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Politik

Ex-US-Häftling Söring in Frankfurt gelandet

17. Dezember 2019

Juristen hatten an der Verurteilung des Deutschen zu zweimal lebenslänglich große Zweifel. Jetzt wurde der 53-Jährige abgeschoben. Die Vereinigten Staaten wird er wohl nie wiedersehen.

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Deutschland | Ankunft Jens Söring am Flughafen Frankfurt
Flug in die Freiheit: Jens Söring nach seiner Ankunft in Frankfurt am MainBild: picture-alliance/AP Photo/M. Probst

Der in den USA wegen Doppelmordes verurteilte Jens Söring ist in Deutschland eingetroffen. "Das ist der schönste Tag in meinem Leben", sagte Söring in einem kurzen Statement nach seiner Landung in Frankfurt am Main. Nun müsse er "emotional ankommen in Deutschland". Der Sohn eines Diplomaten war drei Jahrzehnte lang in den Vereinigten Staaten inhaftiert. Ihm wurde zur Last gelegt, 1985 die Eltern seiner damaligen Freundin Elisabeth Haysom getötet zu haben.

Die Behörden im US-Bundesstaat Virginia hatten im November entschieden, Söring auf Bewährung freizulassen und abzuschieben. Zugleich wurde er mit einer lebenslangen Wiedereinreisesperre belegt. Der Deutsche war von Washington aus per Linienflug über den Atlantik gekommen. Auf einem Twitter-Account, der von Unterstützern des 53-Jährigen betrieben wird, hieß es: "In diesem Moment ist Jens in der Luft. Genauso frei wie die 300 Passagiere um ihn herum, die aus dem Urlaub kommen oder ihre Familien besucht haben."

"Ich bin durch die Hölle gegangen"

Das Urteil zu zweimal lebenslanger Haft war unter Juristen umstritten. Söring hatte die Morde zunächst gestanden, später aber das Geständnis widerrufen. Er beteuert bis heute seine Unschuld. Viele Beweismittel aus dem Prozess konnten später entkräftet werden. Auch das Ergebnis einer kürzlich durchgeführten DNA-Untersuchung spricht gegen den Schuldspruch.

In einem Interview der "Bild"-Zeitung hatte Söring über die Haftbedingungen in einem Staatsgefängnis in Virginia gesagt: "Ich bin wahrlich durch die Hölle gegangen! Das Schlimmste, was man sich über Gefängnisse in Amerika ausmalen kann, war dort alles Wirklichkeit." Jeder Tag sei ein Überlebenskampf gewesen. Es habe "immer mehr Gangs, Drogen und Tote" gegeben.

Keine Begnadigung

Nach Einschätzung seines US-Anwalts stehen Sörings Chancen auf eine Haftentschädigung allerdings nicht sehr gut. Das hängt auch damit zusammen, dass er nicht begnadigt, sondern nur auf Bewährung freigelassen und abgeschoben wurde. Ohne eine solche Rehabilitierung könne Söring die US-Behörden nicht in einem Zivilverfahren auf Entschädigung verklagen, hatte ein Rechtsanwalt Ende November der "Bild"-Zeitung gesagt.

Sörings Ex-Freundin Haysom war 1987 wegen Beteiligung an dem Doppelmord zu 90 Jahren Haft verurteilt worden. Der Bewährungsausschuss von Virginia sprach sich inzwischen auch für ihre Entlassung aus. Die kanadische Staatsbürgerin soll in ihr Heimatland abgeschoben werden.

jj/kle (dpa, epd)