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Marsch gegen Drohnen

Rachel Jasmin Baig5. Oktober 2012

Aus Protest gegen die US-Drohnenangriffe im Land organisiert Pakistans berühmtester Ex-Cricketspieler einen Friedensmarsch nach Waziristan. Doch damit verfolgt er auch ganz eigene politische Ziele.

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Die pakistanische Cricketlegende Imran Khan (Foto:ap)
Imran KhanBild: AP

Aus "Solidarität mit den Menschen in den Stammesgebieten" und um gegen die US-Drohnenangriffe zu protestieren, hat Imran Khan, Cricketlegende und Parteivorsitzender der Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI), bekannt gegeben, dass er zusammen mit 100.000 Menschen am Wochenende Süd-Waziristan besuchen will. Zu den Teilnehmern sollen sowohl eine Schwägerin des ehemaligen britischen Premiers Tony Blair als auch amerikanische Friedensaktivisten sowie Familienangehörige von amerikanischen Soldaten gehören, die in Afghanistan gestorben sind.

"Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es in Pakistan weder einen politischen Anführer gibt, noch irgendeine Person in der Regierung, die sich ernsthaft damit beschäftigt, Frieden in die Stammesgebiete zu bringen", begründet Khan die Idee. "Bis jetzt sind mindestens drei Millionen Menschen wegen der anhaltenden Armee-Operationen in den Stammesgebieten auf der Flucht oder haben keine Heimat mehr. Geschäfte und Schulen sind seit mehr als acht Jahren geschlossen - eine ganze Generation von Kindern hat keine Bildung erhalten. Und es ist kein Ende in Sicht."

Eine PTI-Anhängerin protestiert gegen den Einsatz von US-Drohnen in Pakistan (Foto:ap)
Eine PTI-Anhängerin protestiert gegen den Einsatz von US-Drohnen in PakistanBild: AP

Nach Angaben des "Bureau of Investigative Journalism", einer britischen Journalisten-Initiative, haben die USA in den vergangenen dreieinhalb Jahren der Präsidentschaft Barack Obamas fast 300 Drohnenangriffe in Pakistan durchgeführt. In der Zeit zwischen Juni 2004 und September 2012 seien über 2500 Menschen bei solchen Angriffen ums Leben gekommen, von denen mindestens 400 Zivilisten gewesen seien.

Zu Fuß nach Süd-Waziristan

Die Friedenskarawane, bestehend aus Vertretern von internationalen Menschenrechtsorganisationen, ausländischen Journalisten, Stammesältesten aus der Region und Prominenz aus Großbritannien und den USA soll zunächst die pakistanische Hauptstadt Islamabad verlassen und über die Autobahn nach Waziristan reisen. Nach einer Übernachtung in der Stadt Dera Ismail Khan in der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa soll die Karawane am Sonntag (7.10.2012) ihre Reise nach Süd-Waziristan fortsetzen. Es gab allerdings schon massive Sicherheitsbedenken und Befürchtungen, der Friedenszug könne zum Ziel von Anschlägen durch militante Islamisten werden. Vertreter der pakistanischen Taliban haben bereits eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie den Friedensmarsch kritisierten. Imran Khan jedoch wischt solche Bedenken zur Seite: "Für unsere Sicherheit werden die Stammesleute sorgen", ist er sich sicher. "Wir haben uns vorab mit allen Stämmen unterhalten und alle haben uns willkommen geheißen. Jeder, der die Bräuche der Stammesgebiete kennt, weiß, dass man in dieser Region nur von den Stämmen beschützt werden kann."

Vom Cricket Ground in den Präsidentenpalast?

In Pakistans politischer Landschaft ist Imran Khan eine schillernde Erscheinung. In den 1980er und 1990er Jahren gehörte er zu den weltbesten Cricket-Spielern. Zudem haftet dem heute 50-Jährigen aus dieser Zeit ein gewisses Playboy-Image an. Politisch galt der Vorsitzende der von ihm selbst gegründeten Partei PTI (Pakistanische Bewegung für Gerechtigkeit) lange Zeit als Leichtgewicht. Dennoch wird ihm nachgesagt, dass er bei den nächsten Präsidentschaftswahlen im Februar 2013 die Nachfolge des amtierenden Staatschefs Zardari anstrebt. Umfragen zufolge ist Imran Khan schon jetzt zu Pakistans beliebtestem Politiker aufgestiegen. In den vergangenen Jahren hat der ehemalige Kapitän der pakistanischen Cricket-Mannschaft schon öfter mit massiven PR-Kampagnen auf sich aufmerksam gemacht. Unterstützung findet er vor allem bei der pakistanischen Jugend und in der gebildeten Ober- und Mittelschicht. Mit seinem jetzt geplanten Friedensmarsch hofft Imran Khan aber offenbar auch, in den Stammesgebieten an der afghanischen Grenze zu punkten.

Imran Khan während eines Cricketspiels in den 1980er Jahren (Foto:Getty Images)
Viele Pakistanis kennen Imran Khan noch aus seiner aktiven Zeit als CricketspielerBild: Getty Images

Ausländer aufmerksam machen

Dazu passen auch Aussagen wie die, dass Pakistan seit nun mehr acht Jahren in Amerikas sogenanntem Krieg gegen den Terror mitkämpfe, dies aber nur zu einer Zunahme des Extremismus geführt habe. Im Vorfeld des Friedensmarsches führte Khan weiter aus, dass das Land in den letzten acht Jahren bereits 40.000 Menschen im Kampf gegen den Terrorismus verloren habe. Seiner Ansicht nach würden militärische Operationen in Nord-Waziristan nur zu mehr Katastrophen im Land führen. Khan sagte, die einzige Möglichkeit um ein Friedensabkommen zu unterschreiben sei, Verhandlungen mit den Stammesmitgliedern einzugehen: "Das Ziel dieses Friedensmarschs ist, dass wir die ausländischen Menschrechtsorganisationen und Medien auf die Situation aufmerksam machen, und dass sie sich mit den Stammesangehörigen treffen. Dann können sie die Leute vor Ort fragen, wie hilfreich die Drohnenangriffe wirklich sind, und wer die Opfer solcher Angriffe sind. Man muss zusammen mit ihnen nach einer Lösung suchen."

Eine US-Drohne im Einsatz über Waziristan (Foto:dpa)
Eine US-Drohne im Einsatz über WaziristanBild: picture-alliance/dpa