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Ex-Präsident Gbagbo wehrt sich weiter

6. April 2011

Nach blutigen Kämpfen in der Elfenbeinküste ist der vor fünf Monaten abgewählte Präsident Gbagbo jetzt in die Enge getrieben worden. Er verschanzt sich in einem Bunker und gibt von dort Durchhalteparolen aus.

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Laurent Gbagbo (Foto: Xinhua/Landov)
Verhandelte zuletzt im Bunker seiner Residenz: Ex-Präsident Laurent GbagboBild: picture alliance/landov

Der langjährige Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, ist nach eigenen Angaben nicht bereit, die Macht an seinen international anerkannten Nachfolger Alassane Ouattara abzugeben. "Ich erkenne Ouattaras Sieg nicht an", sagte Gbagbo am Dienstagabend (05. 04.2011) in einem Telefoninterview mit dem französischen Fernsehsender LCI. Eine entsprechende Forderung Frankreichs und der Vereinten Nationen lehne er ab. Er finde es erstaunlich, wie in ausländischen Hauptstädten über die Zukunft eines Landes "gepokert" werde, sagte Gbagbo in dem Telefongespräch weiter.

Ouattaras Kämpfer waren zuvor bis zur Präsidentenresidenz in Abidjan vorgedrungen. Nach Angaben der Vereinten Nationen und des französischen Premierministers François Fillon verschanzt sich Gbagbo in einem Bunker unter seiner Residenz, während zwei seiner Generäle über die Bedingungen für seinen Abgang verhandelten. Der französische Außenministers Alain Juppé sagte dem Fernsehsender France 2, die Gespräche dauerten an.

Blauhelm-Soldat mit Gewehr im Anschlag (Foto: AP)
Trugen mit zur militärischen Entscheidung bei: Blauhelm-Soldaten in AbidjanBild: AP

Zuvor hatte der in die französische Botschaft in Abidjan geflüchtete Außenminister des abgewählten Präsidenten, Alcide Djedje, verkündet: "Der Krieg ist vorbei." Sein Militärchef Philippe Mangou rief nach Tagen schwerster Gefechte in der Wirtschaftsmetropole zum Waffenstillstand auf. Ein Sprecher der Vereinten Nationen bestätigte, die Generäle von Gbagbo hätten die UN telefonisch über die Feuerpause von ihrer Seite aus unterrichtet.

Gbagbo selbst soll die internationale Staatenorganisation bereits um Schutz gebeten haben, wie aus einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Papier hervorgeht. Die Afrikanische Union berichtete, dass unter anderem Mauretanien als mögliches Exil für den langjährigen Staatschef der Elfenbeinküste im Gespräch sei.

Die Europäische Union und die Afrikanische Union (AU) forderten Gbagbo zum Machtverzicht auf. Dies sei der einzige Weg aus der Krise der Elfenbeinküste, hieß es in einer Erklärung, die die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und AU-Kommissionspräsident Jean Ping am Dienstagabend nach einem Treffen in Brüssel veröffentlichten.

Kaum noch Schüsse in Abidjan

In der seit Tagen umkämpften Hafenstadt Abidjan waren nach zuletzt heftigen nächtlichen Kämpfen kaum noch Schüsse zu hören. Mehrere Tausend Soldaten des international als Sieger der Präsidentenwahl vom November anerkannten Alassane Ouattara hatten am Vortag zur Entscheidungsschlacht angesetzt. In die Kämpfe griffen auch französische und UN-Truppen ein, die - offiziell zum Schutz von Zivilisten - mit Hubschraubern aus der Luft schwere Waffen Gbagbos zerstörten.

Nächtliche Gefechte in Abidjan (Foto: EPA)
Gbagbos Truppen umzingelt und unter schwerem BeschussBild: picture-alliance/dpa

Das Eingreifen Frankreichs und der UN in die Kämpfe wird möglicherweise noch ein Nachspiel im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen haben. Russland zweifelt die Rechtmäßigkeit der Intervention an und forderte eine Unterrichtung des höchsten UN-Gremiums. Dessen Mandat verpflichte Friedenstruppen zu Neutralität und Unparteilichkeit, sagte Außenminister Sergej Lawrow.

Südafrika äußerte sich ähnlich. Der Präsident der Afrikanischen Union erklärte, es müsse Afrika überlassen werden, seine Angelegenheiten selbst zu regeln. Der Rücktritt Gbagbos sei zwar zwingend, dürfe aber nicht über das Eingreifen einer ausländischen Armee erzwungen werden.

Autoren: Stephan Stickelmann / Gerd Winkelmann (dpa, afp, rtr, ap)

Redaktion: Walter Lausch