.
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" reklamierte über ihr Internet-Sprachrohr Amak die Tat für sich. Ziel des Selbstmordanschlags sei Vizepräsident Dostum gewesen..
Zwielichtige Gestalt auf hochrangigem Posten
Der frühere Milizenführer Dostum hatte sich im Mai des Vorjahres von Afghanistan in die Türkei abgesetzt, nachdem ihm in seinem Heimatland die Misshandlung, Entführung und Vergewaltigung eines Rivalen vorgeworfen worden waren. Er soll Ende 2016 seinen Leibwächtern befohlen haben, seinen Kontrahenten Ahmed Ischchi mehrere Tage zu verschleppen, zu foltern und gemeinschaftlich zu vergewaltigen. Die Generalstaatsanwaltschaft erhob im Juni 2017 Anklage. Dostum weist die Vorwürfe jedoch zurück. Seinen Aufenthalt in der Türkei begründete er mit ärztlichen Behandlungen.
Ashraf Ghanis Kalkül
Der Ex-"Warlord" Dostum ist ein erklärter Gegner der Einheitsregierung von Präsident Ashraf Ghani. Ghani hatte den Usbeken Dostum 2014 dennoch zu seinem Stellvertreter ernannt, um bei den ethnischen Minderheiten im Norden Afghanistans zu punkten. Die Ernennung des einstigen Kriegsherren brachte ihm aber auch scharfe Kritik ein, weil Dostum für schwere Menschenrechtsverletzungen nach dem Sturz der radikal-islamischen Taliban verantwortlich gemacht wird. Unter anderem soll er zugelassen haben, dass hunderte Taliban in Schiffscontainer gesperrt wurden und darin erstickten.
Seine Rückkehr war lange Gegenstand von Spekulationen. Sie erfolgte nun inmitten gewalttätiger Proteste in mehreren Provinzen im Norden Afghanistans, Dostums traditioneller Machtbasis.
Beobachtern zufolge gab Präsident Ashraf Ghani grünes Licht für die Rückkehr seines Stellvertreters, um den Norden zu stabilisieren und sich vor den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr die Unterstützung der usbekischen Minderheit zu sichern.
qu/uh (dpa, afp, rtr, ape)